Johannisbeeren gehören zu den beliebtesten Gartenfrüchten. Sie sind köstlich in Gelees und Konfitüren, knackig in Fruchtsalaten, unverzichtbar in Smoothies und der ultimative Farb-Kick im Baiser-Torten. Jedes Jahr beschenken uns die Ribes-Sträucher mit vielen Früchten. Werden diese fachmännisch geschnitten und gepflegt, fällt es uns wie Schuppen von den Augen: Da hat es ja noch Potenzial für Geschmack und Erntemenge!
Rote, Weisse und Schwarze Johannisbeeren sind bescheiden. Mit ein bisschen Pflege beschenken sie uns mit süssen Früchten und reichem Ertrag. Der wichtigste Bestandteil dabei ist der regelmässige Schnitt. Sein Ziel ist es, die Pflanzen zu verjüngen und offener bzw. luftdurchlässiger aufzubauen. Am alten Holz bilden die Pflanzen kaum Beeren aus. Rote und Weisse Johannisbeeren fruchten hauptsächlich an zwei- oder dreijährigen Trieben, die Schwarzen vor allem am einjährigen Holz. Ziel des Schnittes ist also, genau diese Triebe zu fördern.
Ein Gleichgewicht aus alt und neu
Als Termine kommen der Winterschnitt im Februar sowie der Sommerschnitt nach der Beerenernte infrage. Bei stark wachsenden und frühreifenden Sorten ist der Schnitt nach der Ernte sinnvoller. Der Winterschnitt im unbelaubten Zustand hat den Vorteil, auf einen Blick erkennen zu können, was wo und wohin wächst, was weg muss und was bleiben darf.
Fachmännischer Schnitt an Roten und Weissen Johannisbeeren:
- alte, vierjährige Triebe entfernen
- gleiche Anzahl an kräftigen, einjährigen Ruten, die bodeneben an der Strauchbasis nachwachsen, stehenlassen; die übrigen entfernen.
- Äste herausschneiden, die quer wachsen oder auf den Boden herabhängen. Idealerweise hat der Strauch jetzt nur noch 8 bis 12 aus dem Boden wachsende Triebe.
- seitliche Verästelungen bis auf eine Höhe von 30 bis 40 cm entfernen
- höher liegende Äste, die bereits Früchte getragen haben, auf einen ca. 1 cm langen Zapfen kürzen
- einjährige Seitentriebe nur kürzen, wenn sie weniger als 10 cm übereinander stehen; dann jeden zweiten auf einen Zapfen kürzen
- sehr lange zwei- bis dreijährige Triebe an einer erhöhten Astgabelung auf einen jüngeren, nach aussen wachsenden Trieb ablenken
- hängende Seitentriebe entweder komplett oder auf eine Gabelung mit einem jüngeren, nach oben wachsendem Trieb ableiten
Schwarze Johannisbeeren bringen den besten Ertrag am einjährigen Holz. Daher können hier die älteren, abgepflückten Triebe direkt über dem zweiten oder dritten Jungtrieb abgeschnitten werden. Haben sich keine jungen Neutriebe entwickelt, wird bodeneben abgesägt. Schwache Triebe kommen heraus, kräftige junge Triebe, die aus dem Wurzelstock treiben, bleiben erhalten.
Typische Krankheiten
Ziel des alljährlichen Strauch-Auslichtens ist nicht nur der höhere Ernteertrag. Es trägt massgeblich dazu bei, die Pflanzen vital zu halten und vor Krankheiten zu schützen. Zu den typischen Johannisbeer-Erkrankungen gehören die Blattfallkrankheit, der amerikanische Stachelbeermehltau und der Säulenrost. Bei allen drei Krankheiten gilt: starker Befall = vorzeitiger Blattfall = geschwächte Pflanze = weniger Ernte.
Blattfallkrankheit (Drepanopeziza ribis)
Bei feuchter Witterung und Temperaturen um 12 Grad findet sie beste Voraussetzungen vor. Ihre Kennzeichen sind kleine, punktartige, bräunliche Flecken auf den Blättern, die später ineinanderfliessen. Die Blätter vergilben, rollen sich ein und fallen ab. Bei sehr starkem Befall kann sich der Strauch bis zum Spätsommer völlig entblättert haben – was die Pflanze stark schwächt und die Ernte verringert. Urheber der Krankheit ist der Pilz Drepanopeziza ribis.
Amerikanischer Stachelbeermehltau (Sphaerotheca mors uvae)
Er zeigt sich häufig an schwarzen Johannisbeeren und Stachelbeeren durch vergilbte Blätter und gekrümmte Triebspitzen. Junge Blätter und Triebspitzen überzieht er mit einem weissen Pilzgeflecht, das sich später braun verfärbt. Befallene Früchte werden nicht reif und die Pflanzen durch den Befall geschwächt.
Säulenrost (Cronartium ribicola)
Der Pilz Cronartium ribicola gehört zu den Rostpilzen und ist wirtswechselnd. Im Sommer befällt er Obstpflanzen, zum Winter hin weicht er auf Kiefern-Wirte über. Erkennbar ist er an den gelborangenen Sporenlagern, die sich an der Unterseite der Schwarzen Johannisbeer-Blätter bilden. Im Laufe eines Monats können sie bis 1,5 mm langen Säulen werden, die bei feuchter Witterung orangerot, bei Trockenheit braungrau gefärbt sind.