Weinreben sind wärmeliebende Pflanzen; je länger und sonnenreicher die Sommermonate, desto geschmackvoller sind die Trauben, die sie produzieren. Ist der Boden noch nicht gefroren, ist ein guter Zeitpunkt, das kletterfreudige Obstgehölz in den Garten zu pflanzen. Wichtig dabei sind die Sortenwahl, der Standort und etwas grundlegende Kenntnis im Rebenschnitt.
Weintrauben aus dem eigenen Garten: Wer denkt da nicht an Urlaub in Italien, an zirpende Grillen bei einem kühlen Glas Weisswein und an ein schattiges Plätzchen in der warmen Sommersonne? Die klimatische Erwärmung bringt es mit sich, dass viele der sonnenhungrigen Südländer mittlerweile auch in solchen Gegenden wachsen, die keine klassischen Weinregionen sind. Knackpunkt ist aber immer die Sortenwahl. Für den heimischen Garten eignen sich vor allem Tafeltrauben (Vitis vinifera), die speziell für den Frischverzehr gezüchtet wurden und wenig anfällig für Falschen Mehltau sind. Zu den Sorten, die beispielsweise die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau empfiehlt, gehören Birstaler Muskat, Muscat bleu, Palatina, Venus, Garant, New York, Fanny, Pölöskei Muskotaly, Frumoasa Alba, Kischmisch und Ontario. Quelle: www.lwg.bayern.de/gartenakademie/gartendokumente/infoschriften/094986/index.php
Wichtig ist vor allem eines: Die Pflanzen müssen einen sonnigen, warmen Standort haben. Ideal sind Südseiten von Gebäuden oder sonnige Pergolen, wo die Pflanzen im Spalier gezogen werden. Die Wände speichern die Wärme und schützen die Pflanze auch nachts vor Kälte. Ist dort ein tiefgründiger, mineralischer, nährstoffreicher Boden vorhanden, steht dem Traubensegen aus dem eigenen Garten kaum noch etwas im Wege.
Wein richtig pflanzen
Grundsätzlich kann man das ganze Jahr über eine Weinrebe pflanzen – es muss sich einfach um eine für den Standort geeignete Sorte handeln. Wichtig ist, dass der Boden frei von Frost ist und keine Staunässe aufweist. Vor dem Pflanzen wird die Pflanze nochmals gut gewässert. Dann wird die Pflanzgrube ausgehoben. Als Faustmass für Tiefe und Breite gelten 40 cm bzw. mindestens die doppelte Ballengrösse. Zur Hauswand sollte ein Abstand von 40 cm bestehen, sodass der Ballen nicht zu trocken steht. Das ausgehobene Erdreich wird mit der Grabgabel oder dem Spaten gelockert. Dann kann die Pflanze aus dem Container genommen und leicht schräg ins Pflanzloch gesetzt werden. Die Veredlungsstelle sollte mindestens 4 cm über dem Niveau des gewachsenen Bodens liegen. Die gelockerte Erde einfüllen, leicht andrücken, mit Giessrand versehen und gut einschwemmen – je nach Grösse der Pflanze können dabei durchaus 10 Liter Wasser erforderlich sein. Wer mehrere Reben in einer Reihe nebeneinander wachsen lassen will, sollte die jungen Triebe direkt nach dem Einpflanzen am Spalier befestigen. Auch ein oder mehrere Stützpfähle mit gespannten Drähten oder ein Holzgerüst sind geeignet.
Ohne Rankgerüst geht nichts
Alle Weinreben sind starkwüchsige Kletterer. Werden sie nicht geschnitten, können sie sich mit ihren Sprossranken in Richtung Sonne bewegend, eine Wuchshöhe von bis zu 10 Metern erreichen. Es gibt unterschiedliche Erziehungsformen für Tafeltrauben. Je nach Standort – ob an der Hauswand oder am Rankgerüst – sollte man ein Hauptgerüst formen. Dies erleichtert Schnittarbeiten und schafft Ordnung. Dazu wählt man einen oder mehrere kräftige Triebe aus und leitet sie waagerecht an einem Spalier entlang. So können sie sich zu den verholzenden Leittrieben, den sogenannten Cordons, entwickeln, an denen die fruchttragenden Seitentriebe wachsen.
Stockaufbau
Wer das ganz genau machen möchte, geht folgendermassen vor: Beim Stockaufbau im ersten Jahr werden Seitentriebe «ausgegeizt», indem man sie direkt an der Basis abzwickt. Im zweiten Jahr, zum Winterschnitt im Februar/März, wird der verholzte Trieb auf die gewünschte Stammhöhe – meist 80 bis 100 cm – zurückgeschnitten. Das Grundgerüst besteht aus dem Cordon, dem Leittrieb, und den sogenannten Schenkeln, die klassischerweise in T-Form oder im einseitigen Winkel gezogen werden. Aber auch Fächerformen, Kleinspaliere oder Senkrecht-Kordons sind möglich. Diese Seitentriebe sollten einen Abstand von circa 20 bis 30 cm zueinander haben und zum Winterschnitt einen Rückschnitt auf einen Stumpf mit zwei Augen erhalten. Bei Konkurrenztrieben wird derjenige entfernt, der aufrechter wächst; der stehen gebliebene Ast wird auf zwei Augen eingekürzt. Das Ziel der Schnittmassnahmen ist immer, einen stabilen, kräftigen Aufbau zu erreichen.
Düngen und Sommerschnitt
Anfangs April wird mit Beerendünger gedüngt. Das Wachstum der Reben ist oft rasant – je nach Sorte können die Ranken in einer Saison mehrere Meter lang werden. Daher wird im Sommer ausgedünnt, um qualitativ hochwertigere Trauben zu erhalten. Dabei wird alles, was unterhalb der Veredlungsstelle wächst, ausgerissen. Auch unnötige Wasserschosse, Kümmertriebe, konkurrenzierende und zu dicht stehende Austriebe werden ausgebrochen, sehr lange Triebe auf sechs bis acht Blätter nach der letzten Traube abgeschnitten. Auch taube Reben ohne Blüten kommen raus oder sehr schwache Trauben, wenn die Pflanze sonst einen vollen Fruchtbehang aufweist. Um Pilzerkrankungen vorzubeugen, bietet es sich an, auch zu dichtes Laub auszulisten. Doch Vorsicht, nicht übertreiben: Haben die Trauben gar keine Beschattung mehr, können sie bei starker Sonne einen Sonnenbrand bekommen. Jetzt ist auch eine gute Gelegenheit, frische Triebe am Spalier entlang zu ziehen und um den Draht zu wickeln.
Winterschutz schadet nicht
Speziell bei frisch gesetzten oder jungen Pflanzen empfiehlt sich ein Winterschutz. Dabei sollte vor allem die Veredlungsstelle vor Kälte geschützt werden. Am einfachsten passiert das, indem man Erde oder Kompost über sie anhäufelt. Zusätzlichen Schutz bietet eine Abdeckung mit Tannenreisig. Auch Stroh oder Vliese können helfen, Frostschäden abzuwehren. Im Frühjahr aber nicht vergessen, das Material wieder zu beseitigen und auch das angehäufelte Erdreich wieder einzuebnen.