Fuchsien, Geranien oder Bleiwurz – wer seine Lieblingspflanzen vermehren will, aber den Aufwand mit Giessen, Substrat und Abdeckhauben scheut, der geht im Sommer mit seinen Pflanzen einfach in Serienproduktion – auf dem Wasser oder platzsparend in der Rolle.
Stecklinge gelingen jedem und sind die schnellste und kostengünstigste Methode der Pflanzenvermehrung. Im Gegensatz zur Aussaat haben Sie bereits nach wenigen Wochen schön grosse Pflanzen.
Stecklinge lassen sich prinzipiell von allen Pflanzen schneiden, haben sich aber vor allem bei Zimmer- und Kübelpflanzen bewährt. Aber selbst bei Gehölzen klappt’s gut, wenn die Triebe noch nicht verholzt sind.
Stauden vermehren Sie viel schneller durch Teilung, außerdem sind deren Triebe oft so weich, dass die Stecklinge faulen.
Wie sieht ein Steckling aus?
Von den unterschiedlichen Stecklingsmethoden haben sich für den Hobbygärtner eigentlich nur Kopfstecklinge und Triebstecklinge bewährt. Kopfstecklinge bestehen aus der Triebspitze, Triebstecklinge aus einem Teilstück eines Triebes.
Als Stecklinge schneiden Sie blütenlose Spitzen von diesjährigen Trieben unterhalb eines Blattknotens ab, sodass pro Steckling 2 bis 4 Blattknoten über bleiben. Das entspricht einer Länge von gut 5 – 10 cm. Die unteren Blätter streifen Sie ab.
Vorsicht: Die Triebe dürfen weder weich noch verholzt sein, sonst faulen sie oder bilden keine Wurzeln. Hält man den Steckling am Ende fest und biegt er sich deutlich nach unten, ist er untauglich. Ist er schon holzig und bräunlich gefärbt, ist er zu hart.
Bei Pflanzen mit grossen Blättern wie Hortensien oder Engelstrompeten kürzen Sie die Blattflächen um gut die Hälfte als Verdunstungsschutz ein. Normalerweise kommen Stecklinge in kleine Gefässe mit Aussaaterde und einer Folienhaube als Verdunstungsschutz. Bei unseren beiden Methoden kommen Sie mit weniger Platz aus und haben weniger Arbeit.
Methode 1: Ein Boot für Stecklinge
Stecken und vergessen: Bei dieser Methode brauchen Sie sich bis zum Bewurzeln nach drei bis vier Wochen nicht mehr um die Stecklinge zu kümmern.
So geht’s:
1. Schneiden Sie mit der Laubsäge oder dem Cuttermesser ein gut 20 × 20 cm grosses Styroporstück zurecht, zum Beispiel passend zum Gartenteich in der Form eines Seerosenblattes, das Sie passend zur Umgebung in dunklem Grün lackieren können. Achtung: Das Treibmittel in Sprühlack kann das Styropor zersetzen, nehmen Sie daher lieber Lack zum Pinseln.
2. Löcher in das Styropor bohren. Der Abstand richtet sich nach der Grösse der jeweiligen Stecklinge, die sich mit ihren Blättern nur so eben berühren dürfen. Für Fuchsien zum Beispiel 2 × 2 cm.
3. Schneiden Sie gut 10 cm lange Kopfstecklinge von den Pflanzen und streifen Sie die unteren Blätter ab, die sonst im Wasser hängen würden und faulen könnten.
4. Die Stecklinge vorsichtig durch die Löcher im Styropor schieben, sodass die Triebe nach unten hin mehrere Zentimeter weit überstehen und später ins Wasser ragen.
5. Die Styroporplatte auf der Regentonne oder dem Gartenteich treiben lassen.
6. Um die bewurzelten Stecklinge aus dem Styropor herauszulösen, können Sie die Platte entweder zerbrechen oder die Stecklinge bei ausreichender Lochgrösse vorsichtig herausziehen.
Methode 2: Stecklinge von der Rolle
Wer viele Stecklinge auf einmal will, lässt sie in Moos bewurzeln, dass wohl in fast jedem Rasen irgendwo vorhanden ist. Das Moos kommt in feste Folie und wird zusammen mit den Stecklingen wie Biskuit eingewickelt. Die Rolle wird in eine Schale mit Wasser gestellt, das nur ab und zu mal ergänzt werden muss.
1. Von der Folie einen etwa 30 cm langen Streifen abschneiden. Dieser sollte etwa so breit sein, wie die Stecklinge lang sind. Das Moos 1 cm dick auflegen.
2. Legen Sie die Stecklinge nebeneinander auf die Folie und rollen diese ein. Darauf achten, dass kein Blatt zwischen das Moos gerät. Binden Sie fertige Rolle mit zwei Schnüren zusammen und stellen Sie die Rolle an einen hellen Platz ohne direkte Sonne. Nur wenn das Moos trocken ist, giessen Sie von oben Wasser in die Rolle.
Ab in die Erde
Sobald die Stecklinge neu austreiben, haben sie Wurzeln gebildet. In Wasser bewurzelte Stecklinge müssen vorsichtiger eingetopft werden, da die Wurzeln leichter abbrechen.
Die Stecklinge kommen in einen kleinen Topf mit nährstoffarmer Erde wie Anzucht- oder Kräutererde. Das setzt die jungen Pflanzen gleich auf Diät und zwingt sie zur verstärkten Wurzelbildung. Alle Blätter, die sich unter Erde befinden würden, kommen weg. Ansonsten droht Fäulnis.