Wer war’s? Frassspuren im Gemüse- und Staudengarten

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«Am Montag fraß sie sich durch einen Apfel, aber satt war sie noch immer nicht…» Als Kinder sind wir der Spur der kleinen Raupe Nimmersatt durch ausgestanzte Buchseiten gefolgt. Auch unsere Gartenpflanzen zeigen häufig Frassspuren. Oft sind es Käfer, deren Appetit unerwünschte Folgen haben kann. Welche Schadbilder auf Laub und Blatt deuten auf welchen Käfer hin? Wir stellen vier häufig anzutreffende Arten vor.

Es ist immer ein trauriger Moment, wenn die Rosenblätter von allen Seiten angeknabbert sind oder die Kartoffelpflanzen hoffnungslos vor sich hinwelken. Da sind die Rösti aus hauseigener Kartoffelzucht dahin – und schon regt sich die Kampfeslust. Doch Fakt ist: Jeder Käfer hat seinen Zweck – auch wenn es den Menschen ärgert. Jedes Tier – Raupen, Milben, Käfer – bildet die Nahrungsgrundlage für andere Tiere. Daher besteht der erste Schritt darin, deren natürliche Feinde anzulocken, also Nützlinge wie Vögel, Igel, Schlupfwespen und andere. Muss man dennoch Massnahmen ergreifen, müssen sie zielgerichtet und nützlingsschonend sein. Nimmt der Schaden überhand, sind weitere Massnahmen anzudenken – teils können sie bedeuten, dass man sich endgültig von der befallenen Pflanze verabschieden muss. Doch mit welchem Schädling hat man es wirklich zu tun? Die Antwort auf diese Frage ist die Grundlage für weitere Aktionen.

Kreisrunde Frassspuren
Sind da kreisrunde Frassspuren an Blättern, Blüten und Samenkapseln vor allem von Lilien zu erkennen? Erst zeigen die Blätter Löcher, schliesslich sind von den befallenen Blättern nur noch Mittelrippen und von den Pflanzen abgenagte Stängel übrig. Die Blätter sind oft von kleinen Kotflecken verschmutzt. Der Schaden ist vor allem an Madonnen-Lilien (Lilium candidum), Feuerlilien (Lilium bulbiferum), Türkenbund-Lilien (Lilium martagon) anzutreffen, doch auch Kaiserkronen (Fritillaria imperialis), Schachbrettblumen (Fritillaria meleagris), Salomonssiegel (Polygonatum multiflorum) und Maiglöckchen (Convallaria majalis) können betroffen sein.

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©Lilienhähnchen: Christoph Sager – Own work, CC BY 3.0,

 

Urheber ist das Lilienhähnchen, ein eigentlich sehr hübscher, leuchtend roter, 6 bis 7 mm grosser Käfer mit schwarzem Kopf. Sowohl die Larven als auch die Käfer richten an ihren Futterpflanzen grosse Schäden an. Oft fressen sie deren Blätter, so dass die Pflanzen keine Blüten mehr bilden können. Bei geringem Befall können die Tiere von Hand abgelesen werden. Biogärtner verscheuchen sie mit Rainfarn- oder Wermuttee. Auch Bestäuben mit Algenkalk oder Gesteinsmehl gilt als abschreckende Massnahme. Zum gleichmässigen Ausbringen dieser Pulver eignet sich ein Zerstäuber sehr gut wie zum Beispiel der Bobby 0.5

Kleine Löcher
Die Blätter von Kartoffelstauden zeigen kleine Löcher, im weiteren Verlauf wird das Blattmaterial zwischen den Blattadern komplett weggefressen. Der Schaden zeigt sich hauptsächlich an Kartoffelpflanzen, doch auch andere Nachtschattengewächse wie Tomaten, Auberginen und Paprika können betroffen sein.

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©Kartoffelkäfer: //commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10725061

 

Als Übeltäter kommt hier nur der Kartoffelkäfer in Frage, ein blass gelb-orange gefärbter, bis zu 10 mm grosser Käfer mit je fünf schwarzen Längsstreifen auf den Flügeldecken. Ein Befall wird am besten durch dichte Kulturschutznetze oder Vliese verhindert. Zur Abschreckung hilft es, die Pflanzen mit Gesteinsmehl zu bestäuben, vor allem an der Blattunterseite. Larven, Käfer und Ei-Gelege sollten frühzeitig abgesammelt bzw. zerstört werden. Entscheidet man sich für den Einsatz biologischer Präparate, z.B. Neem, sollte dieser erfolgen, wenn der erste Frass an den Blättern erkennbar ist.

Buchtenförmige Frassspuren
Entlang der Blattränder sind unregelmässige, halbkreisförmige bzw. buchtenförmige Frassspuren – keine Löcher! – zu erkennen, vor allem an Gehölzen mit eher derben Blättern wie Rhododendron, Kirschlorbeer, Bergenien und Rosen. Doch auch andere Pflanzen und Stauden – Primeln, Astilben, Eiben, Erdbeeren, Clematis – oder Topfpflanzen wie Mandevilla oder Datura können die Spuren aufweisen.

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©Judith Supper, Frassspur des Dickmaulrüsslers an Kletterhortensie (Hydrangea petiolaris)

 

Hier war der gefrässige Dickmaulrüssler unterwegs. Die dunklen, birnenförmigen Käfer sind von Frühjahr bis Herbst aktiv. Doch es sind vor allem seine bis zu 10 mm grossen Larven, die für Ungemach sorgen, da sie sich im Wurzelbereich der Pflanzen gütlich tun. Bei holzigen Pflanzen nagen sie die Wurzelrinde oft bis auf das Holz ab. Befallene Pflanzen beginnen zu kümmern, zu welken und können komplett absterben. Am effektivsten ist die Bekämpfung der Larven mit parasitären Nematoden, die mit dem Giesswasser ausgebracht werden.

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Der AquaNemix bringt die Nematoden in einer abgestimmten Dosierung aus. Damit vereinfacht man sich sich das Anmischen und man braucht keine Giesskannen mehr zu schleppen.

 

Siebartige Löcher
An der Blattoberseite insbesondere von Keimlingen und Jungpflanzen sind kleine, siebartige Löcher zu erkennen, die sich blassbraun verfärben und vertrocknen. Wer genau hinschaut, entdeckt auf dem Laub ca. 2 mm grosse, schwarze Käfer teils mit gelben Längsstreifen auf den Flügeldecken. Andere sind metallisch-blau oder gelblich-braun gefärbt. Was sie gemein haben: Sie springen auffällig gut. Unterwegs sind sie vor allem im Gemüsegarten.

Die Indizien deuten klar auf Erdflöhe hin. Im Gemüsegarten befallen sie vor allem Kartoffeln und andere Nachtschattengewächse, Kreuzblütler wie Gemüsekohl (Wirsing, Weisskohl, Brokkoli, etc.), Rucola, Radieschen und Rettich. Ein Befall wird am besten durch Gemüseschutznetze unterbunden. Ein gelockerter, feuchter Boden macht es den Erdflöhen schwerer, sich etablieren. Auch Rainfarnbrühe und Holunderjauche helfen. Mulchen mit Rhabarberblättern, Brennnessel- und Holunderschnitt zählt zu weiteren möglichen Abwehrmassnahmen, ebenso das Stäuben der Blätter mit Algenkalk oder Gesteinsmehl.

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Doch am wichtigsten ist die Fruchtfolge: Kreuzblütler wie Kohl, Senf, Radieschen, Rettich und Rucola dürfen nicht ein Jahr nach dem anderen auf dem gleichen Beet angebaut werden.

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Über Judith Supper

IMG_9165_HPJudith Supper ist Fachjournalistin, Texterin und Mitinhaberin des Medienbüros Brizamedia, das seit seiner Gründung 2015 einen umfassenden Medienservice für die grüne Branche bietet. Seit bald zehn Jahren ist Judith Supper für Fachmedien im In- wie Ausland tätig, darunter auch die bedeutendsten Fachzeitschriften des deutschsprachigen Raums. 2011 ging sie mit „Pflegeleichte Gärten gestalten“ (Christian Verlag) unter die Buchautoren und war von 2011 bis 2014 als leitende Redaktorin für g’plus (Herausgegeben von JardinSuisse, Unternehmerverband Gärtner Schweiz) beschäftigt. Egal ob eine Reportage über Pflanzenzucht im Weltall, ein Messebericht von der Chelsea Flower Show oder Portrait eines Floristik-Unternehmens, ihr Anliegen ist es, komplexe Inhalte leserfreundlich aufarbeiten, dabei aber niemals die fachlichen Sachverhalte aus den Augen zu verlieren.

Ihre Haupt-Interessensgebiete liegen in den Bereichen:

  • Umwelt- und Naturschutz
  • Gartenpraxis: Zier-, Nutz- und Naschgarten
  • Nachhaltigkeit und Biodiversität
  • Gartenkultur

www.brizamedia.ch

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