Hitze ade – Garten oje!

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Der Gluthitzesommer hat sich verabschiedet. Wohin man blickt, braunes Gestrüpp, wo vormals elegante Stauden blühten. Auch der Rasen ist ein Bild des Jammers. Jetzt werden die Tage und Nächte wieder kühler, mehr Niederschlag stellt sich ein. Das sind gute Nachrichten – schliesslich ist der Herbst die beste Jahreszeit, um Gehölze und Stauden zu ersetzen und den Rasen zu renovieren. Aber welche Massnahmen gibt es, um in Zeiten des Klimawandels das heimische Grün möglichst gut gegen Hitze und Trockenheit zu wappnen?

Neu ansäen oder renovieren? Was den Rasen anbelangt, ist das eine wichtige Frage, schon allein des Geldbeutels wegen. Sonne und Trockenheit haben dem Rasen zugesetzt. Bereits im Hitzesommer 2018 schätzten Experten, dass in Schweizer Privatgärten 30 bis 50 Prozent der Rasenflächen gestorben oder stark geschädigt wurden. Wie die Bilanz 2022 aussieht, wird sich zeigen. Aber Fakt ist: Bei den traditionell eingesetzten Rasengräsern liegt die optimale Wachstumstemperatur bei 15 bis 25 Grad. Fürs Wurzelwachstum essenziell sind Werte zwischen 10 bis 18 Grad. Steigt die Bodentemperatur auf 28 bis 30 Grad, stellen die Gräser das Wurzelwachstum ein. Das Resultat: abgestorbene Rasenflächen. Hinzu kommt: Wenn der Rasen nicht bewässert wird und kein Regen fällt, erhalten die Pflanzen auch keinen Dünger. Denn der muss sich erst im Wasser lösen, um pflanzenverfügbar zu sein.

Rasen neu ansäen oder renovieren?
Was die Entscheidung zwischen Neuansaat oder Renovation anbelangt, gibt der Schweizer Düngerspezialist Hauert ein Entscheidungsraster. Nummer eins: Wie hoch ist das Verhältnis der Unkräuter im Vergleich zur gesamten Rasenfläche? Nummer zwei: Wie gross ist der flächenmässige Anteil der kahlen Stellen im Rasen? Nummer drei: Wie sieht es mit der Gräsermischung aus, ist der Rasen noch homogen zusammengesetzt oder haben einzelne Rasengräser überhandgenommen? Überwiegen Fremdgräser? Nummer Vier: Wenn man sich anschaut, wie eben die Rasenfläche ist, wie hoch ist der Anteil des nicht mehr gleichmässigen flachen Bodens? Liegen alle Antworten unter 50 Prozent, so die Empfehlung des Düngeprofis, verspricht eine Rasenrenovation Erfolg. Wer eine oder mehrere Fragen mit mehr als 50 Prozent beantwortet, der sollte den Rasen neu anlegen. Gerade jetzt im Frühherbst ist ein guter Termin dafür. Wichtig bei der Neuansaat (z.B. mit dem Handstreuer Granomax) ist, dass Sie trockenheitsverträgliche, tief wurzelnde Rasenmischungen verwenden. In ihnen finden sich häufig das sogenannte tetraploide Englisch Raigras (Lolium perenne), das dank seiner etwas breiteren Blattspreite mehr Hitze verträgt.

Wasser im Boden speichern
Damit Stauden, Gehölze, Rasenflächen, selbst Bäume gegen künftige Hitzekapriolen besser gewappnet sind, kann man auf wasserspeichernde Granulate zurückgreifen. Sie sorgen dafür, dass der Boden das Regenwasser möglichst lange zurückhält. In der Regel werden diese Granulate vor der Pflanzung ausgestreut und danach bis in eine Tiefe von etwa 15 cm eingearbeitet. Auch Pflanzenkohle und Perlit, also geblähtes Vulkangestein, fallen in diese Kategorie. Dank seiner grossen Oberfläche schützt das weisse, körnige Granulat den Boden vor zu starker Verdichtung, was auch die Luftdurchlässigkeit verbessert. Häufig ist Perlit in Blumenerden beigemischt, doch man kann es auch in Reinform kaufen.

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Von Wolfsmilch gibt es verschiedenste Arten und Sorten, aber die meisten haben einen sukkulente Wuchs mit verdickten, wasserspeichernden Blättern und Stängeln. Vorsicht! Der Milchsaft ist giftig und kann für Kleinkinder und Haustiere gefährlich sein.


Bepflanzung anpassen
Um im Garten gegen immer heissere Sommermonate gewappnet zu sein, gibt es zwei Möglichkeiten: in Bewässerungssysteme zu investieren oder die Pflanzenauswahl auf trockenheitsverträgliche Gewächse auszurichten. Neue Pflanzenzüchtungen sind auf die kommenden Hitzerekorde eingestellt. Aber auch andere Pflanzen gelten als Hitzekünstler, beispielsweise der Wollziest (Stachys byzantina). Bei ihm ist es das flaumig behaarte Laub, das die Verdunstung reduziert. Beim Rosmarin klappt das durch harte, sehr schmale Blätter. Sukkulenten speichern das Wasser in ihren Pflanzenteilen, beispielsweise die Fetthenne (Sedum), der Hauswurz (Sempervivum) oder die Walzen-Wolfsmilch (Euphorbia myrsinites). Steingartenpflanzen, teils mit polsterartigem Wuchs wie Steinquendel (Calamintha nepeta subsp. nepeta), Bergsteinkraut (Alyssum montanum), Hungerblümchen (Draba aizoides), Rotes Seifenkraut (Saponaria ocymoides), Federnelken (Dianthus plumarius) und Glockenblumen (z.B. Campanula poscharskyana und C. portenschlagiana), sind wahre Trockenheitskünstler. Auch Kuhschellen (Pulsatilla vulgaris) leben in der Natur auf schotterreichem, humusarmem Untergrund. Die Auflistung könnte noch lange fortgeführt werden. Was dabei wichtig ist: Es gibt eine immense Vielfalt an Pflanzen, die Hitzesommern wie denjenigen 2018 oder 2022 trotzen könnten.
Einen weiteren Beitrag zu trockenresistenten Bäumen finden Sie hier.

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Über Judith Supper

IMG_9165_HPJudith Supper ist Fachjournalistin, Texterin und Mitinhaberin des Medienbüros Brizamedia, das seit seiner Gründung 2015 einen umfassenden Medienservice für die grüne Branche bietet. Seit bald zehn Jahren ist Judith Supper für Fachmedien im In- wie Ausland tätig, darunter auch die bedeutendsten Fachzeitschriften des deutschsprachigen Raums. 2011 ging sie mit „Pflegeleichte Gärten gestalten“ (Christian Verlag) unter die Buchautoren und war von 2011 bis 2014 als leitende Redaktorin für g’plus (Herausgegeben von JardinSuisse, Unternehmerverband Gärtner Schweiz) beschäftigt. Egal ob eine Reportage über Pflanzenzucht im Weltall, ein Messebericht von der Chelsea Flower Show oder Portrait eines Floristik-Unternehmens, ihr Anliegen ist es, komplexe Inhalte leserfreundlich aufarbeiten, dabei aber niemals die fachlichen Sachverhalte aus den Augen zu verlieren.

Ihre Haupt-Interessensgebiete liegen in den Bereichen:

  • Umwelt- und Naturschutz
  • Gartenpraxis: Zier-, Nutz- und Naschgarten
  • Nachhaltigkeit und Biodiversität
  • Gartenkultur

www.brizamedia.ch

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