Wer neuen Rasen anlegen will, muss es machen. Bei neuen Beeten auch. Wer lehmigen Boden im Gemüsegarten hat, sollte es regelmäßig machen – Umgraben. Das ist zwar die schwerste Disziplin im Garten, lässt sich aber mit dieser Anleitung und geeigneten Geräten gut meistern.
Umgraben ist etwas aus der Mode gekommen. In vielen Fällen auch zu Recht, denn Umgraben ist keine pauschale Pflichtübung im Garten und ist ein massiver Eingriff in das Bodengefüge. Das Bodenleben spielt sich in den ersten 35 cm des Bodens ab, vom Regenwurm bis zum Bakterium findet jedes Lebewesen dort mit der Zeit die richtige Erdschicht mit idealem Wasser-, Sauerstoff- und Humusgehalt. Nach dem Umgraben finden sich die Lebewesen auf einmal in Bodenschichten wieder, mit denen sie nichts anfangen können. Etwa wie in einem Hochhaus, das ein Riese schüttelt und dann verkehrt herum in den Boden steckt. Es dauert anschliessend eine Zeit lang, bis jeder wieder sein Stockwerk gefunden und sich neu eingerichtet hat.
Wenn man davon spricht, den Garten umzugraben, sind damit in der Regel nur Gemüsebeete oder andere Beete mit jährlicher Neubepflanzung gemeint. In Staudenbeeten, Rabatten oder anderen Gartenbereichen wird der Boden nur zwischen den Pflanzen gelockert oder Kompost mit dem Grubber eingearbeitet.
Sollen dagegen ungenutzte, bewachsene Flächen zu Beeten werden oder möchte man dafür ein Stück vom Rasen umfunktionieren, kommt man ums Umgraben nicht herum. Nur so wird der Boden locker und vom Bewuchs befreit und bekommt eine feinkrümlige Struktur, in der Samen keimen können.
Zur regelmässigen Bodenlockerung ist Umgraben bei Lehmböden sinnvoll, die zu Staunässe neigen. Diese werden idealerweise jährlich im Herbst umgegraben und dabei gleich mit Humus in Form von Kompost verbessert. Bei Sand ist das nicht nötig, dort lockert man den Boden am besten mit einem Sauzahn, den man kreuz und quer in 15 cm Abstand durch die Erde zieht und diese dann mit dem Grubber zerkrümelt. So werden die einzelnen Stockwerke im Boden in Ruhe gelassen und das Bodenleben bleibt aktiv. Generell gilt, je sandiger ein Boden ist, desto schädlicher das Umgraben.
…und los geht’s
Die umzugrabende Fläche mit einer Schnur markieren oder ihren Umriss mit dem Spaten in den Boden stechen. Anschliessend an der Stirnseite der Fläche eine spatentiefe Furche ausheben.
Die Erde aus der Furche in der Schubkarre sammeln oder bei grösseren Flächen auf einen separaten Haufen legen. Die Furche „wandert“ mit jeder weiteren Reihe über die Fläche und wird mit dieser Erde zum Schluss wieder aufgefüllt.
Den Spaten etwa eine Spatenbreite weit von der Furche in den Boden stechen und die Erdschollen entnehmen.
Die Erde mit dem Spaten kopfüber auf die obere Kante des Grabens fallen lassen. Ein Teil der Erde wird in die Furche kullern, der andere Teil oben liegen bleiben.
Gehen Sie Reihe für Reihe vor, bis die ganze Fläche umgegraben ist. Sammeln Sie Wurzeln, Steine und vor allem Wurzelunkräuter sofort ab. Sie müssen die frische umgegrabene Fläche nicht betreten, da Sie „rückwärts“ arbeiten und mit jeder weiteren Reihe einen Schritt nach hinten machen.
Wenn Sie den Boden noch mit Kompost, Mist oder Sand verbessern wollen, füllen Sie damit die Furche jeder weiteren Reihe zu gut einem Drittel.
Zum Schluss die Furche wieder auffüllen.
Die Erde mit einer Harke einebnen und dabei noch Wurzelunkräuter und andere Fremdkörper entfernen.
Da das Beet meist nicht sofort bepflanzt wird, decken Sie es wenn möglich mit einer Mulchschicht aus Laub, Rasenschnitt oder Mulchfolie ab. Das sieht vielleicht nicht so schön aus wie fein krümeliger, nackter Boden, wirkt aber wie ein Sonnen- oder Regenschirm für das Bodenleben und spornt dieses möglichst bald wieder zu Höchstleistungen an.
Wann wird umgegraben?
Im Herbst oder Winter? Doch erst im Frühjahr? Oder ist es egal? Über den richtigen Zeitpunkt fürs Umgraben findet man viele Angaben.
Lehmboden: Lehmböden sollte man im Herbst oder an warmen Wintertagen umgraben. Wichtig ist dabei, dass der Boden noch ordentlich Frost abbekommt, der die feuchten, groben Erdschollen bis zum Frühjahr wie von Zauberhand fein zerbröselt. Die Feuchtigkeit in der Erde wird zu Eis, dehnt sich aus und zerkrümelt die Lehmbrocken dabei von innen heraus. Arbeiten Sie dabei am besten gleich reifen Kompost ein, damit der Boden mit den Jahren immer mehr belebt wird und seine Struktur behält.
Wer sandige Böden mit ordentlichen Portionen mit Lehm oder Kompost verbessern will, gräbt man ihn am besten im Frühjahr vor der Pflanzung um. Aber möglichst nur alle drei bis vier Jahre, sonst lässt man den Boden lieber in Ruhe.
Wer im Sommer ein Beet anlegen will, gräbt natürlich auch dann um. Das schadet dem Boden nicht dauerhaft. Wenn man die Wahl hat, ist dafür bei Lehmboden der Herbst besser und bei Sand das Frühjahr, damit man das Beet schon im ersten Jahr voll nutzen kann.
Tipp: Unkrautsamen können unter der Erde zwar nicht keimen, aber dort Jahrzehnte überdauern und keimfähig bleiben. Das Umgraben verhilft den Samen zu einem Platz an der Sonne und sie keimen. Es ist also völlig normal, falls umgegrabene Flächen recht schnell von Unkräutern befallen sind. Lassen Sie diese keimen und ein Stück wachsen und hacken oder grubbern sie dann ab. Umgegrabene, aber längere Zeit brachliegende Flächen können Sie mit Kartoffeln bepflanzen. Die wachsen so dicht, dass Unkräuter keine Chance haben. Nicht einmal Giersch hat unter den dichten, alles beschattenden Kartoffelblättern Lust zum Wachsen.