Um Obstbäume gesund zu halten, brauchen sie Schutz. Das ist eine der Erfahrungen des letzten Winters. Eine Massnahme dazu wird im Spätherbst ergriffen. Gerade junge Obstbäume leiden an sonnigen Wintertagen und eisigen Frostnächten unter den Temperaturschwankungen. Die Folge sind Frostrisse. Diese Eintrittspforten für Schädlinge, Bakterien und Pilze führen nicht nur zu Ernteeinbussen, die Pflanze kann schlimmstenfalls sogar absterben. Ein Weissanstrich hilft – und es ist gar nicht schwer, ihn selbst herzustellen.
Schon unsere Vorväter wussten: Ein weiss angestrichener Obstbaum ist vor Winterschäden am besten geschützt. Die helle Schutzschicht an Stamm und Ästen reflektiert das Sonnenlicht und verhindert, dass sich die Rinde aufheizt. Im Winter ist die Gefahr dafür besonders gross: Tagsüber hat die Sonne so viel Kraft, dass sich die Baumrinde an der sonnenzugewandten Seite stark erwärmt. An der sonnenabgewandten Seite bleibt sie kalt.
Bäume vor der Zerreissprobe
Die daraus resultierenden Temperaturunterschiede führen zu Spannungen in der Rinde. Frostrisse sind das Ergebnis. Diese wiederum stellen Eintrittspforten für Schädlinge, Bakterien und Pilzinfektionen dar. Mit einem Baumanstrich werden diese frostbedingten Tore geschlossen und verhindert, dass neue entstehen. Ausserdem soll die weisse Farbe auch Rehe und Mäuse abhalten – umso besser! Die grösste Gefahr für Frostriss besteht von Januar bis März. Um alle Vorteile des Weiss- oder Baumanstrichs auszuschöpfen, wird am besten der frostfreie Spätherbst von Oktober bis November als «Streich»-Termin genutzt. Ist die Farbe auf Februar verblasst oder verwittert, muss sie erneuert werden.
Obstbäume weisseln: So geht’s
Behandelt werden der Stamm und die grösseren Äste. Grüne Stellen und junge Äste bleiben ausgespart. Bevor die Farbe aufgetragen wird, erhalten die zu behandelnden Stellen ein vorsichtiges «Peeling» mit einer stabilen Bürste. Das entfernt Moose, Flechten, lockere Borkenstücke sowie in der Borke überwinternde Schädlinge, zum Beispiel Obstmaden, Miniermotten und Knospenstecher. Glatte Stammpartien müssen nicht abgebürstet werden. Wer zuvor ein Vlies oder ein altes Bettlaken um den Stamm herum auf den Boden legt, kann die die Rindenteile einfach aufsammeln und in der Biotonne entsorgen.
Im nächsten Schritt wird der Baum angestrichen. Geeignete Mittel sind im Gartenfachhandel erhältlich. In der Regel bestehen die Pasten aus Kieselsäuren, Mineralien, Kräuterextrakten und Spurenelementen wie Eisen und Magnesium. Der Anstrich wird mit einem Pinsel auf dem Stamm, bei jüngeren Bäumen zudem auf den Ästen verteilt. Damit die Farbe gut trocknet, sollte man sie nicht bei Regen oder Frost verstreichen. Nachfolgend können Leimringe gegen Frostspanner angebracht werden. So ist der Baum bestens über den Winter geschützt.
Schädliche Frost-Nutzniesser
Beispiele für Schaderreger, die durch Frostrisse in den Baum eindringen können, sind der Obstbaumkrebs, die Kragenfäule, Rotpusteln, Welkepilze sowie der Bakterienbrand. Letzterer wird durch das Bakterium Pseudomonas syringae pv. morsprunorum hervorgerufen. Der Bakterienbrand ist an allen Steinobstkulturen zu finden, vor allem an Aprikosen, Zwetschgen und Kirschen. Die Infektionen finden überwiegend im Herbst mit Einsetzen der ersten Fröste statt. Die zu diesem Zeitpunkt zahlreich auf der Baumoberfläche vorhandenen Bakterien nutzen kleinste Verletzungen, z.B. Frostrisse, Wurzelverletzungen oder zu viele Korrekturschnitte bei jungen Bäumen, um in den Stamm einzudringen. Bei starken Infektionen können die Gehölze komplett absterben.