“Iiih! Da ist ja ein Wurm drin!” Wenn man diesen Ausruf hört, ist häufig die Larve des Apfelwicklers am Werk. Sie frisst sich regelrecht in einen Apfel hinein und ernährt sich von dem süßen Fruchtfleisch und den Kernen.
Der “Wurmbefall” ist nur eine Phase im Entwicklungszyklus eines Apfelwicklers: Er ist ein Nachtfalter, der Eier ablegt, aus denen Raupen schlüpfen, die sich vollfuttern und dabei mehrere Larvenstadien durchlaufen bis sie sich verpuppen, um als Schmetterling den Zyklus erneut zu beginnen.
Dadurch ergeben sich mehrere Ansatzpunkte, um dem Apfelwickler beizukommen:
Kratzmethode zur Stammpflege
Die Raupen des Apfelwicklers verkriechen sich zum Überwintern unter der Borke und in Ritzen des Stammes und verspinnen sich damit fein, aber fest. So sind sie selbst vor harten Frösten geschützt und brauchen kein Winterquartier im Boden.
Deshalb ist es sinnvoll, die Borke des Apfelbaums zu kontrollieren. Mit einer harten Bürste lassen sich Larven oder Puppen abkratzen. Bitte aufsammeln und entsorgen. Aber Vorsicht: Eine Drahtbürste könnte leicht auch den Stamm verletzen! Die beste Zeit für diese Art mechanischer Kontrolle ist ausgangs des Winters bis spätestens Ende April.
Fanggürtel aus Wellpappe
Rund zehn Zentimeter breite Gürtel aus Wellpappe rund um den Baumstamm sind ebenfalls eine einfache mechanische Kontrollmethode. Sie fangen einige Exemplare der Apfelwickler-Raupen ab, denn sie bieten sich als alternative Überwinterungsquartiere an. Die Raupen verstecken sich in den weichen Wellen der Pappe und lassen sich zusammen mit ihr entfernen. Wer sicher gehen will, kontrolliert seine Wellpappengürtel wöchentlich.
Die Verwandlung von der Puppe im Kokon zum Falter erfolgt ungefähr zu der Zeit, wenn die Apfelblüten das Ballonstadium erreicht haben. Dann geht es Schlag auf Schlag: Eiablage, Raupenschlupf und -wachstum. Bereits im Juli geht die erste neue Generation erwachsener Raupen auf Wanderschaft vom Apfel zum Stamm. Deshalb ist es ratsam, die Wellpappengürtel Ende Juni anzubringen. Zudem kann der Apfelwickler bei günstiger Witterung zwei oder mehr Generationen im Jahr hervorbringen, so dass die Umgürtelungen bis in den Oktober hinein hilfreich sind. Denn vor allem in warmen Jahren verpuppen sich nicht alle Raupen sofort, sondern eine zweite Generation folgt. Da sie auftritt, wenn die Apfelfrüchte gerade reifen, kann sie beträchtliche Fraßschäden anrichten.
Absammeln befallener Früchte
Der Falter des Apfelwicklers ist unscheinbar: Rindenähnlich, gräulich-braun in der Färbung, mit einem deutlichen Fleck an den Flügelenden, bei einer Spannbreite von etwa zwei Zentimetern. Es fällt also kaum auf, wenn er fliegt. Allerdings ist bekannt, dass er es mag, wenn es um die 20°C warm ist, kein Wind geht und es dazu noch etwas feucht ist. Solche Bedingungen treten häufig an den Abenden ab April-Mai auf. Das ist etwa zur Zeit der Apfelblüte.
Nach der Befruchtung legt das Weibchen 20 oder auch bis zu 80 weiße Eier ab, bevorzugt auf glatte Oberflächen. Deshalb finden sich die Eier zunächst nur auf den Rosettenblättern der Fruchtbüschel, später, wenn die Früchte nicht mehr flaumig sind, auch darauf. Eine Sichtkontrolle ist empfehlenswert.
Die Raupe schlüpft nach ungefähr ein bis zwei Wochen, und so oder so zieht es sie zur Frucht. Sie bohrt sich dort spiralförmig hinein und frisst sich über einen Zeitraum von etwa einem Monat genüsslich am Fruchtfleisch und den Apfelkernen satt. Für den Betrachter ist der Befall am Bohrloch und den braun-schwarzen krümelig bis mehlartigen Kotspuren, vor allem in den Fraßgängen, erkennbar. Gerne bohrt sich die Raupe am Kelchansatz bzw. der Stielhöhle ein. Die Raupe selbst ist anfangs rund zwei Millimeter lang, rosa-weißlich später mehr rosa und hat einen dunklen Kopf.
Es lohnt sich, befallene Früchte abzusammeln, weil das die neue Apfelwickler-Generation dezimiert. Meist fallen die ersten kleinen Äpfelchen von selbst herunter, wenn sie wurmstichig sind. Das fällt ungefähr mit dem “normalen” Juni-Fall zusammen. Deshalb auf Einstichstellen achten, um befallene Früchte auszusondern. Um höher gelegene schadhafte Äpfel entfernen zu können, bietet es sich an, den Baum – oder sein Geäst – kräftig zu schütteln. Wenn ein Tuch unterm Baum liegt, fällt das Einsammeln leichter. Anschließend die Früchte bitte nicht in den Kompost geben, sondern über den Hausmüll entsorgen.
Für Fraßfeinde sorgen
Einen abwechslungsreich bepflanzten Garten suchen auch Singvögel gerne auf. So stellen beispielsweise Meisen den Raupen des Apfelwicklers nach. Buntspechte picken die Larven aus der Rinde. Gehölze, Hecken und Buschwerk bieten Vögeln Schlupfwinkel, Brutplätze und Nahrung.
Insektenhotels ziehen Nützlinge wie die Schlupfwespe an.
Natürliche Fraßfeinde halten somit den Apfelwickler in Schach, so dass die Ernte nicht ganz ausfällt. Übrigens: Apfelwickler sind keine Krankheitsüberträger und auch selbst nicht giftig. Ein befallener Apfel bleibt somit essbar! Zumindest lässt er sich zu Mus oder Saft weiterverarbeiten.
Verwirrtechnik durch Pheromonfallen
Wer ab Ende April Pheromonfallen an schattige Stellen in die Baumkronen hängt, greift in die Familienplanung des Apfelwicklers ein: Die zeltförmigen Fallen enthalten einen Sexuallockstoff, der den männlichen Faltern vorgaukelt, dort ein Weibchen anzutreffen. Stattdessen bleiben sie auf der beleimten Bodenfläche in der Falle kleben. Es kommt somit nicht zur Befruchtung der Eier und folglich nicht zum Befall der Früchte. Die Pheromonkapsel, die den Lockstoff verbreitet, ist etwas sechs Wochen wirksam. Nachfülldepots überbrücken die Anwendungszeit bis zum September. Eine Falle reicht für etwa fünf benachbarte Bäume.
Alternativ gibt es Trichterfallen, bei denen das angelockte Männchen im Trichter gefangen wird. Pheromonfallen dienen eigentlich der Überwachung des Flugverlaufs und sind keine echte Bekämpfungsmethode, aber sie halten die Population der Apfelwickler in Grenzen.
Mit Jauche gegen Raupen
Es gibt Quellen, die empfehlen, mit Wermutjauche gegen Apfelwicklerraupen vorzugehen. Sie soll ab Ende Mai unverdünnt auf die Stämme gespritzt werden. Aber Vorsicht für den Anwender: Wermut und Jauche riechen sehr unangenehm!
Grundstoffe für den Pflanzenschutz
Eine unterstützende Wirkung bei der Bekämpfung von Schädlingen wie dem Apfelwickler hat der Grundstoff Urtica. Er wird in einem speziellen Gärprozess aus Brennesseln gewonnen. Die freigesetzten Säuren Oxalsäure und Ameisensäure sowie Histamine unterstützen die Pflanzen bei der Abwehr; Kieselsäure stärkt ihre Zellwände.
Grundstoffe bestehen aus natürlichen Inhaltstoffen. Sie sind nicht in erster Linie für den Pflanzenschutz gedacht, zeigen aber gute Wirkung. Ein weiterer Vorteil: Wenn sie in der EU genehmigt sind, brauchen sie für die Anwendung keine Zulassung als Pflanzenschutzmittel. Das ist für den Hobbygärtner erfreulich, denn ihm steht kein Insektizid gegen den Apfelwickler zur Verfügung. Mit einem Grundstoff wie Urtica kann er naturnah gärtnern.
Ein Grundstoff wirkt nicht vorbeugend, sondern erst bei Befall. Trotzdem ist eine regelmäßige Anwendung im 14-tägigen Abstand sinnvoll. Sie sollte beginnen, wenn der Befall zu erwarten ist, auch wenn er noch nicht sichtbar ist. Die Anbieter empfehlen, ergänzend pflanzenstärkende Mittel einzusetzen, um so die Bäume vital und widerstandsfähig zu halten.
Nematoden gegen Larven
Mit Nematoden dezimiert der Erwerbsobstbauer die überwinternden Larven. Er spritzt sie mit reichlich Wasser nach der Apfelernte bis zum März auf die Stämme der Bäume. Die Nematoden verursachen eine bakterielle Infektion in der Larve.
Nematoden sind im Gartenfachhandel erhältlich und damit auch für Hobbygärtner verfügbar. Der Nützling wird am besten in wässriger Lösung mit einem Netzmittel gespritzt. Alternativ lässt sich die Lösung auch mit einem Kleisterpinsel auf dem Stamm verstreichen, damit sie in alle Ritzen gelangt.
Biologische Bekämpfung im Erwerbsobstbau
Der Erwerbsobstbauer setzt gezielt natürliche Gegenspieler ein, wie Wanzen oder Schlupfwespen. Beim Apfelwicklergranulosevirus kann er neue wirkungsvolle Stämme nutzen. Meist verbessert sich die Wirkung in Kombination mit der Pheromonbehandlung. In der Regel sollen die Raupen unschädlich gemacht werden. Die beste Zeit dafür sind die drei bis vier Tage zwischen dem Schlüpfen aus dem Ei und dem Einbohren in die Frucht. Heutzutage helfen computergesteuerte Prognosemodelle dem Erwerbsgärnter dabei, diese Phase zeitlich zu ermitteln.
Zu guter Letzt: Apfelwickler mögen auch andere Obstsorten
Der Apfelwickler kommt inzwischen auf der ganzen Welt vor. Für ihn sind generell Apfelfrüchte interessant. Beim Kernobst sind das neben dem Apfel auch Birne und Quitte. Sind die Bedingungen optimal, geht er auch an Steinobst, wie Kirsche, Pflaume, Pfirsich und Aprikose. Selbst an Weißdorn, Esskastanie, Walnuss und Feige kann er auftreten.