Stehen die Gehölze nackt und laublos da, ist der beste Moment für einen Pflegeschnitt gekommen. Ideal dazu sind frostfreie, klare Februar- oder Märztage, an denen die Temperaturen nicht unter -5 Grad fallen. Leider passiert es allzu oft, dass Hobbygärtner den Winterschnitt an Ziergehölzen mit einem Haarschnitt à la Coiffeur verwechseln. Wer seine Deutzie einfach in 50 cm Höhe horizontal abschneidet, tut ihr keinen Gefallen. Das Ziel muss vielmehr sein, trotz Grössendezimierung den natürlichen Habitus der Pflanze – ihre Wuchsform – zu erhalten.
Nicht alle Ziersträucher werden in Hecken gezogen. Viele stehen als Solitärs in unseren Gärten. Werden sie wie Heckensträucher behandelt und „geköpft“, verkahlt ihre Basis, während im oberen Strauchbereich ein Wirrwarr aus unzähligen Neuaustrieben entsteht. Als Folge blühen sie nur noch schwach und werden anfällig für Krankheiten – das darf nicht das Resultat eines winterlichen Schnitts sein.
Warum schneiden?
In unseren immer kleineren Gärten haben Ziergehölze kaum Platz. Wer bei der Sortenwahl nicht aufpasst und ein zu wuchtig wachsendes Exemplar kauft, wird bald zu Schere und Säge greifen müssen. Fallen die Korrekturmassnahmen zur Grössendezimierung zu extrem aus – sprich, steht zum Schluss nur noch eine halblebendige Strauchleiche – sollte man sich überlegen, das Gehölz komplett durch ein kleiner wachsendes zu ersetzen. Doch ein überlegter Schnitt tut fast allen Sträuchern gut. Er fördert den Blüten- und Fruchtreichtum und schützt sie davor, zu vergreisen. Durch das Entfernen des alten Holzes werden die Sträucher angeregt, kräftige Jungtriebe zu bilden. Als Folge sind sie vitaler, blühwilliger und weniger krankheitsanfällig.
Was wird geschnitten?
Es ist vor allem das kranke, beschädigte, doppelt laufende, abgestorbene oder überflüssige Holz, dem die Aufmerksamkeit gilt. Es wird mit einer scharfen Säge oder einer gut geschärften Gartenschere entfernt. Zurückgeschnitten wird immer knapp über einem gesunden Auge oder Seitentrieb. Ist der Ast komplett abgestorben, wird er direkt an der Strauchbasis entfernt. Vorsicht: Beim Februar- oder Märzschnitt von frühlingsblühenden Arten wie Forsythia, Ribes sanguineum, Chaenomeles oder Spiraea arguta wird viel Blütenholz entfernt. Wer das nicht möchte, lichtet sie erst nach der Blüte aus. Dann allerdings droht die Gefahr, brütende Vögel zu stören. Aus Vogelschutzgründen ist ein früherer Schnitt daher empfehlenswert.
Wie wird geschnitten?
Blütensträucher wie Deutzia, Kerria, Philadelphus, Kolkwitzia, Viburnum, Weigelia, Spiraea oder Corylus avellana erhalten alle zwei bis drei Jahre einen kräftigen Auslichtungsschnitt. Dabei kommen die ältesten Triebe direkt an der Strauchbasis weg oder werden auf junge Triebe abgeleitet. Auch zu dicht stehendes wird ausgelichtet. Steile oder überhängende Triebe werden entfernt, ebenso konkurrierende Seitentriebe speziell im Strauchinneren. So gerät mehr Licht ins Gehölz hinein. Speziell bei Sträuchern mit auffällig gefärbter Rinde zahlt sich ein kräftiger Rückschnitt aus: Cornus alba ‘Sibirica’, C. sericea ‘Flaviramea’ oder Salix alba ‘Vitellina’ werden es mit schillernd leuchtenden, frischen Ruten danken.
Schnitt sommerblühender Sträucher
Sommerblühende Sträucher, die an den diesjährigen Trieben blühen – zum Beispiel Buddleja, Ceanothus, Caryopteris, Hibiscus, Perovskie, Spiraea japonica oder Freilandfuchsien – werden im März grosszügig auf die verholzten Teile zurückgeschnitten. Dabei wird ein Drittel bis zu einem Viertel der ursprünglichen Höhe eingekürzt. Als Reaktion produziert die Pflanze viele Neu- und somit Blütentriebe. Fein verzweigte Arten können auch mit der Heckenschere gestutzt werden.
„Auf Stock setzen“
In der Naturhecke bietet es sich an, Sträucher, die es gut vertragen, alle zehn bis 15 Jahre selektiv und etappenweise „auf Stock“ zu setzen. Auch bei Sträuchern, die über Jahre falsch oder gar nicht geschnitten wurden, ist das eine gangbare Möglichkeit. Hierbei wird der Strauch auf 30 cm über Bodenhöhe eingekürzt. Dieses auf Stock setzen aktiviert die schlafenden Augen der Sträucher, der Strauch treibt kräftig aus und wächst meist verzweigter und breiter als zuvor. Sinnvoll ist, den Strauch im Sommer etwas nachzuschneiden – sprich, flache oder quer liegende Triebe zu entfernen – so dass er die richtige Form erhält.
Was bleibt ungeschnitten?
Sträucher wie Amelanchier, Magnolia, Hamamelis, Acer palmatum, Corylopsis, Cornus florida oder C. nuttallii und Laburnum sind von Natur aus locker und lichtdurchlässig aufgebaut. Viele von ihnen vertragen Schnitttätigkeiten nur schlecht. Daher sollte man sie ungeschnitten lassen. Ist der Schnitt unausweichlich, ist darauf zu achten, Triebe und Astpartien immer auf junge Seitentriebe abzuleiten. Auch Nadelgehölze – eine Ausnahme sind Thuja und Taxus – fallen in die „nicht-schneiden“-Gruppe.