Ihr Name verheisst nichts Gutes. Das Griechische «helein» bedeutet «töten», «bora» heisst «Speise» – wer würde da an die lieblichen Helleboren denken, die Wintersonne und Frostnächte überdauern und als Winterblüher die ersten bunten Farbtupfer in den Garten setzen? Die Gattung der Nieswurze, Christ-, und Lenzrosen besitzt eine riesige Farben- und Formenpalette. Sie im Garten anzusiedeln, ist nicht schwierig. Doch ein paar grundlegende Voraussetzungen braucht es, damit sie sich wohlfühlen und vor Krankheiten verschont bleiben.
Wer genau hingeschaut hat, konnte ihre Blüten bereits im Dezember entdecken. Aber jetzt im Spätwinter schlägt ihre ganz grosse Stunde. Als Balkon- und Gartenpflanze haben die Vertreter der Helleborus-Gattung in den letzten Jahren eine riesige Fangemeinde um sich geschart. Kein Wunder – schon allein ihr gelapptes, glänzend dunkelgrüne Blatt gibt ersehnte Grünansichten im wintergrauen Garten, die je nach Art bereits im November mit prachtvolle glocken- und schalenförmigen Blüten getoppt werden. Da schlagen Gärtnerinnen- wie Gärtnerherzen höher!

Schön, aber giftig
Zur Gattung Helleborus gehören 15 bis 25 Arten, die von Europa über Kleinasien bis Zentralasien und China verbreitet sind. Alle Arten enthalten den Wirkstoff Helleborin sowie andere giftige Stoffe. Die stärkste Helleborin-Konzentration findet sich im Wurzelstock, weswegen Vergiftungen bei Mensch und Tier nur selten vorkommen. Dennoch ist es ratsam, beim Schneiden der oberirdischen Pflanzenteile Handschuhe zu tragen – ansonsten drohen Rötungen und Juckreiz. Im Garten stehen die schönen Helleboren, die aus der Familie der Hahnenfussgewächse (Ranunculaceae) stammen, am liebsten im lichten Gehölzschatten auf feuchten, durchlässigen, humusreichen und kalkhaltigen Böden. In Kombination mit locker wachsenden Gehölzen, Stauden, Farnen und Blumenzwiebeln wie z.B. Schneeglöckchen, Krokus oder Winterling ergeben sich gleich zu Beginn der Gartensaison anmutige Gartenbilder.

Helleborus im Garten
In der Gartenkultur unserer Breitengrade sind vor allem die Arten foetidus, niger und die Helleborus-Hybriden vertreten. Die Stinkende Nieswurz (H. foetidus) verdankt ihren wenig charmanten deutschen Namen dem Umstand, dass ihre Blätter einen unangenehmen Geruch verbreiten. Auffällig sind ihre glockenförmigen hellgrünen Blüten, die, wenn voll erblüht, rote Ränder haben. Die genügsame Pflanze hat nur wenige Ansprüche an ihren Standort, toleriert fast jeden Boden sowie Standorte von Sonne bis Halbschatten. Aufgrund ihrer Höhe von bis zu 1 Meter ist die absolut frosthart Art auch als Solitärpflanze schön anzuschauen.

Blüten zur Weihnacht
Die Christrose (H. niger) besitzt als eine lange medizinische und gärtnerische Tradition. Markant sind ihre grossen, weit geöffneten weissen Schalenblüten und die gefächerten, sattgrünen Blätter. Häufig blüht sie rund um die Weihnachtszeit – daher der deutsche Name «Christrose». Die immergrüne Staude wird bis zu 30 cm hoch. Am besten gefällt ihr ein nährstoffreicher und humoser Boden mit gutem Wasserabzug. Helleborus niger – so wie alle Helleboren – ist Flachwurzler. Bodenbearbeitungen im Wurzelbereich mag sie gar nicht! Stattdessen im Herbst mit gut verrottetem Kompost mulchen.
Frühlingsboten
Lenzrosen (H. x orientalis) sind Vertreter der stammlosen, wintergrünen Arten. Sie haben das umfassendste Farbspektrum innerhalb der Gattung und bereichern den Garten im Frühjahr mit viel Farbe. Da sich Helleborus orientalis mit den anderen stammlosen Arten gut kreuzen lässt, ist das Sortiment an Hybriden heute riesig. Die schalen- bis glockenförmigen Blüten können goldgelb, quietschgrün, reinweiss, pfirsichfarben oder pink sein, selbst Züchtungen in violettschwarz gibt es. Teils sind die Blüten gesprenkelt, panaschiert, gesäumt, im Inneren gezeichnet oder sogar gefüllt. Garantierte Hingucker!

Blattläuse, Staunässe …
Alle Vertreter der Helleborus-Gattung sind wenig krankheitsanfällig und, wenn Standort und Boden stimmen, überaus pflegeleicht. Die ab und an erscheinende Blattlaus – oft erkennbar an gekräuselten Blätter – lässt sich von Hand abstreifen oder mit einem festen Wasserstrahl abspritzen. Plötzliche Welke oder fahlgrüne Verfärbungen deuten auf einen Pilzbefall (Phytophthora-Wurzelfäule) hin. Eine häufige Ursache dafür ist Staunässe, gerade in Töpfen – hier immer gut auf den Wasserabzug achten und auf zu generöse Wasser- und Düngergaben verzichten.
… und Pilzkrankheiten
Was dauerhaft Schaden anrichten kann, ist die Schwarzfleckenkrankheit (Coniothyrium hellebori). Diese Pilzkrankheit äussert sich zunächst durch dunkle Flecken auf den Blättern, die schliesslich die Blütenstiele erfassen, sodass sich die Blüten nicht weiterentwickeln können. Befallenes Laub sollte entfernt und im Hausmüll entsorgt werden; bei starkem Befall hilft ein radikaler Rückschnitt. Wiederholt sich der Befall, lohnt es sich, den gesunden Neuaustrieb mit einem Fungizid zu behandeln. Dabei ist darauf zu achten, dass Blattunterseiten wie -oberseiten benetzt werden. Ideal dazu sind Druckspeichersprühgeräte wie der Super Star von Birchmeier, dessen verstellbarer Düsenkopf selbst die über-Kopf-Applikation erlaubt.
Hätten Sie’s gewusst?
Schon im Mittelalter verrieb man die getrockneten Wurzelstöcke von Helleborus niger zu einem schwarzbraunen, Schleimhaut reizenden Pulver, das vor allem als Niespulver verwendet wurde. Doch schon die Kräuterbücher des 16. und 17. Jahrhunderts rieten zu einer vorsichtigen Anwendung: «Drei Tropfen machen rot, 10 Tropfen machen tot.»