Wenn es aussieht, als hätte man ihn mit orangefarbenem Konfetti beworfen, leidet der Birnbaum unter Birnengitterrost. Dieser gehört zu den Rostpilzen und ist ein «wirtswechselnder» Pilz. Den Winter verbringt er an seinem Hauptwirt, dem Wacholder; im Frühjahr gelangen seine Sporen “vom Winde verweht” zum Nebenwirt, dem Birnbaum. Ist dieser stark infiziert, verliert er früh seine Blätter, zeigt Wuchsbeeinträchtigungen und liefert weniger Ertrag. Was kann man dagegen tun?
Jedes Jahr im Frühsommer das gleiche Bild: gelbe, dann leuchtend orangene, schwarz gepunktete Flecken auf dem Birnbaumlaub. Das sind eindeutige Zeichen für den Birnengitterrost (Gymnosporangium fuscum syn. Gymnosporangium sabinae). Birnengitterrost ist ein sogenannter wirtswechselnder Rostpilz. Für seinen vollständigen Entwicklungszyklus braucht er zwei Pflanzenarten: als Hauptwirt den Wacholder, als Nebenwirt die Birne.
Befallene Wachholder zeigen spindelartige Triebverdickungen, die im März und April zu gallertartigen, rostrot- oder orangefarbenen «Zapfen» aufquellen. An feuchten Tagen treten sie als unappetitlich-schleimige, bräunliche Masse aus. Beim Birnbaum zeigen sich ab Mai blattoberseits Verfärbungen, die sich zu den charakteristisch leuchtenden Flecken auswachsen. Darin finden sich schwarzgefärbte Fruchtkörper. Im Laufe des Sommers entwickeln sich daraus auf der Blattunterseite gelbliche, warzenähnliche Erhebungen, in denen sich die Sporen entwickeln. Diese werden sich erneut per Luftpost ihren Weg zu einem Wacholder suchen. Am Birnbaum ist die Entwicklung zu diesem Zeitpunkt komplett abgeschlossen.
Was dagegen tun?
Solange auf dem eigenen oder benachbarten Grundstücken Wacholder wachsen – insbesondere der Chinesische Wacholder (Juniperus chinensis), der Sadebaum (J. sabinae) und der Virginische Wacholder (J. virginiana) – wird sich dieses Spiel jedes Jahr wiederholen. Nur wenn man das Problem „an der Wurzel packt“ und alle Wachholder in einem Umkreis von 500 Metern entfernt – mache sprechen sogar von einem Kilometer – kann der Prozess gestoppt werden. Doch nur wenige Nachbarn werden sich darüber begeistert zeigen.
Doch die gute Nachricht: Tödlich ist der Befall für den Birnbaum nicht. Vorausgesetzt, es handelt sich um einen erwachsenen, gut gepflegten Baum. Doch wenn weitere ungünstige Faktoren hinzukommen, beispielsweise schlechte Pflege, Infektionen oder nagende Wühlmäuse, kann es zu Ernteeinbussen kommen.
Wer im Herbst das Falllaub einsammelt, zeigt sich zwar engagiert, doch den Infektionskreislauf wird er dadurch nicht unterbrechen. Besser ist es, Wacholdersträucher in der unmittelbaren Umgebung zu untersuchen, befallene Pflanzenteile herauszuschneiden, zu verbrennen oder im Hausmüll zu entsorgen. Bei einem Massenbefall sollte man vorsichtig agieren, die Sporen können Allergien auslösen – daher lieber einen Mundschutz benutzen. Wacholder, die stark oder permanent befallen sind, sollte man vollständig roden. Bei nur leicht befallenen Birnbäumen können im ausgehenden Sommer die erkrankten Blätter abgezupft werden. Auch dies unterbindet den Kreislauf.
Pflanzenstärkung
Als vorbeugenden Schutz gibt es einige Massnahmen, die stärkend auf den Birnbaum einwirken und dem Rostpilz die Infektion erschweren. Einmal der Standort: Birnen brauchen tiefgründige, nährstoffreiche, warme, eher leichte Böden. In einer geschützten, sonnigen Lage gedeihen sie am besten.
Die folgenden Brühen wirken sich positiv auf die Pflanzengesundheit aus. Diese können je nach benötigter Flüssigkeitsmenge mit dem Garden Star 5 oder dem Rückensprühgerät Flox 10 ausgebracht werden.:
- Ackerschachtelhalmbrühe (200 g Droge oder 1.5 kg Frischkraut auf 10 Liter, Verdünnung 1:5 oder 1:10, sprühen bzw. spritzen)
- Farnkrautjauche (5 kg frische oder 500 g getrocknete Farnwedel auf 10 l Wasser, unverdünnt vorbeugend sprühen oder spritzen)
- Knoblauchjauche (50 g frisch gehackte Knoblauchzehen auf 1 l Wasser, 1:10 verdünnt sprühen oder spritzen)
Wichtig ist, den Vorgang mehrmals zu wiederholen und die Mittel nicht bei starker Sonneneinstrahlung ausbringen. Auch Bodenbakterien, effektive Mikroorganismen oder Mykorrhiza-Pilze helfen, den Baum zu stärken. Wer ernsthaft um die Gesundheit seines Birnbaums fürchtet, kann als letzte Massnahme auf Pflanzenschutzmittel wie «Rondo Combi» zurückgreifen. Der Behandlungszeitraum beginnt ab Austrieb bis endet Ende Juli.
Sortenwahl
Zusätzlich ist es sinnvoll, hochanfällige Birnensorten durch widerstandsfähigere Sorten zu ersetzen (Empfehlungen von der Gartenakademie Rheinland-Pfalz).
- sehr stark anfällig: ‘Williams Christ’
- mittel bis stark anfällig: ‘Alexander Lukas’, ‘Köstliche von Charmeux’, ‘Vereinsdechant’;
- mittelstark anfällig: ‘Conference’, ‘Boc’s Flaschenbirne’
- gering bis mittelstark anfällig: ‘Gute Luise’, ‘Gräfin von Paris’, ‘Gellerts Butterbirne’
- gering anfällig: ‘Clapps Liebling’
- sehr gering anfällig: ‘Bunte Juli’