Pflanzen überwintern – Tipps für die kalte Jahreszeit

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Jetzt werden bei uns die Tage wieder kürzer und die Nächte kühler. Da ist es bald Zeit für unsere Kübelpflanzen, in die Winterquartiere umzuziehen. Denn in einem Gefäß sind die Wurzeln unserer Gartenlieblinge nicht so geschützt wie ausgepflanzt im Boden: Sonne, Kälte, Wind und Feuchtigkeit durchdringen den Kübel und den Ballen und gefährden die Pflanze. 

Warum müssen einige Pflanzen im Winter umziehen?
Dunkelheit und Kälte veranlassen Pflanzen, ihren Stoffwechsel herunterzufahren und von ihren Reservestoffen zu zehren. Ab wann das passiert, liegt an der jeweiligen Forsthärte. Damit ist die Widerstandskraft einer Pflanze gegenüber Kälte gemeint. Diese Grenze muss gar nicht einmal unter dem Gefrierpunkt liegen. Es liegt an der Art bzw. der Sorte und der Herkunft. Einfluss darauf haben aber auch die Umweltbedingungen und die Pflege sowie das Alter der Pflanze: Generell sind beispielsweise junge Pflanzen kälteempfindlicher als ältere Exemplare. Wenn wir unsere Pflanzen zu spät noch düngen – bis Ende August etwa – dann reifen die Triebe nicht aus, was die Frosthärte senkt. Und falls es im Herbst sehr plötzlich zu einem schroffen Temperaturabfall kommt, ist das auch ungünstig. Die Frosthärte ist somit eine schwankende Größe, die von Jahr zu Jahr durchaus leicht unterschiedlich sein kann.

Was brauchen unsere Pflanzen im Winterquartier?
Grundsätzlich sollte der Raum eine weitgehend gleichmäßige Temperatur haben. Wichtig sind Lüftungsmöglichkeiten, weil hohe Luftfeuchtigkeit die Gefahr für einen Pilzbefall birgt. Außerdem lässt sich feststellen: Je wärmer das Überwinterungsquartier, umso heller sollte der Platz sein. Hat der auserkorene Platz nicht die nötige Lichtintensität, können wir mit LED-Pflanzenlampen nachhelfen. Sie erzeugen vor allem das weiße und blaue Lichtspektrum, das im Winter für Wurzel und Blätter förderlich ist. Moderne LEDs selbst geben dabei keine Wärme ab.

Das Gießen reduzieren wir so weit, dass der Ballen nicht austrocknet. Das bedeutet, wenig, selten und sparsam zu gießen. Es gibt ein paar Ausnahmen, die gar kein Wasser am Überwinterungsplatz bekommen sollten: Der Korallenstrauch braucht es kühl und trocken, sonst treibt er vorzeitig aus. Die Mandeville mag es trocken und dunkel, denn sie wirft im Herbst sowieso fast alle Blätter ab.
Als Faustregel gilt, dass Laubabwerfende, wie Bougainvillea oder Lagerströmia, in den meisten Fällen problemlos auch dunkel überwintern können, während Immergrüne, wie Lorbeer, Myrthe oder Strauchmargarite, es heller und lufttrocken lieben – gegebenenfalls müssen wir öfters lüften. Oder unter anderem Kriterium: Pflanzen tropischer oder mediterraner Herkunft mögen es frostfrei, kühl und am besten hell, während suptropische Zuwanderer niedrige Temperaturen und dunkle Räume bevorzugen.
Als Anhaltspunkt führen Pflanzenbeschreibungen meistens vier Gruppen für die Überwinterungstemperatur auf:

  • kalt (0-5 °C, also knapp über dem Gefrierpunkt): Aukube (Aucuba), Kamelie (Camellia), Gewürzrinde (Cassia corymbosa), Zwergpalme (Chamaerops), Korallenstrauch (Erythrina), Lorbeer (Laurus), Ölbaum (Olea), Granatapfel (Punica), Schneeball (Viburnum), Palmlilie (Yucca)
  • kühl (5-10 °C): Schönmalve (Abutilon Hybride), Schmucklilie (Agapanthus), Agave (Agava), Aloysia (Aloysia), Scheinmalve (Anisodontea), Margerite (Argyranthemum), Bougainvillea glabra und x buttiana, Zylinderputzer (Callistemon), Kerzenstrauch (Cassia didymobotrya), Zitrusgewächse (Citrus), Crinodendron (Crinodendron), Blaugummibaum (Eucalyptus), Feige (Ficus), Kumquat (Fortunella), Flanellstrauch (Fremontodendron), Fuchsie (Fuchsia), Strauchveronika (Hebe-Andersonii-Hybride), Lagerströmie (Lagerstroemia), Mandeville (Mandevilla), Myrthe (Myrtus), Geranie (Pelargonie), Bleiwurz (Plumbago), Bitterorange (Poncirus), Hanfpalme (Trachycarpus), Bambus
  • temperiert (10-15°C): Bougainvillea spectabilis, Calamondin-Orange (x Citrofortunella), Cytisus x racemosus und Kanarischer Geißklee, Fuchsia-Triphylla-Hybride, Vanilleblume (Heliotrop), Eibisch (Hibiscus), Wandelröschen (Lantana), Phoenix canariensis und Phoenix dactylifera, Tibouchine (Tibouchina)
  • warm (15-20°C, also annähernd Zimmertemperatur): Zwergpalme (Phoenix roebelenii), Solanum rantonnetii und Solanum jasminoides

 

Wo können unsere Pflanzen überwintern?
Betrachten wir die Möglichkeiten rund ums Haus:

  • Das Treppenhaus: gut, denn es ist meist hell und kühl, häufig sogar unbeheizt; sobald wir die Haustür öffnen, fließt Frischluft ein.
  • Das Foyer: sofern es ein unbeheizter, verglaster Vorraum ist, ist er gut geeignet, denn er ist ausreichend kühl und sogar hell. Wir müssen nur aufpassen, dass die Pflanzen bei geöffneter Tür kein eiskalter Luftzug trifft.
  • Die Garage: Ist sie ohne Fenster, eignet sich sie für weniger frostempfindliche Pflanzen. Am besten räumen wir sie so spät wie möglich ein und sehr früh wieder aus.
  • Der Geräteschuppen oder das Gartenhäuschen: Hier gilt Ähnliches, wie für die Garage; doch da wir hier nicht regelmäßig ein Fahrzeug ein- und ausfahren, lüften wir seltener.
  • Der Keller: Ist er kalt, ist es ok, während ein beheizter Keller meist zu dunkel für überwinternde Pflanzen ist.
  • Das unbeheizte Zimmer (Schlafzimmer, Gästezimmer, Dachzimmer): Hier kann die Pflanze gut in Fensternähe überwintern, ohne dabei ans Glas zu stoßen. Wichtig ist es, vorsichtig zu gießen, weil die Luftfeuchtigkeit im Raum niedrig ist.
  • Der Dachboden: Abgesehen davon, dass der Transport dorthin schwierig wäre, staut sich die Wärme unter dem Dach leicht, außerdem ist er meistens schlecht zu lüften.
  • Der Lichtschacht: Sehr gut, denn er ist geräumig, sehr kühl, aber frostfrei und zugleich sehr hell.

Am besten ist es im Gewächshaus! Sofern wir Platz dafür haben und die Investition nicht scheuen, ist es ideal für die Überwinterung. Ausgestattet mit Thermostat und Hygrometer, Heizung und Lüftung können wir darin für die passenden Bedingungen sorgen. Wir sollten auch bedenken, dass starke Wintersonne das Haus aufheizt, so dass wir es rechtzeitig schattieren und lüften.

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Große Pflanzen können auch auswärts überwintern. Gartencenter bieten diesen Service häufig an.

 

Wann räumen wir unsere Pflanzen ein?
Da unsere Kübelpflanzen ursprünglich aus unterschiedlichen Heimatländern stammen, haben sie verschiedene Bedürfnisse: Die Wärmeliebenden räumen wir schon ein, wenn die Temperaturen längere Zeit unter 10 °C rutschen. Die meisten jedoch können draußen bleiben, bis es unter 5 °C kalt ist. Einige vertragen sogar noch leichte Fröste: Mit Aukube, Kamelie, Gewürzrinde, Zwergpalme, Korallenstrauch, Eucalyptus, Feige, Flanellstrauch, Lorbeer, Mandeville, Bitterorange, Granatapfel, alten Hanfpalmen, Schneeball und Palmlilie lässt uns diese Liste etwas Zeit, alle unsere Gartenlieblinge einzuräumen, ohne zu hetzen. Und wie schon gesagt, junge Pflanzen wintern wir früher ein als ältere.

Der Wetterbericht ist eine verlässliche Quelle: Sagt er Nachtfröste an oder vermeldet sogar ständige Minusgrade, wird es höchste Zeit.

Was sollten wir beachten?
Bevor wir einräumen, überprüfen wir die vorgesehenen Winterquartiere: Vielleicht müssen wir erst Platz schaffen, auf jeden Fall säubern wir die Stellen. Außerdem kontrollieren wir, ob es irgendwo Schädlingsnester geben könnte (zum Beitrag Schädlingskontrolle im Herbst). Und wir testen, ob die Lüftung funktioniert.

Hilfreich für den Transport (zum Beitrag Transporthilfen) sind Schubkarre, Sackkarre, Rollwagen oder Untersetzer mit Rollen.
Aufpassen müssen wir beispielsweise bei Agaven, Palmen oder Zitrus: Sie haben spitze Blätter bzw. Dornen, an denen wir uns leicht verletzen können. Für den Transport binden wir sie einfach zusammen. Hingegen sind Schönmalven, Vanilleblumen und Wandelröschen sehr bruchempfindlich.
Alle welken Triebe und Blätter entfernen wir, manche Pflanzen schneiden wir zurück: Bei den Engelstrompeten darf das richtig kräftig geschehen, auch die Margerite kürzen wir um ein gutes Drittel. Blattfall im Winterquartier ist in den meisten Fällen normal und kein Grund zur Besorgnis. Außerdem überprüfen wir, ob bei den Gefäßen die Abflusslöcher frei sind.
Vor allem die Immergrünen sollten nicht ballentrocken in ihr Winterquartier ziehen. War der Herbst sehr trocken und warm, wässern wir sie einige Zeit vorher nochmals gründlich. Trotzdem gilt, dass die Pflanzen abgetrocknet sein sollen, wenn wir sie einräumen. Da sie im Winterquartier fast keinen Wasserverbrauch mehr haben, würde ein nasses Substrat zu Fäulnis führen. Für den Fall, dass der Ballen bereits durchgefroren ist, wenn wir zum Einräumen kommen, können wir ihn vorsichtig mit warmem Wasser gießen, so dass er wieder auftaut.

Wie pflegen wir unsere Lieblinge im Winterquartier?
Bis auf die völlig trocken zu haltenden Pflanzen machen wir im Winterquartier etwa einmal pro Woche die Fingerprobe, ob wir gießen müssen. Mit einer feinen Brause oder einem Spardosierer geben wir etwas Wasser. Dann warten wir etwa eine Stunde und schauen, ob es genügt. Die Immergrünen brauchen mehr Wasser als die Halbimmergrünen oder die Laubabwerfenden. Grapefruit beispielsweise wirft ihr Laub ab, wenn die Wassergabe nicht passt.

Gleichzeitig kontrollieren wir, ob Pilz- oder Bakterienbefall sichtbar ist. Um mögliche Befallsherde gleich zu eliminieren, entfernen wir das heruntergefallene Laub. Gegebenenfalls lüften wir.
Damit die Pflanze bei einem Winterplätzchen am Fenster nicht schief wächst, drehen wir sie.

Weitere Beiträge zur Überwinterung spezieller Pflanzen:

 

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Über Ute Roggendorf

Ute Roggendorf_1200Ute Roggendorf freut sich, ihre beiden großen Leidenschaften, das Gärtnern und das Schreiben, beruflich kombinieren zu können.
In einer Einzelhandelsgärtnerei kümmert sie sich um das Wohl von Pflanzen und Kundschaft. In der Freizeit zieht sie auf dem eigenen Feldstück Gemüse für die heimische Küche.
Ebenso fasziniert ist sie vom Spiel mit Worten. Deshalb hat die Gartenbauingenieurin mit Gärtnerlehre auch den Journalismus zu ihrem Beruf gemacht. Seitdem war sie in verschiedenerlei Verlagen der gärtnerischen Fachpresse beschäftigt. Als Redakteurin weiß sie zudem, wie man eine Zeitung macht.
Inzwischen recherchiert, textet und fotografiert sie freischaffend auch für andere Auftraggeber.
Außerdem ist sie Onlineredakteurin und betreut die Textversionen eines E-Commerce-Unternehmens. Dabei achtet sie darauf, dass alle Angebote gut im Internet zu finden sind. Und sie kann dort ganz viel Hintergrundwissen aus dem Handel in die Ratgeber und Blogs einfließen lassen.

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