Schädlinge und ihre Gegenspieler

Gartenlaubkäfer - Phyllopertha horticola
Gartenlaubkäfer – Phyllopertha horticola

 

Es heisst, gegen jede Krankheit sei ein Kraut gewachsen. Auf lästige Schadinsekten übertragen heisst das: Gegen hungrige Schädlinge gibt es noch hungrigere Nützlinge. Nützlinge tragen dazu bei, das natürliche Gleichgewicht in Balance zu halten, ohne dass der Mensch zu regulierend eingreifen muss. Sie im Garten zu fördern und gezielt einzusetzen, lohnt sich in vielerlei Hinsicht!

Die Ernte steht an, doch oh Schreck! Der Pflaumenwickler hat den Zwetschgenbaum befallen. Was tun? Kluge Gärtner «lassen» in dieser Situation bekämpfen. Dazu platzieren sie ein Kärtchen mit Schlupfwespenpuppen im Baum. Die jungen Schlupfwespen werden ihre Eier in die Eier des Pflaumenwicklers ablegen und diese parasitieren. Anstelle einer Pflaumenwicklerraupe schlüpft dann eine Schlupfwespenraupe – und auf deren Speiseplan steht die Zwetschge nicht.

Nützlinge sind das Ass im Garten
Nützlinge im Garten zu fördern lohnt sich aus mehrerer Hinsicht. Sie reduzieren lästige Plagegeister, hinterlassen – abgesehen von ausgesaugten Laus-«Mumien» – keine Rückstände auf der Pflanze und sind für Haustiere, Pflanzen und Menschen ungefährlich. Doch ist der Bestand an Nützlingen in einem Areal so klein, dass sie nicht mehr regulierend eingreifen können – oder hat sich die Natur noch nicht auf den eingeschleppten «Neuen» eingestellt – droht die Balance zwischen Schädling und Nützling zu kippen. Ein Beispiel ist der gefürchtete und erst seit knapp 10 Jahren in unseren Gärten heimische Buchsbaumzünsler. In Vorgärten, Bauerngärten oder historischen Parks hat er eine Spur der Zerstörung hinterlassen: Anstelle adretter Buchseinfassungen reihen sich hier kahl gefressene Gestrüppe aneinander. Unsere Tiere müssen ihn als Nahrungsquelle erst «kennenlernen».

Gezielter Einsatz zum Schutz der Pflanze
Die meisten Nützlinge kommen in unseren Gärten ganz natürlich vor. Haben sich die Schadinsekten jedoch richtig breitgemacht, können sie die schiere Menge nicht mehr bewältigen. Als Folge verbreitet sich der Schädling explosionsartig. Hier lohnt es sich, gezielt Nützlinge einzusetzen, um befallene Pflanzen zu schützen.

Die folgende Auflistung orientiert über die gängigsten Schadinsekten und mögliche «Antagonisten» für den Einsatz im Aussen- wie Innenraum

Schadinsekt Möglicher Gegenspieler Anwendungszeitraum
Blattläuse Marienkäferlarven und Marienkäfer (Adalia bipunctata);Florfliegen (Chrysoperla carnea) Anwendungsdauer von Adalia bipunctata: April bis Ende September bzw. Anfang Oktober. Marienkäferlarven können mehr als 100 Läuse pro Tag vertilgen!
Wollläuse Florfliegenlarven (Chrysoperla carnea);Australische Marienkäfer (Cryptolaemus montrouzieri) Die Larven des australischen Marienkäfers nur in geschlossenen Räumen verwenden. Idealtemperatur: 22° bis 30°
Weisse Fliegen Schlupfwespe (Encarsia formosa) Nur im Innenraum bei mindestens 18°, maximal 25° anwenden.
Dickmaulrüssler Nematoden (Heterorhabditis bacteriophora) Anwendbar von April bis Anfang Juni sowie im Herbst bei Bodentemperaturen über 12 °C, in Innenräumen das ganze Jahr über.
Spinnmilben Florfliegenlarven (Chrysoperla carnea), Raubmilben (Phytoseiulus persimilis) Phytoseiulus persimilis benötigt Temperaturen von über 18 °C bis max. 20° bis 28 °C; für Zierpflanzen im Innenraum sowie für Beeren und Gemüse im gedeckten Anbau geeignet
Thripse Florfliegenlarven (Chrysoperla carnea), Raubmilben (Amblyseius cucumeris) Mindesttemperatur für den Einsatz von Florfliegen 15 °C, Anwendung von April bis Oktober
Trauermücken Nematoden (Steinernema feltiae), Bakterien (Xenorhabdus bovienii) Anwendbar ab 10 °C, im Innenraum ganzjährig.
Gartenlaubkäfer Engerlingspilz (Metarhizium anisopliae), Nematoden (Heterorhabditis bacteriophora) Metarhizium anisopliae von April bis Mitte Mai und im September anwendbar, Boden leicht feucht halten.
Junikäfer Engerlingspilz (Metarhizium anisopliae) s.o.
Maikäfer Pilz (Beauveria brongniartii) März bis Mai, Boden leicht feucht halten.
Nacktschnecken Schneckennematoden (Phasmarhabditis hermaphrodita) März bis Oktober bei Bodentemperaturen von mind. 5°C, Boden feucht halten.
Pflaumenwickler Schlupfwespen (Trichogramma cacoeciae) Ab Ende Juni, empfohlen werden drei Behandlungen im Abstand von 14 Tagen.

 

 

Im Fachhandel oder online bei Unternehmen, die im biologischen Pflanzenschutz tätig sind, lassen sich die meisten Nützlinge bestellen. Meist werden sie per Post im entsprechenden Behältnis verschickt. Nützlinge sind lebende Organismen und müssen korrekt «umsorgt» werden. Vor dem Einsatz sollte man sich daher detailliert über die genauen Vorgaben informieren.

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Die Nematoden im Gerät mit Wasser mischen, am Stellring die NE-Stellung wählen, am Gartenschlauch anschliessen und den Wasserhahn aufdrehen. Die Nematoden werden in einer abgestimmten Dosierung mit dem Wasser ausgebracht. In der Klar-Wasser-Einstellung kann der Boden vorher schon befeuchtet und anschliessend die Nematoden ausreichend beregnet werden. Das ist für den Erfolg der Massnahme sehr wichtig.

Zum Ausbringen von Nematoden, zum Beispiel Heterorhabditis bacteriophora gegen Dickmaulrüssler und Gartenlaubkäfer, eignet sich der AquaNemix.

 

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Über Judith Supper

IMG_9165_HPJudith Supper ist Fachjournalistin, Texterin und Mitinhaberin des Medienbüros Brizamedia, das seit seiner Gründung 2015 einen umfassenden Medienservice für die grüne Branche bietet. Seit bald zehn Jahren ist Judith Supper für Fachmedien im In- wie Ausland tätig, darunter auch die bedeutendsten Fachzeitschriften des deutschsprachigen Raums. 2011 ging sie mit „Pflegeleichte Gärten gestalten“ (Christian Verlag) unter die Buchautoren und war von 2011 bis 2014 als leitende Redaktorin für g’plus (Herausgegeben von JardinSuisse, Unternehmerverband Gärtner Schweiz) beschäftigt. Egal ob eine Reportage über Pflanzenzucht im Weltall, ein Messebericht von der Chelsea Flower Show oder Portrait eines Floristik-Unternehmens, ihr Anliegen ist es, komplexe Inhalte leserfreundlich aufarbeiten, dabei aber niemals die fachlichen Sachverhalte aus den Augen zu verlieren.

Ihre Haupt-Interessensgebiete liegen in den Bereichen:

  • Umwelt- und Naturschutz
  • Gartenpraxis: Zier-, Nutz- und Naschgarten
  • Nachhaltigkeit und Biodiversität
  • Gartenkultur

www.brizamedia.ch

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