In der Regel läuft es so im Garten: Man kauft eine beliebige Anzahl Stauden und Gehölze, pflanzt sie ein und lässt sie wachsen. Die eine Staude etabliert sich, die andere nicht, die eine wird ersetzt, die andere geteilt. Im Herbst wird geschnitten und im Frühjahr gedüngt. So geht das Jahr für Jahr. Nichts bleibt dem Zufall überlassen. Anders verhält es sich beim Gärtnern mit selbstversamenden Pflanzen. Hier sind Überraschungsmomente garantiert.
Im einen Sommer schweben die violetten Blütenschirmchen des Patagonischen Eisenkrauts über Wegplatten, im nächsten neben dem Komposthaufen und im dritten zwischen Selleriestangen. Auch die Ringelblumen haben sich verselbstständigt – letztes Jahr noch in der Blumenrabatte, dieses Jahr im Kräuterbeet. Beim Gärtnern mit selbstversamenden Pflanzen ist es weniger der planende Mensch, der das Beet gestaltet, sondern der Zufall. Standort, Licht und Wasser treffen die Auswahl. Das freut nicht nur experimentierfreudige Gemüter, sondern auch die Tierwelt, denn viele dieser Ein- und Zweijährigen sind ausgewiesene Futterpflanzen für Schmetterlinge, Wildbienen oder sogar Vögel.
Ein- und zweijährige Reize
Die klassische Einjährigen (Annuellen) wie Kornblume, Ringelblume, Sonnenblume oder Jungfer im Grünen keimen, blühen und bilden ihre Samen innerhalb einer Vegetationsperiode. Wenn der Winter kommt, sterben sie ab. Bis dahin hat der Wind ihre Samen in die entlegensten Gartenecken verstreut.
Die Samen der Zweijährigen, z.B. roter Fingerhut, Vergissmeinnicht oder Stockrose, werden bereits im Herbst ausgebracht. Sie überwintern meist als kleine Rosettenpflanzen und blühen und fruchten im kommenden Jahr.
Als sogenanntes «Blackbox Gardening» hat dieses Prinzip die letzten Jahre an Fahrt aufgenommen. Neu ist es sicherlich nicht, doch die Reize der Annuellen sind manchen Hobbygärtner unbekannt. Dies auch, weil mit ihnen zu gestalten aufwändiger ist als mit Stauden und Gehölzen. Es erfordert mehr Fachwissen, keimende Einjährige von keimenden Unkräutern zu unterscheiden. Und auch den Mut, die Pflanzen selbstbestimmt wachsen zu lassen. Belohnt wird man dafür von Rabatten, die von Frühjahr bis Herbst in den buntesten Farben blühen – und das alles für wenig Geld.
Kostengünstig Blütenmeere erschaffen
Die Initialzündung für den Ein- und Zweijahreszyklus muss man selbst geben, indem man auf Pflanzentauschbörsen oder im Fachhandel geeignetes Saatgut kauft. Kandidaten für die jeweiligen Standorte und Böden gibt es zahlreiche: Manche mögen es lieber schattiger und nährstoffreicher (Fingerhut, Vergissmeinnicht), andere lieber sonnig und nährstoffreich (Stockrosen, Nachtviolen, Kosmeen, Sonnenblumen), die dritte Gruppe am liebsten sonnig und mit eher magerem Boden (Jungfer im Grünen, Klatschmohn, Muskateller-Salbei, Königskerze, Vexiernelke). Praktisch hierbei sind die fertigen Mischungen, die es im Fachhandel zu kaufen gibt.
Bodenvorbereitung
Bevor ausgesät wird, muss der Boden frei von Samen- und Wurzelunkräutern sein. Vor der Aussaat wird die Erde gut durchgeharkt, gelockert und, je nach Anspruch der Mischung, mit Kompost oder Hornspänen versetzt. Krümel, grosse Steine und Wurzelreste sollte man entfernen. Abschliessend wird sauber durchgerecht. Je feinkrümeliger die Erde, desto rascher finden die zarten Wurzeln Halt. Sehr feines Saatgut kann mit Sand vermischt werden, dann lässt es sich leichter aussäen. Wichtig ist, die Samen in den ersten Tagen nach Aussaat gleichmässig feucht zu halten. Nicht zu dicht säen: Da würden sich die Keimlinge in der Entwicklung nur gegenseitig behindern. Sind genug Freiflächen vorhanden und gefallen den Pflanzen die Bedingungen, werden sie in den kommenden Jahren verlässlich wiederkehren.
Die Saat für die nächsten Jahre
Wer weniger auf den Zufall setzen mag, kann die Samen auch einsammeln. Damit beginnt man spätestens im Spätsommer. Dass die Samen reif sind, zeigt sich daran, dass sich die Samenkapseln bräunlich verfärben. Trocknen lassen sich die Samen zum Beispiel auf der Fensterbank auf Zeitungspapier ausgelegt. In kleine Dosen gefüllt und beschriftet, können sie bis zum nächsten Frühjahr aufbewahrt werden.