Sie sehen zwar wie exotische Diven aus, sind aber weder exzentrische Zicken noch empfindliche Mimosen: Orchideen sind pflegeleicht und blühen am richtigen Standort monatelang – auch wenn man keinen grünen Daumen hat. Eine Besonderheit ist lediglich das Giessen.

Schätze aus dem Regenwald
Leuchtende Farben und riesige Blüten in oft einmalig extravaganten Formen: Orchideen stellen die meisten anderen Pflanzen glatt in den Schatten.
Dabei waren Orchideen früher wirklich nur etwas für Liebhaber, die am besten noch ein Gewächshaus und jahrelange Erfahrung als Gärtner hatten. Aber Dank intensiver Züchtung sind heute auch aus einst empfindlichen Orchideengattungen Stars mit Manieren geworden, deren exotischer Charakter aber zum Glück erhalten blieb. Und so bilden Orchideen ohne viel Tamtam immer neue Blütentriebe.
Von den zahlreichen Orchideen-Gattungen gehören die Nachtfalter-Orchideen (Phalaenopsis) aus Südostasien sowie die hochwüchsige Cattleya zu den beliebtesten und zu den pflegeleichtesten.

Orchideen wachsen in ihrer tropischen Heimat nicht in normaler Erde, sondern in den Astgabeln großer Bäume, in denen sich organisches Material sammelt und den Wurzeln ausreichend Halt gibt. Die Wasserversorgung übernehmen fleischige Luftwurzeln, die Feuchtigkeit direkt aus der schwülen Umgebungsluft aufnehmen können und das Wasser wie ein Schwamm speichern können.
Ihr Logenplatz im Regenwald hat für die Orchideen allerdings auch Nachteile, denn die Pflanzen reagieren auf Staunässe extrem beleidigt und möchten daher in der Wohnung nur in spezieller Erde aus groben, gut durchlüfteten Rindenstücken wachsen, die dem organischen Material in den Astgabeln recht nahe kommt.

Der richtige Standort für Orchideen
Ein Platz auf der Fensterbank reicht den Orchideen, wenn sie dort vor praller Mittagssonne sicher sind. Denn die Pflanzen sind von Hause aus Lichtintensitäten gewöhnt, die durch das Blätterdach des Regenwaldes gefiltert werden. Pralle Sonne schädigt die Blätter daher und lässt sie fahl gelb oder rötlich werden. Ideal sind Ost- und Westfenster, Südfenster eignen sich nur mit einer Schattierung als Standort für Orchideen.

Tipp: Orchideen sind kälteempfindlich, die Blätter sollten im Winter nicht die kalten Fensterscheiben berühren und die Töpfe bei Fensterbänken aus Stein auf einem Stück Styropor oder Ähnlichem stehen.

Auch wenn die meisten Orchideen tropischer Herkunft sind und hohe Luftfeuchte schätzen, muss Ihre Wohnung nicht gleich zum schwülen Dschungel werden. Mit der für Wohnräume idealen Luftfeuchte von gut 50 % kommen auch die meisten Orchideen zurecht. Im Winter können Sie die Luftfeuchte durch Zimmerspringbrunnen oder in Pflanzennähe aufgestellte Wasserschalen erhöhen, wenn die Pflanzen trockener Heizungsluft ausgesetzt sind. Oder Sie besprühen die Blätter mit einem feinem Nebel. Unser Orchideensprüher Melua leistet Ihnen dabei gute Hilfe.

Viele Orchideen blühen nur zuverlässig, wenn sich die Tag- und Nachttemperaturen unterscheiden, was in modernen Wohnungen aber meist kein Problem ist. Andernfalls müssen Arten wie Phalaenopsis oder Cattleya nachts mit in das kühle Schlafzimmer umziehen.

So werden Orchideen richtig gepflegt
Wer schön sein will, braucht regelmäßige Pflege, wenn auch nicht viel.

Giessen: Orchideen mögen keine nassen Füße! Nehmen Sie Ihre Pflanzen zum Wässern wöchentlich aus dem Übertopf, halten sie über ein Waschbecken und lassen lauwarmes Wasser für zwei bis drei Minuten durch den Topf laufen. Gründlich abtropfen lassen, damit sich nachher kein Wasser im Übertopf sammeln kann.  Wenn irgendwie möglich, nehmen Sie kalkfreies Regenwasser zum Giessen. Stehen die Pflanzen kühler als 20 °C, verlängern sich die Giessintervalle auf zwei Wochen. Kontrollieren Sie in jedem Fall, ob das Substrat abgetrocknet ist.

Düngen: Orchideenwurzeln sind empfindlich und lieben Schmalkost in Form von Spezialdüngern für Tilandsien oder Orchideen. Besonders gut lassen sich diese als Flüssigdünger dosieren. In der Wachstumszeit von März bis September reichen ein bis zwei Gaben pro Monat.
Herkömmliche Flüssigdünger können Sie für Orchideen nur nehmen, wenn Sie diese gut 1:10 mit Wasser verdünnen.

Schneiden: Phalaenopsis bilden an verblühten Rispen weitere Blüten, weshalb Sie die Rispen nur oberhalb des 3. Knotens abschneiden sollten, was etwa einem Drittel der Länge entspricht. Bei Cattleya, Oncidium und Cymbidium wachsen die neuen Triebe seitlich nach, sodass Sie bei diesen Orchideen die alten Blütenstände komplett abschneiden können.

Orchideen umtopfen
Es wird Zeit zum Umtopfen, wenn die fleischigen Wurzeln den Topf komplett durchzogen haben und sie bereits beginnen, die Orchidee aus dem Topf heben. Je nach Standort und Art ist das nach zwei bis drei Jahren der Fall. Die beste Zeit ist im Frühjahr, sobald frische Wurzeln hervor spriessen.
Beim Umtopfen sollten die Pflanzen möglichst nicht blühen, was bei Phalaenopsis mit ihrer langen, fast ununterbrochenen Blütezeit gar nicht so einfach ist. Notfalls schneiden Sie die Blütenstiele nach dem Umtopfen ab, damit die Pflanze ihre ganze Kraft in neue Wurzeln stecken kann.
Die aus dem Topf hängenden Luftwurzeln müssen unbedingt erhalten bleiben, da sie die Pflanzen nicht mit Wasser und Nahrung versorgen, sondern auch Blattgrün bilden und damit zur Energieversorgung der Pflanzen beitragen. Daher sind Orchideentöpfe auch in der Regel durchsichtig.

Die Pflanzen lösen sich wesentlich leichter aus dem Topf, wenn Sie diesen zuvor von allen Seiten leicht zusammendrücken und wenn das Substrat trocken ist. Falls einige Wurzeln schon unten aus dem Topf wuchern, schneiden Sie den Topf vorsichtig mit einer Schere auf.

1. Entfernen Sie das alte Substrat und schneiden alte und tote Wurzeln ab. Diese sind schwarz, schwarzbraun oder matschig-glitschig. Hat die Pflanze sehr lange Luftwurzeln, können diese beim Umtopfen leicht brechen. Um das zu verhindern, tauchen Sie die Pflanzen für einige Zeit in Wasser, sobald Sie die alte Erde entfernt haben.

2. Geben Sie etwas Erde in den Topf, halten die Pflanze in den neuen Topf und füllen von allen Seiten neues Substrat ein. Klopfen Sie den Topf leicht auf den Tisch und unterfüttern Sie die Pflanze bei Bedarf noch mit etwas Substrat, wobei Sie mit einem Bleistift noch etwas nachstochern können.

3. Die Pflanzen nicht zu tief einsetzen, das führt zu Stammfäule. Die oberen Wurzeln, die direkt aus dem grünen Stamm kommen, sollten nach dem Umtopfen unbedingt noch zu sehen sein.

Tipp: Topfen Sie am besten auch neu gekaufte Phalaenopsis-Hybriden um, da diese direkt unter ihrem Stamm meistens noch ihr Vermehrungssubstrat aus Sphagnum-Moos haben. Dieser kann vor allem bei Anfängern zu Giessschäden und Fäulnis führen, da er auch bei sonst trocken wirkendem Substrat oft triefend nass ist.