Kaum ist die Ernte eingebracht, muss man an die nächstjährige denken. Denn wiesen die Obstbäume nach dem Laubaustrieb Löcher in den Blättern auf und waren Blüten, junge Triebe sogar junge Früchte angefressen, deutet dies auf die Frostspanner hin. Bei massivem Auftreten können sie die Pflanzen schädigen. Dann sind Gegenmassnahmen angeraten – und zwar jetzt. Ein Hexenwerk ist das nicht und per Leimring rasch geschehen – doch ein paar Regeln gibt es.
Kurz nach Austrieb im Frühjahr schlägt ihre Stunde: dann knabbern kleine, grünliche Raupen an jungen Blättern von Bäumen und Sträuchern. Bei starkem Raupenauftreten können die Gehölze arg in Mitleidenschaft gezogen werden.
Schaderreger
Es gibt verschiedene Frostspannerarten. An Obstbäumen treten meistens nur zwei auf: der Kleine und der Grosse Frostspanner. Beide entstammen biologisch der Familie der Spanner (Geometridae). Die Raupen des Kleinen Frostspanners sind hellgrün, sein «Grosser Bruder» zeigt sich hell- und dunkelbraun gemustert.
In Gärten ist es meist der Kleine Frostspanner, der die grössten Schäden verursacht. Seine Raupen sind sofort erkannt. Wenn sie sich fortbewegen, richten sie ihr mittleres Körperteil wie einen Katzenbuckel nach oben, strecken sich nach vorne, krümmen und strecken sich wieder. Ausgewachsen, können die Raupen bis zu 2,5 cm lang werden. Im Gegensatz zu den Männchen sind die Weibchen flugunfähig und müssen an den Stämmen ihrer Wirtspflanzen hochklettern, um ihre Eier im Kronenbereich abzulegen.
Die Raupen schlüpfen im Frühjahr während des Blattaustriebs und befallen unter anderem Waldbäume und Büsche wie Ahorn, Hainbuchen und Linden, aber auch Obstbäume. Vor allem Kirschen, Äpfel und Pflaumen sind betroffen.
Auf den Leim gegangen
Die einfachste Massnahme, die Gehölze vor den hungrigen Raupen zu schützen, sind Leimringe. Diese sollte man noch vor der Eiablage der Weibchen Anfang Oktober ausbringen. Als klebende Sperre für jede Raupe, die den Weg nach oben sucht, werden sie in etwa einem Meter Höhe um den Stamm gewickelt. Auch Stützpfähle werden umwickelt und in die Krone wachsendes Grün entfernt – nicht, dass die Raupen auf die Idee kommen, über Brücken hinauf in die Krone zu gelangen.
Vorsicht: klebrig
Wichtig ist, dass der Leimring eng anliegt und es keine Schlupflöcher gibt. Stark gefurchte Borken sollte man daher vorsichtig mit einer Bürste glätten. Dann wird der – noch nicht ausgeklappte, das Material ist sehr klebrig – Papierleimstreifen um den Stamm gelegt und die erforderliche Länge abgeschnitten. Die Länge sollte so bemessen sein, dass sich die beiden Enden beim Anbringen um ca. 5 cm überlappen. Jetzt kann man den Leimstreifen aufklappen und mit der Klebeseite nach Aussen möglichst faltenfrei um den Stamm wickeln. Zum Schluss wird er an der oberen und an der unteren Kante mit einem Bindedraht fixiert. Im Fachhandel gibt es ausserdem speziellen Insektenleim, den man als Barriere um ein vorgängig um den Stamm angebrachtes Abdeckband streicht.
Regelmässig kontrollieren
Leimringe sind tatsächlich klebrige Sperren für alle (kleinen) Insekten, die den Stamm entlangkrabbeln. Daher ist der Termin fürs Ausbringen so wichtig: Nicht vor Ende September, so dass die Zeitspanne möglichst klein ist und keine Nützlinge wie Schwebfliegen, Ohrwürmer, Laufkäfer oder Marienkäfer versehentlich kleben bleiben. Ebenso wichtig ist die regelmässige Kontrolle – auch, weil die kleben gebliebenen Frostspanner eine verlockende Futterquelle für Vögel sind. Diese wieder können sich im Versuch, die toten Tiere wegzupicken, den Schnabel verkleben. Endgültig entfernt wird der Leimring Anfang März.
Insektenleim, Hühner, Pheromonfallen
Wer einen Nachbarn hat, der Hühner zieht, kann sich überlegen, diese im Mai für ein paar Tage «auszuleihen»: Sie picken die Puppen der Frostspanner aus dem Boden und verhindern so eine neue Massenvermehrung.
Treten im Frühjahr sehr viele Raupen auf, können von März bis Oktober zur Bekämpfung Spritzungen vorgenommen werden. Auch biologische Fungizide auf Basis des Wirkstoffs Bacillus thuringiensis var. kurstaki sind erhältlich. Das Bakterium zerstört die Darmzellen der Raupen; Nützlinge werden dabei nicht geschädigt.
(Lesen Sie dazu auch unsere Tipps zur sogenannten Winter- oder Austriebsspritzung)
Nahrung für Vögel
Frostspanner finden sich übrigens auf dem Speiseplan sehr vieler Vögel. In einem naturnah gestalteten Garten mit Versteckmöglichkeiten für die tierischen Helfer haben die unerwünschten Schmetterlinge daher einen schweren Stand. Zur Vogelförderung lassen sich Nistkästen, Vogelschutzgehölze und Rückzugsstrukturen wie höheres Gras, Alt- und Totholz einbringen. Sind die Schäden durch die Raupen nicht allzu gross, braucht es nur selten Behandlung gegen sie – auch nicht, zum Schutz der Vögel – per Leimring.