Bekanntlich hat jedes Wesen im grösseren Kontext des Lebens einen Sinn, selbst Wespen, Mücken und Zecken. Auch Ameisen sind ein unverzichtbares Element im natürlichen Kreislauf – auch wenn sie dazu neigen, einem das Picknick auf der Gartenwiese zu verleiden. Die Schädlingsvertilger des Gartens fressen Raupen, Käfer und andere schädigende Insekten und agieren als «Gesundheitspolizei», indem sie Aas beseitigen.
Aber bekanntlich ernähren sich Ameisen auch von den Ausscheidungen von Blatt- und Schildläusen, welche sie wie Nutzvieh halten und vor Fressfeinden schützen – auf Kosten der Pflanzengesundheit. Und wer dann schon wieder eine Ameisen-Autobahn entdeckt, die vom Garten in die Küche führt, dem ist alsbald der Kragen geplatzt.
Schleckmäuler mit einer Schwäche für Süsses
Zu den häufigsten heimischen Arten zählen die Schwarze Wegameise (Lasius niger), die Rote Gartenameise (Myrmica rubra), die Gelbe Schattenameise (L. umbratus) und die Gelbe Wiesenameise (L. flavus).
Die häufigere Art, die Schwarze Wegameise, baut ihre Nester meist an trockenen, sonnigen Orten unter der Erdoberfläche. Sie wird häufig einfach als Garten-Ameise bezeichnet und ist sehr anpassungsfähig – so anpassungsfähig, dass sie auch in Häuser eindringt. Das hat meist einen sehr einfachen Grund: Ameisen werden stark von süsser Nahrung angezogen. Oft reicht ein Tröpfchen eines Süssgetränks oder ein schlecht gespülter Waschlappen, um die Ameisen-Autobahn in Gang zu setzen. Dann ist es an der Zeit, den Wischmopp zu schwingen und die Reste der süssen Mahlzeit konsequent zu entsorgen.
Brühen, Jauchen und Tees
Auch im Garten gibt es viele Möglichkeiten, Ameisen abzuschrecken. Wo viele Blattläuse sind, sind die Ameisen meist nicht weit. Schon allein aus Sicht der Pflanzengesundheit lohnt es sich, Massnahmen gegen die Blattlausplage zu ergreifen. Bei geringem Befall reicht es oft, die saugenden Tiere mit einem starken Wasserstrahl abzuspritzen. Der Einsatz selbst hergestellter Brühen, Jauchen und Tees, zum Beispiel auf Basis von Wurm- oder Adlerfarn (1:10 verdünnt), Brennnesseln, Oregano, Ackerschachtelhalm oder Wermut, ist ebenfalls eine praktikable und rein biologische Massnahme. Die Spritzungen müssen regelmässig wiederholt werden, damit sie Wirkung zeigen. Dabei ist es unbedingt notwendig, die Jauchen, Brühen usw. vor dem Abfüllen ins Sprühgerät zu filtern, damit Pflanzenreste nicht die Düsen verstopfen. Geeignete Sprühgeräte sind zum Beispiel Garden Star 3 oder Hobby Star 5.
Auch Mittel auf Basis von Schmierseife helfen gegen Blattläuse wie zum Beispiel Neudosan von Neudorff. Mit einem geeigneten Sprühgerät wie dem Super Star werden nur die betroffenen Pflanzenteile besprüht.
Starke Gerüche wirken abschreckend
Holunder-, Tomaten- und Lavendelblätter um die Pflanzen ausgelegt, stoppen den Ameisen-Zuzug. Auf Wegen helfen Zitronen- und Gurkenscheiben oder Barrieren aus Zimt oder Kupferdrähten, um sie zu vertreiben. Auch Hindernisse aus alkalischen Produkten wie Kreide oder Kalk helfen. Ein anderes Hausmittel ist Essig. Verdünnte Essigessenz per Sprühflasche auf die Ameisenstrasse ausgebracht, soll dazu betragen, dass die Ameisen durch den intensiven Geruch die Orientierung verlieren und sich die Strasse auflöst. Damit die agilen Hautflügler nicht an Stämmen emporklettern können, werden Leimringe angebracht. Und damit sie ihre Nester nicht unterhalb der Gartenwege anlegen, sollte man zur Unterbettung des Pflasters Kies und Basaltsplitt anstelle von Sand verwenden und Ritzen mit Fugenmörtel schliessen. Haben die Ameisen just an dem Ort, wo der Grill stehen soll, ihr Nest gebaut, lassen sie sich recht einfach «zügeln»: Einfach einen mit Holzwolle gefüllten Blumentopf umgedreht über das Nest stülpen und so lange warten, bis die Arbeiterinnen den Bau in den Blumentopf verlegt haben. Der lässt sich dann rasch an einen Ort, wo er nicht stört, umsiedeln.
Bitte weder Backpulver noch Backhefe!
Im Fachhandel gibt es zahlreiche weitere Produkte, die gegen eine massive Ameisenplage helfen. Auch Backpulver und Backhefe gelten als effektive Hausmittel. Allerdings: Fressen die Krabbeltiere davon, müssen sie auf qualvolle Weise sterben. Dann sind die Ameisenköderdosen aus dem Fachhandel, am besten auf Basis biologischer Essenzen, wirklich die bessere Wahl.
Bei all dem Ärger um die agilen Insekten darf nicht vergessen werden, welche wichtige Funktion sie in der Natur und somit auch im Garten haben. Grünspechte beispielsweise ernähren sich fast ausschliesslich von Ameisen. In den Nestern der Roten Gartenameise überwintern oft Raupen einiger Bläulingsarten, zum Beispiel diejenigen des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings (Phengaris nausithous). Dank ihrer oft weitläufigen Tunnelsysteme lockern sie den Erdboden auf, wodurch wichtige Pflanzennährstoffe an die Oberfläche gelangen, welche das Pflanzenwachstum begünstigen. Auch sorgen Ameisen dafür, dass Pflanzensamen verbreitet werden. Der Schaden, den die schnellen Krabbler anrichten, ist meist überschaubar, ihre Bedeutung im Kreislauf des Gartens hingegen riesig. Insofern lohnt es sich, den Garten möglichst biodivers anzulegen, denn dann bietet er genug Raum, damit sich die Ameisen-Fressfeinde in möglichst grosser Zahl etablieren können.
Ameisen in Fakten
- Vor mehr als 100 Millionen Jahren begannen sich die Ameisen über die ganze Erde zu verstreuen und sich im Laufe der Zeit zu einer Vielzahl an Arten zu entwickelten.
- Laut antbase.org gibt es 13.979 beschriebene Ameisenarten, davon leben in Europa rund 200 Arten. Von Nord nach Süd nimmt ihre Anzahl zu.
- Alle Arten sind staatenbildende Insekten, die in zum Teil riesigen Verbänden mit bis über 20 Millionen Individuen leben. Zusammen mit den Termiten stellen sie weltweit über 25 % der tierischen Biomasse (exklusive Mensch). Innerhalb der Insekten bilden die Ameisen sogar fast 40 % der Biomasse!
- Die weltweit schnellste Ameise lebt in der Sahara. Bis zu 0.855 Meter pro Sekunde kann die Silberameisen bewältigen, was 108 Körperlängen entspricht.
- Fast jede Ameisenart bildet mindestens drei Formen aus: Königin, Arbeiterin und Männchen. Die Königinnen, von denen es in einem Nest einige bis zahlreiche gibt, fliegen zur Paarungszeit aus, werden begattet und verlieren danach die Flügel. Königinnen dienen nur der Eierproduktion, also der Fortpflanzung. Arbeiterinnen sind immer flügellos, unfruchtbar und wesentlich kleiner als die Königinnen.