Pilze, Viren und Bakterien: Diese mikroskopisch kleinen Schaderreger stellen die grösste Belastungsprobe für unsere Gartenpflanzen dar. Während der Befall mit den einen zwar unerfreulich, aber nicht lebensbedrohlich ist, kann der Befall mit den anderen zum Absterben der Gartenpflanze führen.
Der Kampf gegen Pflanzenkrankheiten ist vergleichbar mit dem Ausfüllen der Steuerformulare: lästig, aber notwendig. Leider gibt keine (natürliche) Pflanze, die „immun“ gegen einen Schaderreger wäre. Selbst die robusteste Rose lässt ihr Laub fallen, wenn der Standort ungünstig, die Pflege miserabel, die Nährstoffversorgung knapp und das Wetter widrig ist. Allerdings nimmt sie bei einem Befall durch Pilze, Viren oder Bakterien weniger Schaden.
Von Mehltau zum Grauschimmel
In der Kampfzone aus braunen Knospen, hängenden Treiben und weiss überzogenem Laub haben sich die „pflanzenparasitären Pilze“ die vorderste Position gesichert. Mehr als 80% aller Pflanzenkrankheiten gehen auf ihr Konto. Bekannte und gefürchtete Vertreter sind z.B. der echte und falsche Mehltau, Rotpusteln, Kraut- und Braunfäule, Rostpilze oder Grauschimmel. Viele Pilzkrankheiten sind auf eine bestimmte Pflanze spezialisiert. Vom Rasen über den saisonalen Flor bis hin zu Stauden, Obst, Gemüse sowie Zier- und Obstgehölzen machen sie sich überall da breit, wo sie durch Spaltöffnungen in Pflanzenoberflächen eindringen können. Bei ihrer Vermehrung zählen sie unter anderem auf den Wind, der ihre Sporen zu anderen Wirtspflanzen hinüberbläst. An windstillen Tagen bieten sich Blattläuse als Träger an. Die Folge ist Russtau an Rosen, Weiden oder Obstbäumen.
Viren und Bakterien
Auch Viren zählen auf den Transportdienst von Blattläusen oder anderen saugenden Schadinsekten. Auch der Mensch wird unfreiwilliger Überträger, wenn er zuvor mit infiziertem Pflanzengewebe Kontakt hatte.
Das Schadbild ist je nach Virus unterschiedlich. Oft weisen die Pflanzen einen kümmerlichen Wuchs, mosaikartige Flecken auf den Blätter oder gelb verfärbte Blattadern auf. Einen Virusbefall zu „heilen“ ist nicht möglich, ohne die Pflanze abzutöten. Daher sind erkrankte Pflanzen sofort zu entfernen.
Bei den Bakterien ist es vor allem ein Erreger, der seit seinem erstmaligen Auftauchen 1989 von sich reden macht: der Feuerbrand. Befallene Blätter, Blüten und Früchte verfärben sich dunkelbraun bis schwarz und sehen wie verbrannt aus. Triebspitzen beugen sich hakenartig nach unten, das Laub vertrocknet und die Früchte schrumpfen ein. Mit dem Erreger-Bakterium Erwinia amylovora ist nicht zu spassen: Ein befallener Baum – es sind vor allem Kernobstgewächse, die heimgesucht werden – kann innerhalb einer Vegetationsperiode absterben. Aufgrund der gesetzlichen Vorschriften muss jeder Verdacht sofort den zuständigen Pflanzenschutzämtern gemeldet werden.
Das Krankheitskarussell dreht sich
Alljährlich taucht eine neue Bedrohung für unsere Pflanzenwelt auf. Der heimische Buchsbaum beispielsweise war jahrelang „everybody’s darling“. Seitdem jedoch Buchsbaumzünsler und Buchsbaumwelke Cylindrocladium buxicola in den Beständen wüten, wird er kaum noch gepflanzt.
Egal ob Pilz, Virus oder Bakterium, vermeiden können Sie den Befall kaum. Viele Krankheiten lassen sich jedoch vorbeugen und bekämpfen. Was genau da an Massnahmen infrage kommt, werden Sie im Juli an dieser Stelle lesen.
Tipp: Um eine Pflanzenkrankheit gezielt zu bekämpfen, muss sie korrekt identifiziert sein. Dies setzt ein geschultes Auge und viel Fachwissen voraus. Viele Gartencenter bieten regelmässige „Pflanzen-Doktor“-Services an. Werden befallene Pflanzenteile mitgebracht, können die Experten eine gezielte Diagnose stellen.