Wer träumt nicht von Rabatten, die auf Fingerschnipp dicht bewachsen und voller Blüten sind? Die man nicht aussähen, nicht Staude für Staude bepflanzen muss? Die Lösung sind vorab kultivierte Pflanzsysteme. Einmal ausgepackt und aufs Substrat verlegt, haben sich die Pflanzen schon im Beet etabliert. Das ist bequem und hat einen wichtigen Mehrwert: Als Nektarinseln stehen viele der Pflanzensets bei Bienen hoch im Kurs. Ihren Einsatz finden die Systeme als Rollrasen, zur Dachbegrünung, als Hangbefestigung und zur Aufwertung von Rabatten- und Wiesenflächen
Das Prinzip des vorkultivierten Pflanzensystems geht eigentlich auf den Rollrasen zurück. Jeder, der nicht warten mag, bis die Rasensamen ausgesät, verwurzelt und ergrünt sind, kennt ihn.
In ein paar Stunden ist Rollrasen ausgelegt und vorsichtig begehbar. Vollumfänglich nutzbar ist die Fläche nach circa zwei Wochen. Damit der Rasen diesen Zustand erreicht, muss er einen weiten Weg gehen. Bis zum Moment des Abschälens können zwei Jahre vergehen! Dabei werden die circa 2 cm tiefen Grassoden mit einem speziellen Traktor abgeschält, eingerollt und auf Paletten gestapelt. Sobald sie am beabsichtigten Ort eingetroffen sind, müssen sie umgehend verlegt und regelmässig gegossen werden.
Kräutermatten
Aus dieser «Grün zum Ausrollen»-Idee haben sich weitere Systeme entwickelt. So die Kräutermatten. Es gibt sie in unterschiedlichen Zusammenstellungen heimischer Kräuter, von der Schafgarbe über die Karthäusernelke bis hin zum Thymian. Verwendet werden sie zur Begrünung von Dächern, Böschungen und um bestehende Grünflächen ökologisch aufzuwerten. Um zu funktionieren, brauchen sie eine Substratstärke von mindestens 15 Zentimetern. Einmal angewachsen, erfreuen sie nektar- und pollensuchende Insekten mit ihrer Vielfalt.
Sedum und Kräuter fürs Dach
Eine andere Variante für die Dachbegrünung, aber auch den Steingarten, sind Matten aus Mauerpfeffer oder Moos. Je nach Produzenten gibt es sie in verschiedenen Grössen und Zusammensetzungen. Mauerpfeffer gehört zur Familie der Dickblattgewächse, ist eher kleinwüchsig und so genügsam, dass er auch auf einem trockenen Dachstandort gedeiht. Manche Produzenten mixen Kräuter wie Schnittlauch, Färberkamille oder Federnelke mit ein oder Wildblumen wie Schafgarbe, Grasnelke, Flockenblume oder Johanniskraut. Speziell zum Herbst hin, wenn sich das Laub bronzerot verfärbt, zeigt sich der Mauerpfeffer von seiner besten Seite – und natürlich im Frühjahr, wenn seine kunterbunten Blüten Insekten von weither anlocken.
Bodendeckermatten für Problemzonen
In Gartenbereichen, die „Problemzonen“ sind – unter beschattenden Baumkronen, auf trockenen Hängen – lassen sich Bodendeckermatten einsetzen. Gerade die Hanglage ist oft problematisch: Regen spült den unbefestigten Boden fort, Regenwasser läuft schnell ab mit dem Resultat, dass das Substrat sehr trocken ist. Bepflanzt sind die Matten mit pflegeleichten Bodendeckern wie Storchschnabel, Waldsteinia, Immergrün oder Efeu. Sie sind auf Kokosmatten gezogen, denen je nach System ein Unkrautvlies unterlegt ist. Bei stark geneigtem Untergrund sollten die Matten mit Sicherungsstiften fixiert werden, damit sie an Ort und Stelle bleiben.
Pflanzenziegel
In den letzten Jahren für Furore gesorgt haben die sogenannten Pflanzenziegel. Ähnlich wie bei den Kräutermatten lassen sich mit ihnen in kürzester Zeit artenreiche Blüteninseln schaffen, ohne dass man aufwendig eine Wildblumenwiese anlegen müsste. Es gibt sie in zahlreichen verschiedenen Kombinationen aus Bodendeckern, Stauden und Zwiebelpflanzen; in einigen wachsen Wildstauden-Mischungen, die explizit als Bienenweiden konzipiert sind. Markenzeichen der Pflanzziegel ist das bienenwabenförmige «Bett», der Ziegel. Dieser besteht aus einer recycelbaren PET-Schale, ist 7 cm hoch und hat einen Durchmesser von 27 cm.
Beikräuter haben keinen Platz
Ein Punkt, den die fertig kultivierten Pflanzmatten und -ziegel vom Rollrasen unterscheidet, ist das Trägermaterial. Der mitsamt Erdschicht abgeschälte Rasen braucht keines, die anderen Systeme hingegen schon. Sedummatten sind in der Regel auf Kokosmatten gezogen. Bei Wildblumen-Pflanzenziegeln kommt als Trägerstoff eine Schafwollmatte zum Einsatz, auf der das Kultursubstrat liegt. Nach zwei bis drei Jahren hat sich die Wolle zersetzt – Kokosmatten schneller –, in dieser Zeit profitieren die Pflanzen von den dabei abgegebenen Nährstoffen. Einen weiteren Vorteil haben diese Systeme: sie decken das Erdreich komplett ab, was das Aufkommen von Beikräutern hemmt.
Beziehbar sind die Systeme über Gartencenter, den Landschaftsgärtner oder teils über den Onlineversand. Das Auspflanzen der fertig kultivierten Pflanzsysteme funktioniert ähnlich wie beim Rollrasen: Boden auf die empfohlene Höhe abstechen, grosse Steine entfernen, lockern, Matte oder Ziegel einfügen, regelmässig giessen. Fertig!