Wenn ich sehe, dass meine Pflanzen im Garten schlecht wachsen oder kränkeln, greife ich am liebsten zu klassischen Pflanzenstärkungsmitteln. Dazu zählen vor allem Tees, Kaltwasserauszüge, Jauchen und Brühen, die ich aus Wild-und Heilkräutern gewinne. Zu meinen liebsten gehören Stärkungsmittel wie Ackerschachtelhalm-Brühe, Brennnessel-Jauche, Kaltwasserauszug aus Schafgarbe oder Knoblauchtee.
Was sind eigentlich Pflanzenstärkungsmittel?
Pflanzenstärkungsmittel besitzen hauptsächlich wachstumsfördernde Eigenschaften, sie sollen die Pflanzen gesund erhalten und gelten als Pflanzenhilfsmittel oder Bodenhilfsstoffe. Pflanzen- und Bodenhilfsstoffe zählen damit zum Düngemittelrecht und dienen vordergründig der Versorgung der Pflanze mit Nähr- und Spurennährstoffen. Insofern dürfen sie keine direkte Wirkung auf Schadorganismen oder Krankheitserreger haben, da sie sonst zu den Pflanzenschutzmitteln zählen und strengeren Vorschriften unterliegen.
Im Pflanzenschutzgesetz ist genau definiert was ein Pflanzenstärkungsmittel ausmacht. Demnach sind Pflanzenstärkungsmittel Stoffe und Gemische einschließlich Mikroorganismen, die ausschließlich für folgendes bestimmt sind:
- Der Gesunderhaltung der Pflanzen zu dienen, soweit sie gesetzlich nicht als Pflanzenschutzmittel eingeordnet sind.
- Die Pflanzen vor nichtparasitären Beeinträchtigungen zu schützen. Dazu zählen u.a. auch Frostschutzmittel und Frischhaltemittel für Schnittblumen.
Welche Pflanzenstärkungsmittel gibt es?
Pflanzenstärkungsmittel lassen sich grob nach ihren Wirkstoffen in vier Gruppen einteilen. Es gibt organische, mineralische, homoöpathische und mikrobielle Pflanzenstärkungsmittel.
Organische Pflanzenstärkungsmittel
Organische Pflanzenstärkungsmittel enthalten natürliche Substanzen, die aus Pflanzen oder aus tierischen Produkten gewonnen werden. Dazu zählen u.a. Pflanzen-, Algen- und Kompostextrakte, Molke und Huminsäuren und hydrolisiertes Eiweiß aus Schlachtabfällen.
Mineralische Pflanzenstärkungsmittel
Anorganische Pflanzenstärkungsmittel stärken die Pflanzen gegenüber Pilzkrankheiten wie Rost und Mehltau, indem sie die Oberflächen von jungen Blättern und Trieben stärken und die von Pilzen zerstören. Gewonnen werden sie aus ultrafein gemahlenen Gesteinsmehlen, die viel Kieselsäure oder Kaliumsilikat enthalten. Andere Produkte enthalten Carbonate, Pottasche oder Backpulver.
Homöopathische Pflanzenstärkungsmittel
An homöopathischen Pflanzenstärkungsmitteln scheiden sich die Gartengeister. Da ich mit solchen Präparaten keine Erfahrungen gesammelt habe, kann ich euch darüber leider nichts berichten und stehe ihnen völlig wertungsfrei gegenüber.
Pflanzenstärkungsmittel im Fachhandel
Wenn du keine Möglichkeit hast, selber Stärkungsmittel aus Wildkräutern zu brauen, ist das kein Problem. Im Gartencenter findest du viele Kräuterpräparate in Form von Pulver-Pads, Pellets oder als Konzentrat. Auch anwendungsfertige Mittel in Sprühflaschen bietet der Fachhandel in Hülle und Fülle. Diesen Produkten sind häufig Gesteinsmehle, Fettsäuren, Molke oder Mikroorganismen zugesetzt, die sich positiv auf die Pflanzen auswirken. Neben den klassischen Kräuterpräparaten gibt es auch solche, die durch milchsauer vergorenes Getreide erzeugt werden („Original Kanne Bio Brottrunk für Pflanzen“).
Stärkungsmittel aus Kräutern selber machen
Wichtig ist zunächst die Begriffsbestimmung, denn Jauchen, Brühen, Tees und Kaltwasserauszüge werden nicht nur verschieden hergestellt, sondern sie wirken auch anders.
Tees aus Beinwell, Knoblauch oder Zwiebeln sind sehr beliebt, denn sie sind schnell gemacht. Die Pflanzen werden klein gehackt und einfach mit kochendem Wasser übergossen und müssen nur 15-20 Minuten ziehen. Nach dem Abseihen und Erkalten versprühst du die befallenen Pflanzen unverdünnt mit einem Handsprühgerät – und zwar mehrere Tage lang bis sie tropfnass sind. Dann sollten die Plagegeister verschwunden sein.
Kaltwasserauszüge brauchen nach dem Zerkleinern der Pflanzen und ansetzen in Regenwasser (bestenfalls) maximal 24 Stunden, um den Pflanzen, zum Beispiel der Schafgabe, die Wirkstoffe zu entlocken. Sie helfen gegen Schädlinge und Krankheiten.
Jauchen wirken eher wie ein Dünger, weil bei dem zwei bis dreiwöchigem Gärungsprozess in kaltem Wasserbad Nährstoffe freigesetzt werden. Du verdünnst die Jauche mit Wasser beim Ausbringen in einem Verhältnis 1:5. Sehr beliebt ist die Brennnessel-Jauche. Man kann aber auch Beinwell, Rainfarn oder Hirtentäschel in Form von Jauche verteilen. Selbst eine Mischung aus Küchenkräutern wie Pfefferminze, Schnittlauch, Ysop und Majoran stärken nach dem Gärprozess viele Pflanzen.
Brühen sind etwas aufwendiger in der Zubereitung, denn die dafür vorgesehenen Kräuter müssen 24 Stunden lang im kalten Wasser einweichen bevor sie 30 Minuten lang gekocht werden. Der Ackerschachtelhalm liefert als Brühe immer eine gute Performance.
Wirkt denn jedes Stärkungsmittel gleich?
Nein. Jedes Wild- oder Heilkraut hat erfahrungsgemäß seine Stärken. Brennnessel-Extrakte helfen Pflanzen auf die Sprünge, wenn sie beim Wachsen ins Stocken geraten. Außerdem verbessern sie die Bodenqualität und vertreiben Läuse durch ihren strengen Duft. Der Ackerschachtelhalm enthält viel Kieselsäure, Kalium und Saponin und stärkt dadurch die Pflanzenzellen, was wiederum die Ausbreitung von Pilzen erschwert, zum Beispiel bei Phlox, Rosen und Tomaten. Knoblauch wirkt vorbeugend gegen Pilzkrankheiten wie Mehltau. Außerdem schlägt er mit seinem Geruch Schädlinge wie Thripse, Blattläuse und Milben in die Flucht.
Leicht gemacht: Brennnesseljauche brauen
Eine Jauche aus Brennnesseln hilft meinen Gemüsen, wenn sie schlecht wachsen. Sie wird gewonnen, indem man Brennnesseln in kaltem Wasser ungefähr 10 bis 14 Tage gären lässt. Wichtig ist, dass man die Brennnesseljauche vor dem Ausbringen immer mit Wasser verdünnt. Du kannst die Brennnessel-Jauche in einem Verhältnis 1:10 mit der Gießkanne im Wurzelbereich verteilen, solltest aber dabei aufpassen, dass du die Blätter nicht triffst. Dünge nicht zu häufig: Bei hungrigen Gemüsen wie Tomate, Kohl, Sellerie, Kürbis, Gurke reicht es alle 14 Tage. Schwachzehrer wie Erbsen, Bohnen, Zwiebeln und Knoblauch vertragen Brennnesselbrühe gar nicht.
Als Zutaten verwende ich frische Triebe der Großen Brennnessel (Urtica dioica), die nicht blühen oder Samen tragen und bestenfalls Regenwasser. Du kannst natürlich auch getrocknetes Brennnessel-Pulver aus dem Fachhandel nehmen.
1. Um eine Brühe zu brauen, brauchst du etwa ein Kilo frische Brennnesseln. Zuerst schneidest du die Brennnesseln mit der Schere klein und schüttest sie in ein dichtes Gefäß.
2. Dann füllst du etwa zehn Liter Wasser ein und rührst alles gut um. Wichtig ist, dass das Schnittgut mit Wasser bedeckt ist.
Da eine Jauche beim Gären sehr streng riecht, lohnt es sich eine Handvoll Gesteinsmehl unterzumischen. Es hält die Geruchsentwicklung in Grenzen.
3. Decke das Gefäß luftdurchlässig mit einem Netz ab und lasse die Brennnesseljauche 10 bis 14 Tage lang im Halbschatten ziehen. Wichtig ist, dass du die Brennnesseljauche täglich umrührst. Sie ist fertig, wenn keine aufsteigenden Blasen mehr zu sehen sind.
Tipp: Vor der Anwendung siebst du die Pflanzenreste ab. Man kann sie anschließend kompostieren oder damit die Beete mulchen.