Kompost umsetzen: Wann?

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In der Fachliteratur wird immer empfohlen, den Komposthaufen im zeitigen Frühjahr, konkret im Februar, umzusetzen. Aus Sicht der Tierwelt ist das aber kein guter Termin.

Viele bezeichnen ihn als den «Bauch des Gartens» und das, was darin entsteht, als «schwarzes Gold». Der Komposthaufen und damit der Gartenkompost ist das zentrale Element im Gartenkreislauf. In einem wundersamen Prozess verwandeln Käfer, Tausendfüssler, Kompostwürmer, Asseln und eine Myriade an Mikroorganismen das, was im Garten abgeschnitten oder herausgerissen wird oder was in der Küche als Rüstware anfällt, in feinkrümelige Humuserde. Damit gedüngte Pflanzen erhalten alle nötigen Nährstoffe, werden gegen Krankheiten gestärkt und längerfristig mit Feuchtigkeit versorgt.

Über die Herstellung des Komposts, Tipps zum Kompostieren und die Vorteile von Gartenkompost als Dünger wurde hier im Blog bereits geschrieben. Doch nicht darüber, wie wertvoll solch ein Haufen, der vor Leben wimmelt, für die Tierwelt ist. Damit sind nicht die Wesen gemeint, die den Verrottungsprozess begleiten. Eine Vielzahl an Säugetieren, Reptilien und Vögeln finden im Komposthaufen Schutz und Nahrung. Allerdings nur in völlig frei aufgeschichteten oder offenen Systemen aus Holz oder Draht, nicht in geschlossenen Thermokompostern – aus offensichtlichem Grund.

Erdkröten, Blindschleichen und Igel
Erdkröten überwintern in tiefen Erdhöhlen, unter Wurzeln, Holz, Laub oder Steinen, finden aber auch im Kompost einen idealen Ort für die Winterstarre. Den Haufen sollte man mit Vlies oder einer dicken Laubschicht abdecken, damit Regen und Schnee ihn nicht zu sehr auskühlen.

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Quelle: AdobeStock #182394344

 

In Naturgärten sind häufig Blindschleichen, seltener Ringelnattern anzutreffen. Auch sie nutzen den warmen Komposthaufen gerne als Winterlager. Ringelnattern suchen ihr Quartier Ende September bis Mitte Oktober auf, Blindschleichen etwas später. Die Überwinterung endet in der Regel im März oder April.

Auch für Igel sind Komposthaufen, neben Ast- und Laubhaufen, wichtige Überwinterungsstätten. In der Regel halten sie ab November bis März, manchmal sogar April Winterschlaf. Störungen sind in dieser Zeit unbedingt zu vermeiden, denn geweckte Tiere fahren die Körpertemperatur hoch, was viel Energie kostet. Im winterlichen Garten finden sie keine Nahrung und können die Fettreserven nicht füllen – im schlimmsten Fall verhungern sie.

Vögel und Spitzmäuse
Spitzmäuse sind keine Nagetiere, sondern als Insektenfresser mit Igel und Maulwurf verwandt. Als Nützlinge unterstützen sie den Menschen bei der Schädlingskontrolle. Sie halten weder Winterschlaf noch Winterruhe – daher findet man sie im Winter häufig im Komposthaufen, wo sie nach Asseln, Würmern und Larven suchen. Auch für Vögel wie Rotkehlchen und Amseln sind Komposthaufen regelrecht «Selbstbedienungsbüffets», denn auch sie finden hier wichtige Winternahrung.

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Quelle: AdobeStock #530846716

 

Vorsicht: Haben sich weniger erwünschte Tiere, zum Beispiel Ratten, im Kompost angesiedelt, liegt das oft daran, dass er mit gekochten Küchen- oder Fleischabfälle befüllt wurde. Deshalb haben Fisch, Fleisch, Knochen, Käse, gekochte und gebackene Speisereste nichts auf einem Komposthaufen zu suchen.

Aber was ist nun der richtige Termin fürs Umsetzen eines Komposthaufens? Aus Sicht der Tierwelt ist die Zeit von Oktober bis März denkbar ungünstig. Könnten sie wählen, würden sie die Sommermonate empfehlen. Aber auch dann gilt, das Umsetzen vorsichtig anzugehen. Ringelnatter und Blindschleiche nutzen den warmen Komposthaufen gerne zur Eiablage. Dies sollte man stets im Kopf haben, wenn «der Bauch des Gartens» mit der Grabgabel umgeschichtet wird.

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Über Judith Supper

IMG_9165_HPJudith Supper ist Fachjournalistin, Texterin und Mitinhaberin des Medienbüros Brizamedia, das seit seiner Gründung 2015 einen umfassenden Medienservice für die grüne Branche bietet. Seit bald zehn Jahren ist Judith Supper für Fachmedien im In- wie Ausland tätig, darunter auch die bedeutendsten Fachzeitschriften des deutschsprachigen Raums. 2011 ging sie mit „Pflegeleichte Gärten gestalten“ (Christian Verlag) unter die Buchautoren und war von 2011 bis 2014 als leitende Redaktorin für g’plus (Herausgegeben von JardinSuisse, Unternehmerverband Gärtner Schweiz) beschäftigt. Egal ob eine Reportage über Pflanzenzucht im Weltall, ein Messebericht von der Chelsea Flower Show oder Portrait eines Floristik-Unternehmens, ihr Anliegen ist es, komplexe Inhalte leserfreundlich aufarbeiten, dabei aber niemals die fachlichen Sachverhalte aus den Augen zu verlieren.

Ihre Haupt-Interessensgebiete liegen in den Bereichen:

  • Umwelt- und Naturschutz
  • Gartenpraxis: Zier-, Nutz- und Naschgarten
  • Nachhaltigkeit und Biodiversität
  • Gartenkultur

www.brizamedia.ch

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