Mit Gründünger den Boden verbessern

inkarnatklee-aufmacher

Der Name ist irreführend, denn Gründünger ist kein klassischer Gartendünger. Es handelt sich vielmehr um spezielle Pflanzen, die den Boden gut machen und ihn als eine Art Bodendoktor für nachfolgende Kulturen vorbereiten.

Gründüngungspflanzen sät man auf abgeernteten Beeten oder brach liegenden Flächen aus, die sonst innerhalb kurzer Zeit von Unkraut überwuchert würden. Nach wenigen Wochen oder Monaten hackt man den Gründünger einfach ab oder lässt die Pflanzen im Herbst abfrieren. Klingt umständlich und nach vergebener Mühe? Nein. Denn Gründünung ist allerdings wesentlich mehr als nur ein oft schon blühender Lückenfüller für ungenutzte Gartenecken, sie hat ganz praktischen Nutzen und verbessert den Boden.

feldsalat
Feldsalat ist eine perfekte Bodenbedeckung im Winter ­– und darf natürlich auch geerntet werden.

 

Gründünger ist lebender Mulch
In der Natur gibt es keinen nackten Boden, jede Brachfläche wächst recht schnell zu. In der Regel von Wildkräutern, die man im Garten als Unkraut nicht haben möchte. Dem Boden ist die Art des Bewuchses egal, der Bewuchs ist in jedem Fall eine Wohltat, bremst Starkregen und sorgt dafür, dass die Erde nicht einfach weggespült wird. Auf der anderen Seite wirken die Pflanzen als lebende Mulchschicht bei Hitze und praller Sonne als Sonnenschirm. Der Boden trocknet nicht aus und die für sämtliche chemischen Ab- und Umbauprozesse im Boden wichtigen Tiere und Mikroorganismen ziehen sich bei Trockenheit nicht völlig genervt in tiefere Bodenschichten zurück, wo sie ihre Aufgaben erst einmal völlig vernachlässigen.

lupinen
Lupinen eignen sich besonders für grosse Flächen und lockern den Boden bis in fast zwei Meter Tiefe.

 

Den Boden schön locker machen
Umgraben beziehungsweise tiefgründiges Bodenlockern ist reinste Schwerstarbeit, vor allem bei stark beanspruchten Flächen oder neu angelegten Gärten, ist aber extrem wichtig. Ist der Boden nach dem Hausbau durch schwere Baumaschinen zusammengepresst, leidet er schnell unter Sauerstoffmangel und die Pflanzen kümmern vor sich hin, Staunässe ist nicht selten die Folge. Aber auch normale Gartenböden können zum Beispiel durch einseitige Bodenbearbeitung in Gemüsegärten punktuell unter Verdichtung leiden. Gründüngungspflanzen lockern den Boden ohne zu Murren. Es liegt in deren Natur, ihre Wurzeln tief in den Boden zu schicken – sehr tief, je nach Art bis zu zwei Meter. Wenn man die Pflanzen abmäht, sterben auch die Wurzeln ab. Deren feine Kanäle bleiben allerdings im Boden erhalten, belüften den Boden wie ein Schnorchel und lassen Regen- und Giesswasser in den Boden abfliessen.

Gründünger für eine gute Bodenstruktur
Man kann die abgehackten oder abgefrorenen Gründüngungspflanzen als Mulch liegen lassen oder sie als Humus in den Boden einarbeiten. Dadurch bekommt der Boden zum einen die von den Pflanzen aufgenommenen Nährstoffe zurück, zum anderen sind die abgestorbenen Stängel und Blätter aber auch bester Humus. Und für die Mikroorganismen im Boden zudem noch leicht verdaulich. Die Mikroorganismen verkleben den entstandenen Humus mit Tonteilchen aus dem Boden zu sogenannten Ton-Humus-Komplexen, die für eine dauerhaft lockere Bodenstruktur und ein perfektes Nährstoffmanagement sorgen. ­­Der Boden speichert Nährstoffe, gibt sie aber bei Bedarf auch schnell wieder an die Pflanzen ab.

Das ist natürlich nicht mit einer Aussaat von Gründünger getan, sondern ist ein Prozess über Jahre hinweg.

luzerne
Auch die Luzerne ist ein guter Gründünger, der als Schmetterlingsblüher Stickstoff sammelt. Winterhart, wird im Frühjahr untergegraben. Aussaat im September direkt ins Beet.

 

Gründünger reichert den Boden mit Stickstoff an
Manche Gründüngungspflanzen reichern den Boden im Garten aktiv mit Stickstoff an, einem sehr wichtigen Pflanzennährstoff. Der Clou sind spezielle Knöllchenbakterien an den Wurzeln, die in der Lage sind, den reichlich in der Luft vorhandenen Stickstoff zu binden und diesen nach dem Absterben der Wurzeln den Gartenpflanzen zur Verfügung zu stellen. Ein absoluter Pluspunkt bei sandigen, mageren Böden. Das können allerdings ausschliesslich Pflanzen aus der Familie der Schmetterlingsblüher. Dazu gehören etwa Rotklee oder Lupinen, von den einjährige Arten wie Lupinus angustifolius besonders eifrige Stickstoffsammler sind. Für Neubaugrundstücke eignen sich ausserdem noch Gelbsenf, Winterraps oder Bienenfreund (Phacelia).

Welche Pflanzen kommen als Gründünger infrage?
Besonders bewährt haben sich:

  • Feldsalat (Valerianella locusta): Aussaat von August bis Oktober, im Frühling untergraben. Ernten ist natürlich zwischenzeitlich mal erlaubt.
  • Winterportulak (Claytonia perfoliata): Essbar, reich an Vitamin C. Saat von Ende August oder Anfang September bis Februar, Ernte bis April.

winterportulak

  • Borretsch (Borago officinalis): Bedient sich als Tiefwurzler von Nährstoffen aus tiefen Bodenschichten und stellt sie nach dem Einarbeiten der Nachkultur zur Verfügung. Insekten- und Bienenweide, Saat von März bis Juli.

borretsch

  • Bienenfreund (Phacelia tanacetifolia): Reinste Bienenweide und ideale Nachkultur im Gemüsegarten. Aussaat von April bis Oktober.

bienenfreund

  • Lupine (Lupinus angustifolius): Wurzelt bis zwei Meter tief. Aussaat von April bis September. Trockenheitsverträglich.
  • Gelbsenf (Sinapsis alba): Bester Humuslieferant, der auch Lehmböden tief lockert. Saat März – Ende September.
  • Sonnenblume (Helianthus annuus): Die bekannten Sommerblumen wurzeln bis drei Meter tief und lockern dadurch den Gartenboden. Aussaat ins Beet von Mitte Mai bis Ende Juni.

sonnenblume

  • Inkarnat-Klee (Trifolium incarnatum): Lockert bis 120 Zentimeter tief und hemmt Unkraut durch dichten Wuchs. Frosthart. Vor der nächsten Kultur einfach untergraben.
  • Winterroggen (Secale): Die Gräser wurzeln über einen Meter tief. Von September bis November säen. Unterdrückt Unkraut, ist eine perfekte Nachkultur und guter Humusbildner.
Beiträge

Über Thomas Hess

hess-ganzThomas Heß arbeitet seit über 15 Jahren als freier Redakteur und Fotograf für Garten-, Natur- und Wohnthemen für diverse Magazine, Buchverlage und Fachfirmen.
Wächst nicht, gibt’s nicht! Denn als Journalist, gelernter Gärtner und Gartenbauingenieur treffen Fachkompetenz und Erfahrung auf die Freude am Gärtnern, am Handwerken und am Experimentieren. Ob Schläuche als Pflanztopf oder alte Flaschen als Windlicht – oft sind es ganz einfache, unkonventionelle Lösungen und Ideen, die dem Hobbygärtner die Arbeit erleichtern oder die Gärten verschönern.
Lieblingsthemen sind alles rund um die Gartenpraxis, Gartentechnik, Gartenteich und natürlich die Fotos dazu, die direkt in der Praxis entstehen. Da darf dann schon mal ein Fleckchen auf der Hose oder Erde an den Fingern sein!

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Sie können folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>