Was machen die Mikroorganismen im Boden?

Hand holding a pile of organic humus soil for planting, potting, or home gardening
(Quelle: iStock/Marinela Malcheva)


In einer Handvoll Gartenerde stecken mehr Lebewesen als es Menschen auf diesem Planeten gibt. Doch welche Arten von Mikroorganismen, auch Mikroben genannt, tummeln sich im Boden und was machen sie dort eigentlich? Antworten darauf, sowie Infos dazu wie sich mit Mikroben ein gesundes Gleichgewicht im Boden schaffen lässt, will dieser Beitrag liefern.

Noch recht bekannt ist uns die Fauna, die wir mit bloßem Auge erkennen können. Dazu zählen Asseln, Spinnen, Regenwürmer, Larven, Tausendfüßler, Milben und Fadenwürmer. Obwohl wir überall von ihnen umgeben sind, wissen wir aber von Mikroorganismen meist nicht viel. Was wohl vor allem daran liegt, dass wir sie nur unter einem Mikroskop erkennen können. Die Mikroorganismen, bestehend vor allem aus Bakterien und Pilzen, machen jedoch mit 80 % den weitaus größeren Anteil an Bodenlebewesen aus. Sie sind maßgeblich für die Umwandlungsprozesse organischer Stoffe wie Laub, Holz, Kot, Kadaver usw. verantwortlich. Besteht ein ausgewogenes Gleichgewicht, tragen Mikroben dazu bei, dass den Pflanzenwurzeln die zurückgewonnenen Nährstoffe wieder zur Verfügung gestellt werden. Der japanische Agrarwissenschaftlcher Prof. Dr. Teruo Higa ist der Entdecker der Effektiven Mikroorganismen. Er vertritt die These, im Boden kommen diese drei Arten von Mikroben vor, welche sich gegenseitig beeinflussen:

  1. positive (aufbauende), dazu gehören die Effektiven Mikroorganismen (EM)
  2. negative (abbauende), die Fäulnisprozesse und Krankheiten hervorrufen
  3. neutrale (opportunistische) Mikroben, die sich je nach Milieu positiv oder negativ verhalten

Schon vor über 40 Jahren hat Prof. Higa mit seinen Forschungen zur Verbesserung der Bodenqualität mithilfe natürlicher Mikroorganismen begonnen. Wer im eigenen Garten auf chemische Mittel verzichten will, setzt womöglich schon EM ein oder wird es vielleicht künftig tun? EM ist kein Hokus-Pokus, sondern hat sich mittlerweile als Methode bewährt, um kranke Böden wieder fit zu machen. Denn für eine erfolgreiche Ernte, wird ein fruchtbarer, gesunder Boden vorausgesetzt. Wenn die positiven Mikroorganismen gefördert oder vermehrt werden, ist ein gesundes Pflanzenwachstum möglich.

Im Rahmen seiner Forschungen entdeckte Prof. Higa eine Mischung aus verschiedenen Bakterienstämmen, bestehend aus Milchsäure-Bakterien, Hefen sowie Photosynthesebakterien. Wer mit EM schon vertraut ist, der kennt den säuerlich angenehmen Duft, den die braunen Flüssigkeiten verströmen. Wie in der Küche mit dem Jogurtbereiter lassen sich auch EM-Produkte selbst herstellen. Das ist allerdings ein komplexer und langwieriger Prozess, der auch mal schief gehen kann. Die speziellen Mischungen der fertigen EM-Produkte kommen in einem gesunden Boden vor. Deshalb sind sie auch zugelassen für den ökologischen Land- und Gartenbau. Wichtig ist, dass die Produkte von einem seriösen Hersteller stammen. Ein solcher hält sich an die Grundsätze der EM-Herstellung, wozu ein sehr hohes Maß an Hygiene sowie die Einhaltung des HACCP-Konzeptes gehört. Das steht für “Hazard analysis and critical control points”, und bedeutet so viel wie „Gefährdungsanalyse und kritische Lenkungspunkte“. Während des Herstellungsprozesses von EM-Produkten wird beispielsweise während der Fermentation regelmäßig der pH-Wert gemessen und dokumentiert.

Viele Vorteile
Diese Milliarden kleinster Helfer lassen sich im Garten vielfältig einsetzen – sei es im Kompost, im Nutz- aber auch im Ziergarten. Dort, wo Fäulnisprozesse überhandnehmen, werden unerwünschte Gäste wie Ameisen und Schnecken angelockt. Dem kann man mit dem Einsatz von EM vorbeugen. Dafür ist aber eine regelmäßige Anwendung erforderlich. Effektiven Mikroorganismen können dazu beitragen, dass:

  • Böden wieder fruchtbarer werden
  • organisches Material im Boden in Nährstoffe für die Pflanzen umgewandelt werden,
  • die Bodenstruktur und die Keimfähigkeit von Saatgut verbessert wird
  • die Wurzelbildung gefördert wird
  • Krankheiten und Schädlingen vorgebeugt wird.

Aquamix - Tomaten-8828_HP

EM ausbringen und Anwendungsgebiete
Fertige EM-Produkte werden entsprechend der Packungsbeilage mit Wasser verdünnt. Sie können mittels einer Sprühflasche oder eines Drucksprühers als Blattspritzung angewendet oder durch regelmäßiges Gießen dem Boden zugeführt werden. Optimal dafür eignet sich der Birchmeier Aquamix. Denn dieses Düngemischgerät bringt direkt ein Dosiersystem mit, welche die Mikroorganismen automatisch dem Gießwasser zufügt. Für Mikroorganismen wird eine Konzentration von 2.0% empfohlen, die man am Stellring des Gerätes auswählt. Um im Anschluss Nachzuspülen oder für weiteres Gießen stellt man einfach auf die Neutralposition um. Dann läuft reines Wasser ohne Beigabe von EM durch den Aquamix. Wer nur Zimmerpflanzen hat oder ausschließlich auf dem Balkon oder der Terrasse gärtnert, für den reicht gegebenenfalls auch der Handsprüher Foxy Plus von Birchmeier aus. Übrigens, wer es besonders nachhaltig will, dem sei der neue Recyclution empfohlen. Dieser Handsprüher besteht aus 95 % recyceltem Kunststoff. Im Garten können die Mikroorganismen sehr vielseitig angewendet werden und zwar zur bzw. für

  • Bewässerung
  • Pflanzenstärkung
  • Obst & Gemüsepflanzen
  • Sträucher & Gehölze
  • Beet & Hochbeet
  • Rasenbehandlung
  • Kompost / Bokashi – s. Beitrag Bokashi-Eimer selber bauen 
  • Schnittblumen
  • Topf- und Zimmerpflanzen
  • Gartenteich

Pilze wachsen nicht nur im Wald
Wie eingangs erwähnt zählen auch Pilze zu den Mikroorganismen. Schon mal was von Mykorrhiza gehört? Dieser Begriff setzt sich aus den griechischen Worten mukês für Pilz und rhiza für Wurzel zusammen. Frei übersetzen lässt es sich also mit „verpilzter Wurzel“. Verstanden wird darunter eine Symbiose von Pilzen und Pflanzen. Im Gartenbau lassen sich Mykorrhiza, als pilzliche Mikroorganismen, als Bodenhilfsstoffe und Pflanzenstärkungsmittel einsetzen. Denn über ihre Wurzeln nehmen Pflanzen Nährstoffe und Wasser auf. Das wird unterstützt durch Mykorrhiza-Pilze, die in einem gesunden Boden leben. Fehlen diese oder sind in zu geringer Anzahl vorhanden, kann man mit entsprechenden Mitteln nachhelfen. Solche Produkte sind im gut sortierten Fachhandel erhältlich – in der Regel als Granulat. Dieses wird beim Einpflanzen einfach mit in den Wurzelbereich gegeben. Die Vorteile von Mykorrhiza sind vergleichbar mit EM. So fördern sie nicht nur die Nährstoff- und Wasseraufnahme, sondern verbessern auch das Wurzelwachstum. So sind die Pflanzen vitaler und weniger krankheitsanfällig und liefern bessere Erträge.

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Über Christine Schonschek

Foto-Christine-Schonschek_klChristine Schonschek ist seit 2006 als freiberufliche Fachjournalistin für verschiedene Verlage und Online-Medien tätig. Sie beschäftigt sich dabei gerne nicht nur mit allem was grünt und blüht, sondern auch technische Themen machen ihr Freude. Sie schreibt sowohl für den Hobby- als auch auch für den Profigärtner. Wenn sie mal nicht für ein Interview unterwegs ist oder am Schreibtisch sitzt, um an einem der Beiträge zu schreiben, ist sie im eigenen Hausgarten oder Gewächshaus tätig und probiert auch gerne mal etwas Neues aus oder genießt beim Wandern die Natur.

Ein Kommentar zu “Was machen die Mikroorganismen im Boden?

  1. Liebe Christine,
    vielen Dank über Deinen tollen Bericht über EM – Effektive Mikroorganismen. Seit 2006 bin ich EM-Beraterin und habe viele Erfahrungen mit EM gemacht. Mit jetzt 76 Jahren denke ich manches Mal daran, aufzuhören. Aber die vielen tollen Gespräche und Erfahrungen mit meinen Kunden lassen mich noch nicht intensiv daran zu denken. Vielleicht hast Du ja mal Zeit und Lust, mich in unserem Rosendorf Wernborn im Hochtaunus zu besuchen. In unserer Kernstadt Usingen wird seit über einem Jahrzehnt flächendeckend vom Bauhof mit EM gearbeitet. Ich würde mich freuen, Dich wiederzusehen – das letzte Mal war es ja in der Klostergärtnerei von Maria Laach. Herzliche Grüße, Karin Zwermann

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