Da knabbert eine Wanze an Ihrem Trompetenbaum, aber das Insektenbestimmungsbuch hilft nicht weiter? Vielleicht handelt es sich um die Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys). Als Schädling ist die Wanze hierzulande neu und gilt als invasives gebietsfremdes Insekt. Mit ihrem unbändigen Appetit sorgt sie für grosse Schäden in Gemüsekulturen und im Hausgarten.
Die marmorierte Baumwanze gehört zur Gruppe der Baumwanzen (Pentatomidae) und wurde 2004 von Asien nach Europa eingeschleppt. Da ihr, ähnlich wie dem Buchsbaumzünsler, hierzulande ein natürlicher Feind fehlt, hat sie sich bereits stark ausbreiten können. Der Schweizer Obstverband schätzt die Schäden durch die Marmorierte Baumwanze für 2019 auf deutlich über drei Millionen Franken. In den Regionen Aargau, Zug, Zürich, Luzern und St. Gallen lag der Ernteausfall 2019 bei 20 bis 25 Prozent.
Deformierte Früchte könnten auf einen Befall hinweisen
Ausgewachsene Tiere sind leicht erkennbar: Sie sind etwa so gross wie ein Daumennagel und marmoriert. Ein schwarz-weisser Saum am Hinterleib sowie fünf unterschiedlich ausgeprägte, weisslich-gelbe Punkte auf der vorderen Körperhälfte zeichnen sie aus. Die Fühler sind durch schwarz-weisse Streifen gekennzeichnet. Im Gegensatz zur heimischen Grauen Feldwanze, die ihr ähnlich, aber nicht schädlich ist, stillt die Marmorierte Baumwanze ihren Appetit an Früchten, Gemüse und Beeren. Durch den Speichel werden die Zellen an der Einstichstelle geschädigt, was zu einer Deformation der Früchte führt.
Nicht wählerisch
Der Schädling ist alles andere als wählerisch, was sein Futter anbelangt. Über 150 verschiedene Pflanzenarten aus allen Kulturbereichen gehören dazu. Er bevorzugt Arten aus der Familie der Rosengewächse, z.B. Apfel, Birne, Kirsche, Pfirsich, Nektarinen und Himbeeren, aber auch Zierbäume und -sträucher wie Sommerflieder, Blauglockenbaum oder Trompetenbaum. Bei den Gemüse- und Ackerkulturen stehen Paprika und Tomaten an erster Stelle.
Sobald die Temperaturen über 10 °C erreichen, werden die adulten Tiere aktiv. In einem warmen, trockenen Sommer vermehren sie sich in Windeseile. Schon während der Jugendstadien beginnen die jungen Wanzen, an Blättern und Früchten zu saugen. Adulte Tiere können fliegend grössere Distanzen zurücklegen und sich so weiter ausbreiten. Im Herbst beginnen sie damit, ihr Winterlager zu suchen. Das sind geschützte Bereiche wie zum Beispiel Gartenhütten oder Häuser; auch an anderen Stellen wie unter Blachen, hinter Überwinterungsvliesen oder in Blumenkisten sind sie zu finden.
Was tun, wenn man auf eine Marmorierte Baumwanze stösst?
Bislang gibt es noch wenig Erfahrungen mit dem neuen Schädling, weswegen sich die Bekämpfung als schwierig erweist. In der Landwirtschaft werden mehrere Lösungsansätze getestet. Eine mögliche Lösung ist die ebenfalls aus Asien stammende Samurai-Schlupfwespe (Trissolcus japonicus), welche die Eier der Marmorierten Baumwanze parasitiert.
Bei Verdacht auf einen Wanzenbefall lohnt es sich, die Pflanzen, die ganz oben auf der Speiseliste von Halyomorpha halys stehen, regelmässig zu kontrollieren. Wer die weissen Eier blattunterseits entdeckt – es können bis zu 30 sein – zerdrückt sie oder spritzt sie mit einem starken Wasserstrahl ab. Adulte Tiere sollte man sie aufsammeln und vernichten, zum Beispiel mit heissem Wasser. Vorbeugend lassen sich Insektenschutznetze über die bedrohten Kulturen spannen. Wichtig ist, dass es wirklich keinen Durchschlupf gibt. Die am Boden liegenden Teile des Kulturnetzes werden daher am besten mit Steinen oder Holzlatten befestigt.
Sichtungen melden
Im Haus werden ausgewachsene Tiere am einfachsten mit einem Küchenpinsel bekämpft. Damit ist vorgesorgt, dass man die Wanze nicht aus Versehen zerdrückt – was für zarte Geruchsnerven eine Herausforderung darstellt, denn die Wanzen geben ein stinkendes Serum ab. Mit dem Pinsel wird das Insekt in eine Tupperware- oder Kartonschachtel befördert, die man verschlossen ins Gefrierfach legt. Hier sterben sie schnell.
Wer glaubt, den neuen Schädling in seinem Garten entdeckt zu haben, sollte die Sichtung unter www.halyomorphahalys.com melden. Für eine chemische Bekämpfung sind gegenwärtig keine Insektizide als Pflanzenschutzmittel für betroffene Kulturen zugelassen.