Kann ein Rasen rein biologisch gepflegt werden? Natürlich – egal, ob man sich an Rasenflächen mit Gänseblümchen und Kriechendem Günsel erfreut oder lieber ein einheitliches Grün ums Haus mag.
Der perfekte englische Rasen ist eigentlich eine Utopie. Kaum hat er das gewünschte Erscheinungsbild, pinkelt ein Hund darauf oder alle Kinder der Nachbarschaft veranstalten einen Eierlauf-Wettbewerb. Um solch eine Fläche jeden Tag gleich perfekt aussehen zu lassen, bedarf es riesiger Wassermengen, haufenweise (synthetischer) Düngemittel und vieles mehr. Und wenn sich als Resultat von Pflegefehlern Krankheiten einschleichen, macht sich schnell Frust breit. Es klingt banal, ist aber eine Tatsache: Einen Rasen biologisch zu pflegen ist dann am einfachsten, wenn er fit und gesund ist – und die Ansprüche sind nicht überirdisch hoch. Die folgenden vier Regeln sind Voraussetzung für einen dauerhaft gesunden Rasen.
Regel 1: Die richtige Samenmischung macht’s
Ein Standartrasen verkümmert im Schatten. Er kränkelt, wird gelb, Mehltau befällt ihn. Die Neueinsaat geht nicht auf, die Extraportion Dünger führt nirgendwohin. Deshalb sollte man für lichtärmere Standorte speziellen Schatten-Rasensamen wählen. Diese Mischung enthält neben den Standardgräsern auch die sogenannte Läger-Rispe (Poa supina), die von allen Rasengräsern die höchste Schattenverträglichkeit aufweist. Bei der Auswahl der Rasenmischung spielen neben dem Standort des Rasens und der Pflege auch die klimatischen Bedingungen eine grosse Rolle. Der letzte Punkt wird zukünftig immer bedeutsamer. Mit dem Klimawandel erhöht sich der Stress auf Rasengräser. Aktuelle Klimaszenarien prognostizieren für die Schweiz heissere und trockenere Sommer, heftigere Niederschläge in den Wintermonaten und sinkende Schneemenge. Zusätzlich werden die Frühjahre immer trockener: Graspflanzen leiden mal unter zu wenig, mal unter zu viel Wasser auf einmal und damit unter Staunässe. Da sie Nährstoffe nur in Wasser gelöst aufnehmen können, fehlen auch diese. Rasensaatgut-Produzenten sind dabei, ihre Sortimente auf diese veränderten Bedingungen anzupassen. Vor der Neuanlage eines Rasens lohnt sich daher eine professionelle Beratung, um die beste Mischung für den jeweiligen Standort zu finden.
Regel 2: Angepasste Rasenpflege
Wer an heissen Sommertagen die Rasenfläche zu niedrig mäht, tut den Gräsern nichts Gutes. Je kürzer der Rasen geschnitten ist, desto dichter müssen die Halme stehen, um den Boden zu beschatten. Dadurch stehen ihnen aber weniger Zuckerstoffe für das Wurzelwachstum zur Verfügung. Beim Hausrasen liegt die beste Höhe zwischen 3,5 bis 4,5 Zentimetern.
Pro Mähvorgang darf nie mehr als 1/3 des Grashalms abgeschnitten werden. Bei hohen Rasenflächen muss man daher in Etappen mähen. Wer den Rasenschnitt zusätzlich mulcht – die zerschnetzelten Halme also als natürlichen Dünger ans Erdreich zurückgibt – sorgt gegen das Nährstoffdefizit vor, das entsteht, wenn das Schnittgut abgetragen wird. Am besten ist daher, einen Mäher mit Mulchmesser zu verwenden. Die Messer des Rasenmähers müssen stets scharf geschliffen sein. Sind sie es nicht, werden die Halme eher ausgerissen als sauber abgeschnitten. Durch diese Wunden können Krankheitserreger eindringen.
Dritte Regel: Richtiges Bewässern
Die meisten Schäden an Rasenflächen entstehen durch falsches Bewässern in Stresszeiten. Den Rasen jeden Abend kurz zu bewässern hat wenig Sinn. Abhängig vom Boden gilt pro Giesseinheit, lieber lang und umfassend anstelle von kurz und häufig zu giessen. Der beste Zeitpunkt dafür sind die frühen Morgenstunden. Ist der Boden 10 bis 20 Zentimeter tief durchgefeuchtet, reicht es, wenn er einmal die Woche bewässert wird, bei grosser Hitze und Trockenheit zweimal.
Vierte Regel: Biologische Dünger und Pflanzenstärkung Für eine dichte und gesunde Grasnarbe ist die Düngung essentiell. Hierfür sind mineralische Düngemittel die klassische Lösung. Doch mittlerweile gibt es eine Reihe vollorganischer Alternativen auf Basis von tierischen Nebenprodukten, Pilzsubstraten oder anderen pflanzlichen Stoffen, mit denen sich gute Resultate erzielen lassen. Ausgebracht werden sie von Hand oder mit einem Düngerstreuer wie dem Granomax.
Viele Rasensamen- und Düngemittelproduzenten setzen zusätzlich auf effektive Mikroorganismen, um die Pflanzen zu stärken. Ein im Boden natürlich vorkommender Pilze wie «Trichoderma harzianum» beispielsweise tritt mit der Wirtspflanze in ein symbiotisches Verhältnis. Er produziert pflanzliche Wachstumshormone, die sich stimulierend auf das Pflanzenwachstum und insbesondere auf das Wurzelwachstum auswirken. Das wieder reduziert den Hitze- und Trockenheitsstress. Pflanzenstärkungsmittel auf Basis von Mikroorganismen werden meist flüssig ausgebracht, zum Beispiel mit Rückenspritzgeräten wie Flox 10. Noch einfacher funktioniert das Ausbringen mit einem Dosiergerät wie dem Aquamix.
Es gibt auch organische Bodenaktivatoren in Granulatform auf Basis von Raps oder Soja, Traubentrester, Schafmist, Rindenkompost und anderen Inhaltsstoffen.
Eines der effizientesten Düngemittel und ein einfacher Bodenaktivator fällt in den meisten Gärten allerdings ganz von selber an: der Gartenkompost. Gesiebt ausgebracht, sorgt er speziell jetzt im Frühjahr für starke Graswurzeln. Aus starken Wurzeln treiben bekanntlich kräftige Pflanzen – und das alles ganz ohne Chemie.