Der Winter macht es unseren Zimmerpflanzen besonders schwer: Heisse Heizungs- bei trockener Wohnungsluft und dazu ein Giess-Regime, welches die Bedürfnisse der Pflanze meist ignoriert. Vor allem im Winter kapitulieren viele Zimmerpflanzen und treten ihren letzten Weg in Richtung Komposthaufen an. Zu viel Wasser oder zu wenig? Oft lohnt schon der genaue Blick aufs Wuchsverhalten, und man erkennt, wie es um das Wohlbefinden unserer grünen Mitbewohner steht.
Es gibt einen wichtigen Kniff, der – egal ob Winter oder Sommer – hilft, Genaueres über die Wasserversorgung der Pflanzen zu erfahren. Es ist die Fingerprobe. Dabei wird der Zeigefinger zwei bis drei Zentimeter tief ins Erdreich gebohrt. Fühlt es sich an der Spitze noch feucht an, hat der Wurzelballen – auch wenn die oberste Schicht völlig ausgetrocknet scheint – noch genug Wasser. Wer mehrere Pflanzen auf die Art testen will, sollten nach jedem Topf den Finger an einem Handtuch abstreifen. Dies weniger, um ihn zu reinigen – schmutzig wird er gleich wieder – sondern um allfällige Feuchtigkeit am Finger zu entfernen. Sonst gibt es Fehlanalysen beim nächsten Durchgang. Wer es noch genauer wissen will, kann einen Bodenfeuchtesensor einsetzen.
Schlaffe, ledrig-rillige Orchideenblätter
Aber wie zeigen uns Pflanzen, dass sie zu trocken oder zu nass stehen? Bei Orchideen, die in der Regel in Plastikgefässe gepflanzt sind, ist das recht einfach herauszufinden. Wer den Topf hochhebt und denkt, «Hoppla, der ist aber sehr leicht», sollte zügig zur Giesskanne greifen. Bei Phalaenopsis, die zu den beliebtesten Zimmerorchideen gehören, deuten die Blätter direkt auf eine schlechte Wasserversorgung hin: Sind sie schlaff, weich oder auch ledrig und rillig, stimmt etwas nicht. Jetzt wird gecheckt: zu viel oder zu wenig Wasser? Leidet sie unter Staunässe, sprich, sind einige Wurzeln braun und matschig, sollte man die Pflanze austopfen und die beschädigten Wurzeln herausschneiden. Dann kommt die Pflanze in ein neues Orchideensubstrat. (mehr zur Orchideenpflege lesen Sie hier
Orchideen lieben Tauchbäder
Orchideen werden je nach Art im Winter maximal einmal die Woche mit einem möglichst kalkarmen Wasser (ideal ist Regenwasser) gegossen. Und zwar wohl dosiert – das heisst: Überschüssiges Giesswasser, das sich im Übertopf gesammelt hat, wird nach ca. 30 Minuten weggegossen. Noch besser ist das Tauchbad. Hierzu ein Gefäss mit zimmerwarmem Wasser füllen – ideal ist Regenwasser oder abgekochtes Leitungswasser – und den Orchideentopf für ca. 30 Minuten hineinstellen. Danach die Pflanze gut abtropfen lassen und zurück in den Übertopf geben. Übrigens: Weit mehr als Giesswasser schätzen die Pflanzen eine hohe Luftfeuchtigkeit, insbesondere in warmen Räumen bei trockener Heizungsluft. Wer die Pflanzen also regelmässig mit einem feinen Wasserdampf einnebelt, tut ihnen das Beste.
Ficus und Zimmeraralie werfen ihr Laub ab
Abgeworfenes Laub beim Ficus oder der Zimmeraralie? Prüfen Sie mit dem Finger: Besteht Staunässe? Um die vorzubeugen, lohnt es sich, in den Übertopf eine etwa zwei Zentimeter hohe Blähtonschicht einzufüllen – grobe Kieselsteine funktionieren auch. Wird die Pflanze gegossen, läuft überschüssiges Giesswasser aus dem Topf in den Übertopf – und somit ins Blähtonsubstrat. Das im Übertopf stehende Wasser verdampft allmählich, was in einer höheren Luftfeuchtigkeit mündet.
Das Einblatt lässt die Blätter hängen
Ein Einblatt, das alle Blätter schlaff zu allen Seiten herabhängen lässt? Hier stehen Notfall-Sofortmassnahmen an. Zunächst die Fingerprobe. Hat die Pflanze kein Wasser mehr? Dann stellen Sie sie in die Badewanne (und legen Sie ein feines Sieb über den Ausguss) und geben sie ihr eine schöne Regenwald-Dusche: Mit feinem Strahl übers Laub und natürlich über den Wurzelballen. Warten Sie, bis das Laub wieder trocken und der Wurzelballen gut abgetropft ist, dann kann die Pflanze zurück an ihren angestammten Ort.
Monstera mit braunen Blättern
Werden Blätter und Blattränder braun, zum Beispiel bei der Monstera, meinte man es ebenfalls zu gut mit dem Giessen. Zwar ist das Fensterblatt ein Kinder der Tropen, doch sie wächst als Liane und wird in ihrer Heimat nur durch abtropfendes Wasser versorgt. Daher: mässig feucht halten und am besten nur besprühen.
Auseinanderfallende Zamioculcas
Auch Zamioculcas zeigen genau, wann sie zu viel Wasser bekommen haben. Fallen insbesondere die jungen, längsten Triebe nach aussen ab oder werden die Blätter gelb, leidet sie unter faulenden Wurzeln. Zamioculcas stammen ursprünglich aus Ostafrika, wo wie wochenlang ohne Wasser auskommen können. Die Pflanze speichert Flüssigkeit in ihren fleischigen Blattstielen sowie in den fiederartig angeordneten Blättern. Bei zu viel Wasser faulen die Wurzeln als Folge der Staunässe; die Fäulnis geht schliesslich in die Stängel über. Ist das der Fall, ist schnelles Reagieren angesagt: Die Pflanze muss ausgetopft und anhaftendes Substrat sowie alle faulenden und gelb verfärbten Pflanzenteile entfernen bzw. abgeschnitten werden. Anschliessend kommt die Pflanze in ein neues Gefäss mit frischem Substrat. Gegossen werden muss vorerst nicht, die Pflanze sollte noch immer genug Wasser in den restlichen Blattorganen gespeichert haben.