Invasive Arten im Garten: Was Sie wissen sollten – und was zu tun ist

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(Bild: Mona El Falaky auf Pixabay)

Das Verbot des Kirschlorbeers in der Schweiz hat ein Thema wieder in den Fokus gerückt, das uns alle betrifft: invasive Arten. Doch was genau bedeutet das eigentlich? Welche Pflanzen sind betroffen – und was können wir als Gartenbesitzer konkret tun?

Was sind invasive Arten?
„Invasiv“ bedeutet zunächst nur: Etwas breitet sich stark aus. Im ökologischen Kontext sprechen wir aber von Pflanzen oder Tieren, die ursprünglich nicht in einem Gebiet heimisch waren, sich dort aber unkontrolliert vermehren – mit gravierenden Folgen für die einheimische Natur.

Typische Merkmale invasiver Arten:

  • rasches Wachstum
  • hohe Samenproduktion oder vegetative Vermehrung
  • große Anpassungsfähigkeit
  • keine natürlichen Feinde

Wandel gehört zur Natur – aber nicht immer
Veränderungen in der Natur sind normal. Pflanzen wandern mit den sich ändernden Bedingungen, erobern neue Lebensräume. Aber: Das geschieht normalerweise langsam – mit Raum für ein Gleichgewicht. Der Mensch jedoch beschleunigt diesen Prozess dramatisch. Transporte über Kontinente, Klimawandel, intensive Landnutzung – all das schafft ideale Bedingungen für gebietsfremde Arten.

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(Foto: Roggendorf) Als verwilderte Zierpflanzen schaffte es die Vielblättrige Lupine (Lupinus polyphyllus) die Bodeneigenschaften von Bergwiesen zu ändern. Ihre Pfahlwurzel bindet Luftstickstoff, was nicht überall erwünscht ist. Außerdem ist sie enorm fruchtbar. Unter anderem vertreibt sie Pflanzenspezialisten von Magerböden.

 

Warum invasive Arten problematisch sind
Invasive Arten verdrängen heimische Pflanzen, verändern Lebensräume und können sogar ganze Ökosysteme aus dem Gleichgewicht bringen. Ihre Auswirkungen lassen sich grob in drei Kategorien einteilen:

1. Ökologische Schäden
Sie gefährden die biologische Vielfalt, verändern Wasserhaushalt und Vegetationsstrukturen – manchmal mit langfristigen Folgen für Flora und Fauna.

2. Wirtschaftliche Schäden
Die Bekämpfung invasiver Arten kostet Geld – etwa wenn sie Ernten bedrohen oder sich im Forst breitmachen. So ist beispielsweise der Kirschlorbeer in Wälder abgewandert und breitet sich dort über Gebühr aus. Er nimmt dem Bodenflor das Licht und verändert das Waldgefüge.

3. Gesundheitliche Risiken
Manche Arten wie die Herkulesstaude verursachen schwere Hautreaktionen, andere fördern Allergien und Asthma wie die Japanischen Zeder oder auch Olivenbäume.

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(Bild: erge auf Pixabay) Die Berührung des Riesenbärenklau, auch Bärenkralle, Herkulesstaude oder Herkuleskraut genannt, besonders der Kontakt mit dem Pflanzensaft, verursacht heftige Hautreizungen und Verbrennungen ersten bis zweiten Grades durch Einwirkung der UV-Strahlen des Sonnenlicht.

 

Was tut die Politik?
Die EU verfolgt eine klare Strategie:

  • Prävention: Einfuhrbeschränkungen, Frühwarnsysteme
  • Bekämpfung: Maßnahmen sollen gezielt, effektiv und finanzierbar sein

Die sogenannte Unionsliste nennt alle Pflanzen und Tiere mit invasivem Potenzial – derzeit 41 Arten. Nationale Listen können diese ergänzen und verschärfen. In der Schweiz sind bereits 88 Arten als invasiv eingestuft.

Was können wir als Gartenbesitzer tun?

1. Informieren und bewusst pflanzen
Nutzen Sie die Listen als Entscheidungshilfe. Was in Deutschland erlaubt ist, kann in der Schweiz schon verboten sein – wie beim Kirschlorbeer. Fragen Sie im Fachhandel oder bei GaLaBau-Betrieben gezielt nach unbedenklichen Alternativen.

2. Auf Alternativen setzen
Viele invasive Arten haben schöne, ungefährliche Geschwister – oft auch heimische. Wer auf Nummer sicher gehen will, kauft keine Pflanzen von der Unionsliste, selbst wenn sie noch erlaubt sind.

3. Verbreitung verhindern
Wer bereits invasive Pflanzen im Garten hat, muss nicht gleich roden – aber handeln:

  • Blütenstände vor Samenbildung entfernen
  • Ausläufer kontrollieren
  • Pflanzenreste fachgerecht entsorgen – niemals in der Natur!

4. Unterstützen und mithelfen
Viele Projekte setzen auf Freiwillige, um invasive Arten wie die Herkulesstaude oder das Drüsige Springkraut zu bekämpfen. Wichtig: Nur mit fachlicher Anleitung – sonst riskiert man, mehr Schaden anzurichten als zu helfen.

Sommerflieder mit Schmetterling
(Foto: Roggendorf) Der Sommerflieder ist in der Schweiz nun verboten, weil er für die Artenvielfalt in Auenlandschaften gefährlich ist. In Deutschland gehört er zum Standardsortiment. In Siedlungen ist er unproblematisch; ist beliebt bei Insekten; als Pioniergehölz fördert er die Sukzession.

 

Welche Pflanzen sind besonders problematisch?
Hier eine Auswahl verbotener oder bedenklicher Arten (EU Unionsliste: nabu.de)

  • Götterbaum – aggressiv wachsend, schädigt sogar Gebäude
  • Wasserhyazinthe, Wasserpest – verstopfen Gewässer, gefährden Wasserpflanzen
  • Riesenbärenklau – gesundheitsschädlich und dominant
  • Seidenpflanze, Indisches oder Drüsiges Springkraut, Flieder-Knöterich/ Himalaya-Knöterich – verdrängen heimische Arten
  • Kirschlorbeer, Sommerflieder, Hanfpalme, Robinie, Lupine, Armenische Brombeere – in der Schweiz verboten, verändern Bodenverhältnisse oder breiten sich unkontrolliert aus (gesamte Liste)
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(Bild: Manfred Richter auf Pixabay) Dass der Essigbaum (Rhus typhina) zur Ausbreitung neigt, sehen wir bereits im eigenen Garten an den zahlreichen Neutrieben, die er überall hervorschiebt.

 

Ein Blick in unsere Gärten
Auch beliebte Gartenpflanzen können zum Problem werden, wenn sie verwildern – darunter:

  • Chinaschilf, Essigbaum, Henry-Geißblatt
  • Kermesbeere, Telekie, Eschenahorn
  • Teppich-Zwergmispel, Vielblättrige Lupine
  • Afrikanisches Lampenputzergras – kann Hautreizungen verursachen

Teichbesitzer sollten besonders achtsam sein: Pflanzen wie das Nadelkraut oder Kanadische Wasserpest verbreiten sich auch durch Tiere und sind schwer zu entfernen.

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Über Ute Roggendorf

Ute Roggendorf_1200Ute Roggendorf freut sich, ihre beiden großen Leidenschaften, das Gärtnern und das Schreiben, beruflich kombinieren zu können.
In einer Einzelhandelsgärtnerei kümmert sie sich um das Wohl von Pflanzen und Kundschaft. In der Freizeit zieht sie auf dem eigenen Feldstück Gemüse für die heimische Küche.
Ebenso fasziniert ist sie vom Spiel mit Worten. Deshalb hat die Gartenbauingenieurin mit Gärtnerlehre auch den Journalismus zu ihrem Beruf gemacht. Seitdem war sie in verschiedenerlei Verlagen der gärtnerischen Fachpresse beschäftigt. Als Redakteurin weiß sie zudem, wie man eine Zeitung macht.
Inzwischen recherchiert, textet und fotografiert sie freischaffend auch für andere Auftraggeber.
Außerdem ist sie Onlineredakteurin und betreut die Textversionen eines E-Commerce-Unternehmens. Dabei achtet sie darauf, dass alle Angebote gut im Internet zu finden sind. Und sie kann dort ganz viel Hintergrundwissen aus dem Handel in die Ratgeber und Blogs einfließen lassen.

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