
Als ich diese Gemüsenamen das erste Mal hörte, dachte ich, es seien Okra und Yamswurzel gemeint. Kein Wunder, denn Anbau und Verkauf sind ja erst seit 2015 in der EU offiziell erlaubt! Vorher unterlagen beide der Novel-Food-Verordnung. Was auf den ersten Blick stutzig macht, hat einen tieferen Sinn: Neuartige Lebensmittel werden vor ihrer Zulassung ausgiebigen Tests unterzogen, ob sie gefahrlos für den Verzehr geeignet sind. Oka und Yakon – oder Oca und Yacon – haben bestanden!
Ihre Gemeinsamkeiten:
Beide stammen aus den Anden und sind dort schon seit Jahrhunderten als Nutzpflanzen bzw. als Heilpflanzen verbreitet.
Es sind begehrte Wurzelgemüse, die gerne roh – geraspelt oder gerieben – verzehrt werden, vor allem aber gekocht, gebraten, geröstet oder frittiert lecker schmecken. Auch getrocknet, pulverisiert, püriert oder versaftet sind sie beliebt. Sie kommen in Suppen, Salaten, Smoothies, als Gemüse oder als Beilage auf den Tisch. Kurz, es sind Multitalente für die Küche!
Neue Züchtungen haben es möglich gemacht, dass diese beiden Exoten auch in Gärten in unseren Breiten gedeihen können. Sie sind angepasst an das Klima bei uns und benötigen nur wenig Pflege.

Steigen wir also ein in die Details:
Farbenfrohe Oka-Knollen
Oka, der Knollige Sauerklee, mit botanischem Namen Oxalis tuberosa, gehört zu den Sauerkleegewächsen. Das lässt schon vermuten, dass der Geschmack ins Säuerliche geht. Er erinnert an Rhabarber und ist nussig-fruchtig. In der Tat ist auch bei Oka der Gehalt an Oxalsäure relativ groß, doch beim Verzehr „normaler Mengen“ ungefährlich. Dafür ist viel Stärke und Vitamin C enthalten.
Und es gibt zwei Tricks:
1. Je länger die geernteten Knöllchen in der Sonne nachtrocknen, desto süßer werden sie.
2. Auch beim Kochen baut sich die Oxalsäure ab!
Von Oka essen wir bevorzugt die unterirdisch wachsenden Knollen: Je nach Sorte sind sie unterschiedlich groß, zwischen 2 und 4 cm, länglich-oval geformt und fühlen sich fest an. Es gibt Sorten mit fast weißlichen, mit gelben oder mit rötlichen Knöllchen. Leider geht diese Färbung beim Kochen weitgehend verloren.
Von Oka lassen sich auch die Sprosse und die jungen Blätter essen! Beispielsweise bereichern sie einen Salat mit zitroniger Säure.
Große Yakon-Knollen
Yakon kennen Sie vielleicht unter der Bezeichnung Inkawurzel? Das Andenvolk verwendet sie als Heil- und Nutzpflanze. Sie gehört zu den Korbblütlern; ihr botanischer Name lautete Smallanthus sonchifolius, vormals Polymnia sonchifolia. Bei Yakon überwiegt der süßliche Geschmackseindruck, der sich am ehesten mit Birne oder Melone vergleichen lässt. Das liegt daran, dass die Knollen eigentlich Speicher- oder Überdauerungsorgane sind und einen hohen Gehalt an Fructooligosacchardien aufweisen. Diese Zuckerart ist leider für uns unverdaulich, was Diabetiker freuen dürfte. Damit sind die blutzuckerfreundlichen Yakon kalorienarm. Außerdem wirkt sich der hohe Anteil am Ballaststoff Inulin positiv auf eine gesunde Darmflora aus.

Von Yakon essen wir eigentlich nur die Wurzelknolle, die in etwa spindelförmig aussieht, eine dünne bräunliche Schale hat und knackig, frisch, saftig und fruchtig-süß schmeckt. Von diesen Speicherknollen können sich bei einer Pflanze bis zu 10 Stück entwickeln und mehrere Kilogramm schwer sein! Aber auch die jungen Sprosse lassen sich als Gemüse kochen. Von den zahlreichen Sorten gibt es bisher bei uns noch nicht all zu viele. Immerhin können wir Sorten mit fast weißen, hellbraunen und violetten oder dunkelroten Wurzelknollen bekommen. Sind sie angeschnitten, so verbräunen sie wie ein Apfel, aber das schadet nichts.
Kultur in unseren Gärten
Viele Kulturschritte bei Oka und Yakon sind gleich oder ähnlich:
Kultur | Oka | Yakon |
Vorkultur | Knollen vorkeimen, kühl, hell | ab Mitte März im Topf, 20 °C, hell |
Pflanzzeit | Knollen legen,Ende April bis Mitte Mai, wenn Hauptfröste vorbei sind |
Pflanze oder Rhizom (Schnittseite nach oben),nach den Eisheiligen |
Boden | anspruchslos, angepasst an karge Böden,Zuchtsorten bei uns: lockere, humose Böden | |
mögen es leicht sauer | durchlässig, tiefgründig | |
Pflanztiefe und -abstände | 5 cm, 30 x 50 cm | 5-10 cm, 80 x 100 cm |
Habitus | bis 40 cm hoch, buschig→ kann flächige Horste bilden | 1,5–2 m und höher!krautige Einzelbüsche |
Standort | halbschattig, schattig→ auch wo wenig wächst | sonnig,möglichst windgeschützt,sonst abstützen |
Laub | kleeblattähnliche kleine Blätteran langen Stielchen→ optisch schön | große lappige Blätter,bis zu 20 lang und 35 cm breit,samtig behaart
→ sehr dekorativ |
Blüte | zierliche gelbe kleine Blütenim Sommer | Blüten wie Sonnenblumen,nur wesentlich kleiner |
Wärme | wächst gut in kühlen Sommern | optimal zwischen 18 und 25 °C,problemlos auch bei 30 °C und mehr |
Feuchtigkeit | keine Staunässe, evt. gießen, um die Knollenbildung im Spätsommer zu unterstützen |
keine Staunässe, auf ausreichend Feuchte achten → brauchen viel Wasser, weil sie viel Laub bilden |
Düngung | wenig Stickstoff,Kompost im Juni | Schwachzehrer→ wenig, sonst zu viel Laub,wenn, dann Kali-betont,
evt. Kompost im Frühjahr |
Mulch | anfangs | anfangs sehr wenig Zuwachs!→ evt. Zwischenkultur |
Mischkultur | Spinat, Buschbohnen, Tomaten | wächst sehr langsam→ Mais, Ringelblumen,→ Salate, Rübchen, Radieschen |
Anhäufeln | Juni – August,wie bei Kartoffeln, verbessert den Knollenansatz | |
Hauptwachstumszeit | Besonderheit: Knollenbildung bei Kurztag! ca. September→ Ernte erst ab Oktober→ aber Knollen wachsen bis zum Frost weiter |
unabhängig von der Tageslänge,Juni-Oktober |
Krankheiten und Schädlinge | Schnecken → TriebeMäuse → Knollen | eher weniger, allenfalls: Schnecken oder Wühlmäuse,evt. Pilzbefall am dichten Blattwerk |
Erntezeitpunkt | Laub wird gelb, dann vertrocknet es,Stängel werden dünner oder kippen um,Oktober-November → je wärmer die Gegend, umso früher erntereif,
sortentypisch früher oder später, noch nach dem ersten Frost, aber vor tiefem Bodenfrost |
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Ernte | Knollen vorsichtig mit Grabegabel ausgraben, Erde abschütteln,1-2 Wo nachtrocknen lassenBeschädigungen beeinträchtigen die Haltbarkeit | |
sehr ertragreich, aber klein wegen der kurzen Vegetationsperiode | große weißfleischige Knollen | |
Unter-Glas-Kultur | Gewächshaus oder Folientunnel muss nicht, aber weitet die Kulturzeit aus | |
Reife | je früher, umso milder und nussiger,je später, umso intensiver, mehliger und stärkehaltiger,2-3 Wo in Sonne nachreifen
→ Oxalsäure wird zu Zucker → Schale wird härter |
erst mild und wässrig→ liegen lassen, so das der Fructosegehalt steigt, was sie süßer macht |
Lagerung | nicht waschen!kühl, dunkel, 4-10 °C,hohe Luftfeuchtigkeit!
belüften und kontrollieren → bis nächstes Frühjahr lagerfähig |
kühl, dunkel, frostfrei,bis zu 6 Monate,auf Schimmel kontrollieren! |
Vermehrung | Knollen,Blütenbildung ist aufgrund von Züchtung auf Knollen eher selten,oder sie sind steril,
oder die Samen keimen nicht, oder die Folgepflanzen bilden keine Knollen; nicht geerntete Knollen treiben im Frühjahr neu aus |
Vermehrungsknollen (kleine rosa Achselknollen), bei 5-10 °C lagern bis zum Pflanzen,auf 2-3 cm schneiden, Alternative: Setzlinge |
Überwinterung | Knollen frostempfindlich→ halten bis ca. -5 °C aussetzt die Kälte zu früh ein, hilft Stroh oder Vlies | nicht winterhart → einjährig |
Inhaltsstoffe | Kohlenhydrate, Vitamin C, Mineralstoffe | Kalium, Fructane, Mineralstoffe, Vitamine, Inulin, Oligofructose |
Ausbreitung | nicht ganz unbedenklich→ Knollen neigen zu Neuaustrieb | standorttreu |
Bezugsquellen
Oka und Yakon finden immer mehr Liebhaber, sei es für die Speisenzubereitung, sei es für die Anzucht im eigenen Garten. Allerdings sind sie bei uns noch eher selten erhältlich. Vielleicht werden Sie auf Ihrem lokalen Wochenmarkt oder in einem Bioladen fündig?
Der einfachste Weg ist, im Internet zu bestellen. Ein paar gartenorientierte Onlineshops bieten Yakon als Frischware, Pflanzen oder Knollen, andere, die sich ums Kochen drehen, haben Yakon als Pulver oder Sirup gelistet. Nur wenige Gärtnereien bieten Direktkauf an.
Oka hingegen ist kaum frisch zu bekommen. Meist gibt es das Gemüse nur bei spezialisierten Samen- oder Pflanzenversendern.
Oka und Yakon sind es auf jeden Fall wert, sich auf sie einzulassen: Probieren Sie den Anbau einfach mal aus! Vielleicht entwickeln sich die Pflanzen in Ihrem Garten gut und überzeugen mit Anspruchslosigkeit und Pflegeleichtigkeit genauso wie durch ihr Aussehen und ihren Geschmack.