Wenn es zwischen den Pflastersteinen grünt & blüht, kann das ein sehr schöner Anblick sein. Das ist aber keine Aufforderung zum Nichtstun – im Gegenteil. Wer das triste Grau zwischen den Weg- oder Pflastersteinen durch duftig blühendes Grün ersetzen will, muss dafür schon aktiv werden. Denn einfach nur jegliche Wildkräuter, wie Löwenzahn, Disteln & Co. sprießen zu lassen, ist schließlich nicht damit gemeint. Und das sähe auch nicht wirklich attraktiv, sondern schlichtweg ungepflegt aus. Warum Fugen aktiv begrünt werden sollten und wie es geht, beschreibe ich hier.
Der Grund für ein solches Vorhaben liegt schon allein in der Förderung der Biodiversität. Ein weiterer ist der geringere Pflegeaufwand. Denn, wo es schon üppig grünt und blüht, haben unerwünschte Wildkräuter weniger Chance aufzugehen. Auch wenn sich die Wege und Terrassenplatten selbst mit dem Organic Star leicht reinigen lassen, sei dennoch eines erwähnt: Das Ausbringen von Herbiziden ist auf versiegelten Flächen grundsätzlich verboten. Um das Unkraut zu entfernen, bleiben also nur die beiden Möglichkeiten: Mechanisch entfernen oder mit dem Bunsenbrenner abflämmen. Wer dazu keine Lust hat, kommt dem Motto der aktiven Fugenbegrünung „Blühen statt buckeln“ nach.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Ritzen zwischen den Geh- und Pflasterwegen in duftig blühende Kleinoasen zu verwandeln.
Per Aussaat; diese empfiehlt sich bei schmaleren Fugen und erfolgt im Herbst oder Frühjahr.
Oder durch Einpflanzen, welches sich für breitere Fugen eignet und das ganze Jahr hindurch – ausgenommen bei Frost – durchgeführt werden kann.
Gegebenenfalls kann auch eine Kombination aus beiden durchgeführt werden.
Aussaat schnell erledigt
Als Saatgut für die aktive Fugenbegrünung sind spezielle Fugenmischungen erhältlich. Es passen aber auch Mischungen, die in der extensiven Dachbegrünung verwendet werden. Bevor es in die Fugen gekehrt werden kann, müssen diese erst noch vorbereitet werden. Das heißt, Flechten, Moos und sämtliche Wildkräuter gilt es gründlich aus den Fugen zu entfernen. Zudem sollte sich zwischen den Platten, wenn möglich kein nährstoffreiches Substrat befinden. Falls doch, muss es ebenfalls herausgekratzt werden. Die nährstoffarme Erde sollte circa ein bis zwei Zentimeter unterhalb der Oberkante des Pflasters liegen. Dann bleibt es bei Wind und Regenschauern an Ort und Stelle. Zudem ist es so nach dem Aufkeimen noch etwas geschützter vor Schuhsohlen und Reifen. Bei kleinkörnigem Saatgut und Mischungen mit geringer Aussaatstärke benötigt man noch einen Füllstoff (z.B. Sand oder Vermiculite). Auf ein Teil Saatgut kommen neun Teile Füllstoff.
Verteilen lässt sich diese Mischung auf der Fläche ganz einfach mit dem Granulatstreuer Granomax 5 – vorausgesetzt das rieselfähige Streugut hat einen Durchmesser zwischen 0,1 bis 4 mm Korngrösse. [Zur Info: Bei Grobsand liegt die Korngröße etwa zwischen 0,63 bis 2 mm, bei Vermiculite, welches für die Streuung von Blumensaatgut verwendet wird, zwischen 0 bis 3 mm.] Beide Füllstoffe wären somit für den Granomax 5 geeignet.
Nach dem Verteilen auf der Fläche wird die Mischung mit einem Besen in die Fugen eingekehrt und anschließend gut gegossen. In der ersten Zeit nach der Aussaat regelmäßig und ausreichend gießen. Dann heißt es geduldig warten.
Pflanzung mit Sofort-Wirkung
Wer nicht lange warten will, muss dafür mehr Zeit investieren. Breitere Fugen oder auch Trockenmauern und Gabionen können direkt mit passenden Pflanzen bestückt werden. Neben den Minipflanzen wird auch geeignetes Substrat gebraucht. Diese lässt sich aus folgenden Materialien in gleichen Teilen selbst mischen:
- Sand oder Kiessand
- sandiger, nährstoffarmer Rasen-, Kräuter- oder Anzuchterde
- Lehm oder Mergel
Alternativ dazu kann auch gebrauchsfertiges Substrat für extensive Dachbegrünungen verwendet werden. Als Pflanzen eignen sich hervorragend Steingartenpflanzen, genügsame Wildkräuter und Sedum-Arten sowie Zwerg-Polsterstauden. Am besten werden winterharte mehrjährige Pflanzen ausgewählt. Vor dem Einpflanzen sollte der Wurzelballen gründlich gewässert werden.
Tipp: Den Wurzelballen mit etwas Pflanzsubstrat in ein Stückchen Pflanzenvlies, ausgediente Feinstrumpfhose oder ähnliches umwickeln und mit einer Hanf- oder Baumwollkordel leicht zubinden. Das macht zwar noch mehr Arbeit, aber dafür wird die Erde nicht so schnell ausgewaschen und die Wurzeln bleiben feuchter und bekommen besseren Halt.
Noch ein Hinweis für eine potenzielle Neuanlage. Am besten gleich breitere Fugen anlegen. Für eine attraktive Fugenbegrünung eignen sich unregelmäßig geformte Natursteinplatten mit V-förmig ausgebildeten Stoßfugen besonders gut.
Pflegeleicht
Begrünte Fugen sind in der Regel äußerst pflegeleicht. Nur bei anhaltender Trockenheit müssen sie gegossen werden. Vor allem nach einer Neuanlage ist das Gießen besonders notwendig. Häufig frequentierte Wege erfordern fast keinen Eingriff. Die trittfesten Stauden, Kräuter und Gräser werden durch das ständige Begehen oder Befahren auf einer niedrigen Wuchshöhe gehalten. Weniger genutzte Bereiche werden gelegentlich mit dem Rasenmäher oder Rasentrimmer gemäht. Ab und an etwas Naturdünger sorgt für ein üppiges Gedeihen. Egal ob intensiv genutzt oder nicht, einmal pro Jahr wird die Fläche auf jeden Fall mit dem Rasenmäher oder der (Motor)Sense gemäht. Damit diese weiterhin möglichst mager bleibt, das Schnittgut entfernen. Auflaufendes Beikräuter, Gehölzsämlinge, sehr hoch wachsende Kräuter oder Neophyten direkt jäten. Sonst verdrängen sie schnell die erwünschten Pflanzen. Die oben beschriebenen Arbeiten sorgfältig ausführen, dann verwandeln sich triste graue Fugen in duftig blühende Flächen.
Passende Pflanzen
Für die aktive Fugenbegrünung eignen sich viele niedrig bleibende ein- und mehrjährige Pflanzen. Dazu gehören unter anderem auch Pflanzen für die extensive Dachbegrünung. Aber auch verschiedene Sedum-Arten, trockenheitsresistente und trittfeste Kräuter, niedrig bleibende Gräser und Steingartenpflanzen. Hier eine Übersicht geeigneter Pflanzen:
Pflanzen-gruppe | Deutscher Name (Botanischer) | Wuchshöhe circa in cm | Blütenfarbe / -zeit |
Einjährige | Acker-Ringelblume (Calendula arvensis) | 5 – 30 | gelb / Juni – Okt |
Frühlings-Hungerblümchen (Draba verna) | 3 – 10 | weiß / März – Mai | |
Gräser | Kalk-Blaugras (Sesleria albicans) | 25 | |
Platthalm Rispengras (Poa compressa) | 10 – 40 | ||
Schatten-Segge (Carex umbrosa) | 10 – 20 | ||
Schafschwingel (Festuca amethystina) | 10 – 25 | ||
Kräuter | Frühblühender Thymian (Thymus praecox) | 5 – 10 | lila / Juni – September |
Kleines Habichtskraut (Hieracium pilosella) | 10 – 20 | hellgelb / Mai – September | |
Römische Kamille (Chamaemelum nobilis) | 20 | weiß / Juni – September | |
Schnittlauch (Allium schoenoprasum) | 20 – 25 | rotviolett / Juni – August | |
Stauden | Arznei-Thymian / Echter Quendel (Thymus pulegioides) | 15 | blasslila / Juli – Oktober |
Blaukissen (Aubrieta x cultorum) | 5 – 10 | blau / April – Mai | |
Gänseblümchen (Bellis perennis) | 5 – 15 | weiß-gelb / März – November | |
Gelber Lerchensporn (Corydalis lutea) | 25 – 35 | gelb / Mai – Oktober | |
Gewöhnliches Berg-Steinkraut (Alyssum montanum) | 10 – 25 | gelb / März – Mai | |
Gewöhnliches Katzenpfötchen (Antennaria dioica) | 5 – 15 | weiß, rosa, hellgelb / Mai – Juli | |
Herzblättrige Kugelblume (Globularia cordifolia) | 5 – 10 | hellblau / Mai – Juli | |
Immergrüne Schleifenblume (Iberis sempervirens) | 10 – 30 | weiß / April – Mai | |
Kahles Bruchkraut (Herniaria glabra) | 5 | grünlichweiß / Juni – September | |
Mauer Zimbelkraut (Cymbalaria muralis ) | 15 | hellviolett / Juni – September | |
Polster Phlox (Phlox subulata) | 10 – 20 | leuchtend dunkelrosa mit rotem Auge / April – Juni | |
Sand-Thymian (Thymus serpyllum) | 5 | hellrosa / Juni – August | |
Scharfer Mauerpfeffer (Sedum acre) | 5 – 10 | gelb / Juni – Juli | |
Sternmoos (Sagina subulata) | 3 – 5 | weiß / Juni – Juli | |
Teppichverbene (Phyla nodiflora) | 4 | weiß, leicht rosa / Mai – Oktober | |
Weißer Mauerpfeffer (Sedum album) | 10 | weiß / Juni – August | |
Zwerg-Glockenblume (Campanula cochleariifolia) | 10 | hellblau bis violettblau / Juni – Juli |