Schnecken sind eigentlich ein Wunder der Natur. Tagtäglich rollt jede einzelne von ihnen eine Privat-Fahrbahn aus feuchtem Schleim aus, auf dem sie behände durch unsere Gärten gleitet. Stacheliges und Scharfkantiges, selbst Rasiermesserklingen, kann sie nicht aufhalten. Sich kurz vor Herbstbeginn mit Schnecken zu befassen, obwohl sie erst im Frühjahr zum Problem werden können, scheint merkwürdig. Doch der beste Zeitpunkt, um die Population der kommenden Saison zu dezimieren, ist bald gekommen.
Die meisten unserer einheimischen Schnecken sind Zwitter: Bei der Paarung können sie entweder Männchen oder Weibchen sein. Bis zu mehreren Hundert Eier legen sie in eine Nesthöhle ab, und zwar meist im Herbst und Winter. Die Ei-Gehege aufzuspüren ist nicht schwierig: Oft findet man sie in kleinen Erdlöchern, hinter Steinen, unter Polsterpflanzen und Brettern. Die kleinen, weissen, kugelrunden Gebilde, die meist in Klumpen abgelegt sind, stechen sofort ins Auge. Mit einem Häkchen in einen Plastiksack verfrachtet, werden sie am besten im Hausmüll entsorgt.
Diese herbstliche Jagd auf die «Salatzerstörer» des Folgejahres lohnt sich. Ist das Frühjahr erst einmal mit Wärme und viel Feuchtigkeit da, ist es oft nur eine Frage weniger Tage, bis die Fresswut der Schnecken in traurigen Stummeln mündet. Dann ist der Moment gekommen, das weitere Abwehr-Arsenal aufzufahren: Schneckenzäune, Bestandsdezimierung durch Absammeln der Tiere sowie biologische oder chemische Massnahmen. Bei den biologischen hat sich das Ausbringen von Nematoden bewährt. Wird Schneckenkorn verwendet, sollten aus Rücksicht vor Igeln und anderen Tieren unbedingt Produkte mit dem Wirkstoff Eisenphosphat ausgebracht werden.
Die Problematischen
Doch wer genau sind diese schleimigen Plagegeister, die «Salatzerstörer»? Es sind vor allem drei Nacktschneckenarten, die Schäden an Jungpflanzen, deren Blättern, Stängeln, Blüten und Früchten (und manchmal auch den Wurzeln) verursachen.
Spanische Wegschnecke
- 1 bis 10 cm Körperlänge mit rotbrauner bis schwarzbrauner Farbe, Jungtiere gelb, braun, grau oder grünlich gefärbt mit zwei braunen Längsstreifen
- Vor allem oberirdisch aktiv, in der Nähe von Hecken oder Komposthaufen
- Vermehrung: Pro Jahr eine Generation
- Eiablage: früh im Herbst; Jungtiere schlüpfen im nächsten Frühling im März/April
Garten-Wegschnecken
- 0,5 bis 4 cm Körperlänge, Oberseite dunkelgrau bis blauschwarz mit gelber bis orangener Sohle
- Lebensraum: obere Erdschicht wie auch die Bodenoberfläche – auch Wurzeln und Knollen stehen auf ihrem Menüplan
- Eiablage im Schutz der Erdschicht Anfang Winter; Jungtiere schlüpfen im April/Mai
Ackerschnecke (Deroceras)
- 0,5 bis 5 cm Körperlänge, gelblichweisse bis hellgraue oder braune Färbung, oft mit netzartiger Zeichnung, Jungtiere meist hellbeige
- Im Jungtierstadium lebt sie unter-, später auch oberirdisch
- Paarung im August, Eiablage im Winter; Jungtiere schlüpfen im April
- Ganzjährig aktiv, ausser bei Frost
Die Nützlichen
Doch es gibt es Schnecken, die auf Seiten der Guten stehen und eine wichtige Funktion bei den Abbauprozessen im Garten habe. Manche bekämpfen sogar aktive die «Problematischen», da ihr Hunger auch vor anderen Schnecken oder deren Eigelege nicht Halt macht. Dazu gehören vor allem:
Weinbergschnecke
- Länge ca. 10 cm, Grösse des Schneckenhauses im Alter bis zu 5 cm im Durchmesser
- Geschlechtsreif nach 2 bis 3 Jahren, Fortpflanzung ab Frühling
- Haben eine Vorliebe für weiche, angewelkte oder angemoderte Pflanztenteile
- Alterserwartung bis zu 10 Jahre
- In Österreich, Deutschland und der Schweiz unter Schutz
Hain- und Garten-Bänderschnecken
- Länge ca. 2.5 bis 3 cm, Grösse des gebändertern Gehäuses 1 – 3 cm
- Nahrung: Algen und Moose
- Paarung im Frühjahr, Eiablage Juni bis August
- Alterserwartung bis zu 8 Jahre
Tigerschnegel / Schnegel
- Ca. 13 – 20 cm lang, charakteristische dunkle, etwas länglichen Flecken auf hellgrauer oder -brauner Grundfarbe am Körperanfang, Streifenmuster und Kiel am Ende
- Nahrung: Algen, Flechten, Pilze, Aas, totes Pflanzenmaterial und andere Nacktschnecken (Eier sowie adulte Tiere)
- Eiablage im Sommer
- Geschlechtsreife mit gut eineinhalb Jahren; max. Alter drei Jahre.
Fressfeinde fördern
Bei der aktiven Schneckenbekämpfung darf nicht vergessen werden, dass auch die nützlichen Schnecken davon betroffen sind. Der beste Schutz vor einer Armada aus Nacktschnecken im Salatbeet ist dann gegeben, wenn man deren Fressfeinde im Garten fördert. Bieten Sie Lauf- und Leuchtkäfern, Igeln, Kröten oder Blindschleichen Versteckmöglichkeiten in Stein- oder Reisighaufen an und stellen Sie ihnen Winterquartiere zur Verfügung. Je facettenreicher ein Garten gestaltet ist, desto mehr Überlebensmöglichkeiten finden die Schneckenjäger.