Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und wird gerne als Baustoff der Zukunft bezeichnet. Doch wie nachhaltig ist Holz tatsächlich? Wir haben uns auf Spurensuche begeben.
Holz ist nicht gleich Holz – und schon gar nicht, wenn es um Hölzer im Garten geht. UV-Strahlung und Feuchtigkeit hinterlassen am Material ihre Spuren. Die Hölzer kommen mit diesen Einflüssen mal besser, mal schlechter klar. Während eine Sitzbank aus Eichenholz auch ohne viel Pflege nach zehn Jahren noch durchaus ansehnlich und stabil sein kann, wurde ein vergleichbares Sitzmöbel aus Fichte wahrscheinlich mindestens einmal erneuert. Das liegt in der Natur der Hölzer, die deshalb auch in fünf unterschiedliche Dauerhaftigkeitsklassen (DHK) eingeteilt werden. In Klasse 1 findet man die Hölzer mit einer Haltbarkeit von bis zu 15 Jahren, beispielsweise Teakholz, in Klasse fünf Hölzer wie Birke, Buche und Esche, die unbehandelt im Garten nur wenige Jahre überdauern. Ein erster Schritt in Richtung Nachhaltigkeit ist daher, von Natur aus dauerhafte, einheimische Hölzer aus nachhaltiger Forstwirtschaft im Garten zu verbauen. Dazu gehören beispielsweise Robinie, Lärche und Eiche.
Weniger dauerhafte Hölzer können mit mit verschiedenen Methoden haltbar gemacht werden. Eine davon ist die Imprägnierung. Dabei wird mit hohem Druck ein Imprägniermittel ins Holz gepresst. Früher hatten diese Produkte ein schlechtes Image, weil die Mittel zum Teil giftige Inhaltsstoffe enthielten. Doch diese Zeiten sind lange vorbei. Was in EU-Ländern und der Schweiz zum Verkauf zugelassen ist, ist prinzipiell unbedenklich für Umwelt und Gesundheit. Eine weitere Methode, die Haltbarkeit von Holz zu erhöhen, ist die Thermobehandlung. Holz wird auf über 160°C erhitzt und nimmt anschließend weniger Wasser auf. Pilze und andere Schädlinge haben es dadurch schwerer. Wunder kann die Thermobehandlung allerdings nicht wirken: die natürliche Dauerhaftigkeit erhöht sich um eine Klasse. Aus einer Fichte mit DHK 4 wird also kein Teakholz. Gleichzeitig wirkt sich das Erhitzen auf die Festigkeit der Hölzer aus – sie sind etwas schwieriger zu verarbeiten als unbehandeltes Holz.
Chemische Modifizierung ist die dritte Möglichkeit, die Haltbarkeit von Holz zu erhöhen. Die Endprodukte sind dann unter Namen wie Kebony oder Accoya auf dem Markt. Bei Kebony wird das Holz der Monterey Kiefer (Pinus radiata) mit Furfurylalkohol haltbar gemacht, bei Accoya wird es mit Essigsäure acetyliert. Die Dauerhaftigkeit der Hölzer erhöht sich um ein Vielfaches. Gleichzeitig lässt es sich weiterhin gut verarbeiten.
Der Wermutstropfen: alle Methoden benötigen Energie. Für die Thermobehandlung muss beispielsweise noch einmal genauso viel Energie aufgebracht werden wie für die technische Trocknung des Holzes vor der Behandlung. Positiv hingegen wirkt sich die deutlich längere Haltbarkeit der Hölzer aus. Hält eine Holzterrasse 15 Jahre statt fünf Jahre, ist das ein Pluspunkt in Sachen Nachhaltigkeit.
Wie nachhaltig etwas ist, lässt sich objektiv ohnehin kaum beantworten. Zielführender ist die Frage: „Was ist die Alternative?“ So kann es nachhaltiger sein, sich trotz des höheren Energieaufwands für modifiziertes Holz zu entscheiden, statt für eine weniger langlebige Terrasse aus unbehandelten, einheimischen Hölzern. All das gilt allerdings nur, wenn die Bauwerke tatsächlich so lange im Garten bleiben wie möglich. Die wenigsten Dinge im Garten verschwinden nämlich, weil sie nicht mehr funktionieren, sondern weil man sie nicht mehr haben möchte. Wer sich für Materialien, Farben und Formen entscheidet, die auch in fünf oder zehn Jahren noch gefallen, leistet einen erheblichen Beitrag zur Nachhaltigkeit.