Die hartnäckigsten Gartenirrtümer

kupfer-baum

Pflegeleichter Rollrasen oder Brennnesseln gegen Läuse – unter Gartenbesitzern kursieren viele Tipps und Tricks, werden weitergeben und für bare Münze genommen. Dass Spinat gar nicht so viel Eisen enthält, ist inzwischen bekannt, andere Irrtümer halten sich dagegen hartnäckig.

Kupfernägel lassen Bäume absterben
Einen Baum auf der Grundstücksgrenze klammheimlich absterben lassen, damit dieser letztendlich gefällt werden muss? Weiss doch fast jeder, man schlägt einfach Kupfernägel ins Holz und der Baum stirbt langsam ab und der Nachbar merkt es gar nicht. Das funktioniert aber nicht, wenn sich überhaupt Kupfer von Nägeln löst, ist die Konzentration im Baum viel zu schwach, um auch nur irgendeinen Effekt hervorzurufen. Schaden nimmt höchstens die Motorsäge, falls man den Baum irgendwann einmal fällen möchte.

Ein anderer Kupferirrtum betrifft Tomaten. Angeblich beugen vergrabene Kupfernägel der gefürchteten Krautfäule vor, gegen die gespritzte Kupferbrühe ja schliesslich auch gut wirkt. Wenn Kupfernägel eine fungizide Wirkung hätten, wäre die Kupferkonzentration in der Pflanze allerdings toxisch und die Tomaten ungeniessbar.

rollrasen

 

Rollrasen ist pflegeleicht
Weniger, als man denkt! Denn Rollrasen hat dieselben Probleme wie jeder andere Rasen. Einfach ausrollen und dann nur noch regelmässig giessen funktioniert nicht. Damit Rollrasen so dicht und gleichmässig wie am ersten Tag bleibt, muss man ihn wie jeden anderen Rasen hegen, pflegen und vor allem regelmässig düngen. Rollrasen ist zwar sofort nach dem Verlegen dicht und sattgrün, er muss aber unbedingt bis zum Anwachsen einige Wochen lange feucht bleiben. Am Rand sollten Sie besonders gründlich wässern, da der Rasen dort gerne austrocknet. Sonst haben die Rasenwurzeln überhaupt keine Lust, ihr locker-lehmiges Substrat zu verlassen und im Gartenboden zu wurzeln und Sie können die einzelnen Rasenbahnen auch nach einem Jahr ganz leicht wieder abziehen.

giessen-rasen

 

Rasen darf man nicht in praller Sonne wässern
Genau, der berühmte Brennglaseffekt. Die Wassertropfen wirken wie ein Brennglas, bündeln die Sonnenstrahlen und schon ist der Rasen verbrannt.
Stimmt nicht. Der Rasen wird sogar gekühlt, wenn man ihn bei Sonne wässert. Schäden durch den sogenannten Brennglaseffekt gehören ins Reich der Märchen. Die Lebensdauer der Tropfen ist viel zu gering und ein konzentrierter Hitzestrahl ist unter Wasser gar nicht möglich. Geben Sie dem Rasen bei Lehmboden einmal wöchentlich satt zu trinken, anstatt ihn jeden Tag mit kleinen Schlückchen zu verweichlichen. Nötig sind 15 bis 20 Liter pro Quadratmeter. Stellen Sie einen Regenmesser auf und merken sich, wie lange der Rasensprenger für diese Menge laufen muss.
Anders sieht es mit Glasscherben oder auch weggeworfenen, durchsichtigen Flaschen aus. Diese wirken wirklich wie ein Brennglas und können sogar trockenes Gras entzünden.

brennnesseljauche

 

Brennnesselsud gegen Blattläuse
Brennnesseljauche ist ein biologisches Spritzmittel gegen Blattläuse. Oder nicht? In Versuchen lag die Wirksamkeit der Brühe bei 30 %. Das ist exakt die von reinem Wasser – man spritzt die Läuse also bestenfalls einfach von den Blättern. Eine direkte Wirkung irgendwelcher Inhaltsstoffe ist nicht nachweisbar.
Als Mittel gegen Blattläuse ist die Anwendung von Brennnesselbrühe sogar streng genommen eine Ordnungswidrigkeit, da die Brühe gar nicht als Pflanzenschutzmittel zugelassen ist.
Die Brühe ist allerdings ein brauchbarer Stickstoffdünger und Pflanzenstärkungsmittel, man kann sie giessen oder als Blattdünger spritzen. Denn was eine Dose Spinat für Popeye ist, ist eine Portion Brennnesseljauche für Gemüse! Sie ist leicht herzustellen, enthält viel Stickstoff und reichlich Mineralstoffe.

zeckengras

 

Zecken lassen sich von Bäumen fallen
Nein, tun sie nicht. Und sie springen einen auch nicht an. Die kleinen Plagegeister klettern nicht einmal höher als gut 70 Zentimeter und lassen sich einfach im Vorbeigehen aus dem Unterholz oder hohem Gras abstreifen. Zecken sind auch nicht nur im Sommer aktiv: Sobald die Temperaturen ein paar Tage lang um die 10 °C liegen, kann man mit den Tieren rechnen. Im Winter oder Herbst hat man allerdings lange Kleidung und feste Schuhe an, weshalb Zeckenbisse wesentlich seltener sind.

narzissenzwiebeln

 

Kaiserkronen und Narzissen schützen vor Wühlmäusen
Der Duft ihrer Zwiebeln soll auf Wühlmäuse abschreckend wirken und die Tiere aus dem Garten verscheuchen oder Einwanderer aus Nachbars Garten abweisen. Die Mäuseinvasion stoppt allerdings keinesfalls am Narzissenwall. Die Pflanzen sind wirkungslos, genau wie die oft im Handel angebotenen Ultraschallgeräte. Gegen Wühlmäuse helfen nur Fallen zufriedenstellend. In wald- oder feldnahen Gärten wird allerdings auch das zur Daueraufgabe, der Mäusenachschub reisst einfach nicht ab. Sie können nur Sitzstangen für Mäusebussarde oder Eulen aufstellen, die die Mäuse dann Tag und Nacht nerven und unter die Erde zwingen.

Beiträge

Über Thomas Hess

hess-ganzThomas Heß arbeitet seit über 15 Jahren als freier Redakteur und Fotograf für Garten-, Natur- und Wohnthemen für diverse Magazine, Buchverlage und Fachfirmen.
Wächst nicht, gibt’s nicht! Denn als Journalist, gelernter Gärtner und Gartenbauingenieur treffen Fachkompetenz und Erfahrung auf die Freude am Gärtnern, am Handwerken und am Experimentieren. Ob Schläuche als Pflanztopf oder alte Flaschen als Windlicht – oft sind es ganz einfache, unkonventionelle Lösungen und Ideen, die dem Hobbygärtner die Arbeit erleichtern oder die Gärten verschönern.
Lieblingsthemen sind alles rund um die Gartenpraxis, Gartentechnik, Gartenteich und natürlich die Fotos dazu, die direkt in der Praxis entstehen. Da darf dann schon mal ein Fleckchen auf der Hose oder Erde an den Fingern sein!

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Sie können folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>