Chili – Vorkultur der feurigen Schoten

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Mal ehrlich, wem geht es nicht ähnlich wie mir? Zu Beginn des neuen Jahres kann ich es kaum abwarten mit der Aussaat zu beginnen. Bei einigen Gemüsekulturen, wie Tomaten und Zucchini, bin ich im Laufe der Jahre etwas geduldiger geworden. Nicht jedoch bei Sorten wie Chili, Peperoni und Gewürzpaprika. Da fange ich dann doch früher mit der Vorkultur an. Wegen der langen Kulturdauer meist gegen Ende Januar / Anfang Februar. 

Wer noch ausreichend Saatgut vorrätig hat, welches eventuell schon älter ist, sollte eine Keimprobe machen. Üblicherweise sollte frisch gekauftes Saatgut der Capsicum-Familie zuverlässig nach rund sieben bis zehn Tagen keimen. Dafür nur leicht mit Aussaaterde bedecken und an einen warmen Platz stellen. Der Keimvorgang lässt sich durch vorheriges Einweichen ein wenig beschleunigen. Dazu die Samenkörner vor der Aussaat über Nacht in zimmerwarmes Wasser einlegen. Noch besser als Wasser wäre der abgekühlte zweite Aufguss von Kamillentee. Der Clou dabei ist, der Kamillentee wirkt antibakteriell. Darin die Samenkörner für acht bis vierundzwanzig Stunden einweichen. Danach die vollgesogenen Samen direkt aussäen.

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Um die Keimung zu beschleunigen kann das Abschneiden der Samenspitzchen durchaus empfehlenswert sein.

 

Turbo-Keim-Methode
Was ich schon erfolgreich getestet habe, ist die Turbo-Keim-Methode. Das ist zwar eine etwas fummelige Angelegenheit, aber Hauptsache das Ergebnis stimmt. Es gibt verschiedene Anleitungen, um Chili & Paprika schneller zum Keimen zu bringen. Ich habe folgendes ausprobiert: Die Spitzchen der Samenkerne abschneiden und sie dann nur in ein Wasserglas legen. Dafür kann eine Lupe bzw. Lupenbrille sowie eine Pinzette gute Dienste leisten. Bereits am folgenden Tag konnte ich winzig kleine Austriebe daran ausmachen. Anschließend habe ich einen Teil davon in Kokospresstöpfchen und einen Teil in feuchte Wattepads gepackt und konnte mich schon wenige Wochen später an ansehnlichen Jungpflanzen erfreuen. Super geeignet sind für die empfindlichen Keimlinge Handsprüher, wie zum Beispiel der Birchmeier Recyclution. Dieser erzeugt nämlich einen feinen Sprühnebel. Vor allem weiß ich auch die 360° Sprühfunktion sehr zu schätzen.

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Wer früh mit der Chili-Aussaat beginnt, sollte ein beleuchtbares Mini-Gewächshaus haben. Hilfreich ist auch ein Handsprüher zum Befeuchten des Saatguts.

 

Weitere Tipps zur Aussaat
Als Substrat eignet sich am besten nährstoffarme, keimfreie Anzuchterde. Diese sollte zum Zeitpunkt der Aussaat Zimmertemperatur haben. Damit die Samenkörner nur leicht bedecken. Zum Keimen benötigen die wärmeliebenden Kulturen eine Temperatur zwischen 22 bis 28° Celsius. Wer eine entsprechende Heizmatte hat, kann diese unter das Zimmergewächshaus legen. Regelmäßiges Lüften des Zimmergewächshauses ist genauso wichtig wie ausreichendes Besprühen. Das Substrat sollte gleichmäßig feucht gehalten werden, aber nicht nass sein. 

Große Sorten Vielfalt
Die Pflanzenfamilie (Capsicum) zeichnet sich durch eine große Vielfalt an Farben, Formen, Wuchshöhen sowie Schärfegraden aus. Entsprechend umfangreich ist die Auswahl an Saatgut. Die Fruchtfarben sind auch nicht nur grün und dann nach rot abreifend, sondern können auch cremeweiß, gelb, orange, braun bis fast schwarz sein. Ebenso vielfältig sind auch die Fruchtformen in rund, länglich, spitz zulaufend, knubbelig und glockenförmig. Eine interessante Erfahrung, die ich mit Chili schon gemacht habe, ist folgende: Von ein und derselben Pflanze sind manche Schoten ganz mild und andere wiederum super scharf. Verantwortlich dafür ist das in den Schoten enthaltene Capsaicin. Angegeben wird der Schärfegrad von Chilifrüchten als Scoville-Wert (SCU / SHU). Die Schärfegrade der Scoville-Skala reichen von 0 (keine Schärfe) bis 10 (extrem scharf). Das Capsaicin bilden die Schoten unter anderem, um sich vor Schimmelbefall zu schützen. Schoten oder auch Teile davon die mehr dem Regen oder der Luftfeuchtigkeit ausgesetzt sind können also durchaus feuriger schmecken als die anderen.

Rekord Chilis
Schon mal etwas von der teuersten Chili-Sorte der Welt gehört? So wird die Aji Charapita (Capsicum chinense) genannt. Sie treibt einem nicht nur aufgrund ihres Schärfegrades die Tränen in die Augen, sondern auch beim Preis. Schließlich wird ein Kilogramm der getrockneten Früchte für bis zu 20.000 Euro gehandelt. Sie stammt ursprünglich aus dem Amazonasgebiet Perus und Brasiliens und ist den Wildchilis noch sehr nahe. Die Früchte der Aji Charapita sind rund, relativ klein und reifen von grün nach gelb ab. Es gibt auch welche mit roten Früchten. Mit ihrer Wuchshöhe von nur rund 40 cm passt sie ideal ins Hochbeet. Angegeben ist die Schärfe der Aji Charapita mit rund 30.000 bis 50.000 Scoville. Auf der Scoville-Skala rangiert sie damit bei 7 Grad. Gute Alternativen können die bekannten beliebten Sorten Cayenne und Tabasco Peperoni sein. Sie sind von den Scoville-Einheiten mit der Aji Charapita vergleichbar, aber wesentlich günstiger. Noch schärfer sind mit ihren bis zu 300.000 Scoville Habanero Chilis, die auf der Schärfescala bei 8 – 10 rangieren. Und mit ihren 2,2 Mio. Scoville und einem Schärfegrad von 10++ zählt die Sorte ‚Carolina Reaper‘ zu den schärfsten Chilisorten der Welt.

Chilisorten zum Füllen
Es muss gar nicht so scharf sein? Dann sind bauchigere Chilisorten eine gute Wahl. Denn sie eigenen sich gut zum Füllen mit Frischkäse. Das hat den Vorteil, dass der Frischkäse den scharfen Geschmack etwas abmildert. Dank ihrer runden Form passt zum Beispiel in die ‘Red Cherry Small’ ausreichend viel Füllung hinein. Eine andere Formen ist zum Beispiel die Habanero-Sorte ‘NuMex Suave’ (Capsicum chinense). Sie bringt früh abreifende, leuchtend gelbe, knubelige Früchte hervor, die mit dem Schärfegrad 3 zu den eher milderen Sorten gehören. Durch glockenförmige Früchte zeichnet sich die Sorte Capsicum baccatum aus. Dazu gehören unter anderem ‘Aji Cristal’, ‘Bishop´s Crown’, ‘Criolla Sella’ und ‘Lemon Drop’. Beim Arbeiten mit den scharfen Früchten bitte unbedingt Einweg-Handschuhe tragen, um brennende Finger und Hände zu vermeiden.

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Über Christine Schonschek

Foto-Christine-Schonschek_klChristine Schonschek ist seit 2006 als freiberufliche Fachjournalistin für verschiedene Verlage und Online-Medien tätig. Sie beschäftigt sich dabei gerne nicht nur mit allem was grünt und blüht, sondern auch technische Themen machen ihr Freude. Sie schreibt sowohl für den Hobby- als auch auch für den Profigärtner. Wenn sie mal nicht für ein Interview unterwegs ist oder am Schreibtisch sitzt, um an einem der Beiträge zu schreiben, ist sie im eigenen Hausgarten oder Gewächshaus tätig und probiert auch gerne mal etwas Neues aus oder genießt beim Wandern die Natur.

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