Pflegeleichtes Säulenobst

apple orchard, red, Altes Land
(Quelle: Manfred Ruckszio – stock.adobe.com)

 

Das klingt doch gut: Ich kann ein Obstbäumchen pflanzen, das nicht allzu ausladend wird und gar nicht viel Aufwand erfordert! “Echte” Säulen gibt es derzeit aber nur bei Äpfeln.

Bei anderen Obstsorten, wie Birnen, Kirschen und Pflaumen sowie Aprikosen, Mirabellen und Nektarinen, werden gezielt kompakte Sorten ausgewählt, auf schwachwüchsige Wurzelunterlagen gesetzt und als Eintrieber gezogen, also beschnitten. Auch aus Himbeeren, Brombeeren und Kiwis lassen sich ein- oder zweitriebige Spindeln erziehen, die durch regelmäßigen Schnitt kompakt bleiben.
Auf diese Weise kann ich selbst in einem kleinen Garten Obst ernten, sogar von mehreren Sorten! Auch im Kübel auf meiner Terrasse oder meinem Balkon gedeihen diese Pflanzen. Sie liefern mir leckeres Naschobst.

Ballerinas als Vorläufer
In den 1990er Jahren kamen bei uns die ersten Säulenbäumchen mit genießbaren Apfelfrüchten auf den Markt. Unter dem Markennamen Ballerinas gab es zunächst nur vier Apfelsorten. Sie waren aus Kreuzungen mit einer säulenartig-kompakten Mutation der Apfelsorte `McIntosh´ hervorgegangen. Das Potenzial war schnell erkannt worden: Die Mutation der 1950er Jahre aus Kanada erhielt nach ihrem Entdecker den Namen Typ Wijcik und wurde unter anderem vom in Fachkreisen bekannten Obstbau-Forschungsinstitut East-Malling in Kent, Großbritannien, züchterisch bearbeitet.

Leider waren die frühen Ballerinas recht schorfanfällig, schmeckten fade und hielten auch nicht immer ihren säulenartigen Wuchs ein.
Viele Züchter haben seitdem mit gesünderen und geschmackvolleren Sorten und diversen Wurzelunterlagen weiter gezüchtet, vielfach mit Wijcik als Ausgangssorte. Die Vorteile sprechen für sich:

Pluspunkte von Säulenobst

  • geringer Platzbedarf: schmale Bäumchen mit geringer Baumhöhe, keine Kronenbildung
  • sehr kurze Seitentriebe, kurze Internodien
  • früher Ertrag, meist bereits im 2. Jahr
  • nur wenige Schnittmaßnahmen erforderlich
  • Zierwert durch Laubaustrieb, Blüte und Frucht
  • vielseitig einsetzbar: als Hecke, zum Auspflanzen, im Kübel, als Gruppe
  • wenig empfindlich gegenüber Schorf und Mehltau

Augen auf beim Einkauf
Unter den schmalen und niedrigen Apfelsorten sind ganz unterschiedliche Wuchstypen im Handel: So gibt es einige Apfelsorten, die schwach wachsen, klein und kompakt bleiben, aber sich durchaus auch verzweigen und kleine Kronen bilden können. Ich kann sie gut in einem Kübel halten, denn sie haben meist schwachwüchsige Wurzelunterlagen. Erkennbar sind sie am eigenen Sortennamen mit Zusätzen wie “Mini”, “Zwerg” oder “Kompakt”.

Daneben gibt es “Säulenobst”, wenngleich nicht alle Typen diese Bezeichnung zu Recht tragen: Einige Sorten wachsen säulenartig kompakt und langsam. Bei ihnen sind ausdünnende Schnittmaßnahmen empfehlenswert. Ein Beispiel ist die “normalwachsende” Sorte `James Grieve´, von der es auch eine säulenartig wachsende Form namens `James Grieve Super Compact´ gibt. Was macht den Unterschied zu echtem Säulenwuchs aus?

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Eindeutiges Merkmal von Säulenobst: Die Früchte wachsen nahe oder direkt am Stamm.

 

Genetisch bedingter Säulenwuchs
Säulenwachstum ist genetisch bedingt: Hier entwickelt sich die Spitzenknospe stärker als die Seitenknospen, gleichzeitig entstehen kaum Seitentriebe. Fruchtspieße oder auch die Früchte wachsen nahe oder direkt am Stamm. Außerdem bleiben die Stengelabschnitte zwischen den Knoten recht klein. Die Pflanze wächst somit langsam, so dass ein einjähriger Säulenbaum noch deutlich unter einem Meter groß ist. Als günstig gilt eine mittelstarke Wurzelunterlage, weil das Bäumchen dann nicht vergreist und die Früchte nicht zu klein ausfallen.

Ein hoher junger Apfelbaum mit mehreren nach oben strebenden Seitentrieben ist meistens kein echter Säulenbaum. Er ist so kultiviert, deshalb muss ich regelmäßig die Seitentriebe weit zurückschneiden, um die gewünschte Form zu behalten. Auch bei Steinobst sind es häufig Sorten, die zwar eine stark wachsende Spitzenknospe haben, aber gleichzeitig auch aufstrebende Seitentriebe, die ich zur Formerhaltung beschneiden muss.

Was gefällt meinem Säulenbäumchen?
Ein Obstbaum liebt einen vollsonnigen Standort, während Beerenobst auch etwas schattiger stehen kann. Da ich meine Säule mit Wurzelballen im Topf kaufe, brauche ich eine geräumige Pflanzgrube oder ein ca. 30 Liter großes Gefäß. Vor allem bei Kübelpflanzen ist es sinnvoll, auf die Winterhärte der Sorte zu achten. Frostschutz – des Kübels oder ein passender Winterstandplatz – sind generell für alle Kübelpflanzen empfehlenswert. Am besten pflanze ich im Frühjahr oder im Herbst. Eine nährstoffreiche Erde mit Sand und Kompost bekommt meinem Bäumchen gut, ebenso ein Langzeitdünger oder Hornspäne für die Topfvariante im Frühjahr. Die Veredlungsstelle sollte 8-10 Zentimeter über der Erde stehen. Man sagt, je höher sie steht, umso niedriger bleibt das Bäumchen. In den meisten Fällen ist ein Pflanzpfahl angebracht. Das gilt vor allem für diejenigen Sorten, die nicht nur 1,70 bis 2 Meter groß werden, sondern 2,50 bis 3 Meter Höhe erreichen können. Auch Sorten auf schwachwachsenden Wurzelunterlagen sind nicht ganz so standfest und sollten angebunden werden.

Für eine Hecke pflanze ich Säulenäpfel mit 50 Zentimeter Abstand, bei Birnen oder Steinobst halte ich mindestens 1 Meter Abstand ein.
Ein Säulenobstbaum – außer ein Selbstbefruchter – trägt mehr, wenn eine Befruchtersorte in der Nähe steht. Das braucht keine Säulensorte zu sein.
Obstarten, wie Apfel, Birne oder Zwetschge, neigen dazu zu alternieren: Sie tragen in einem Jahr viele, im nächsten wenige Früchte. Um das zu vermeiden, dünnt man den Fruchtbesatz aus. Bei unserem Säulenapfel wirft das Bäumchen selbst überzählige kleine Früchtchen ab. Trotzdem dünnen wir per Hand nach, so dass nur etwa die Hälfte verbleibt.

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(Quelle: Manfred Ruckszio – stock.adobe.com)

 

Ungefähr im September sind die Äpfel erntereif. Am besten zügig ernsten, weil sie sonst weich werden. Sie sind nicht lange lagerfähig, sind aber ja auch für den Direktverzehr gedacht.
Den Besatz mit Fruchtholz kann ich mit leichten Schnittmaßnahmen fördern: Vor allem bei Kirschen und Zwetschgen muss ich eingreifen und den natürlichen Breitenwuchs hemmen, indem ich die Seitentriebe kurz halte und starkwachsende ganz entferne. Am besten um den Johannistag. Eventuell breche ich dann nochmals neu entwickelte Seitenknopsen aus. Nach einigen Jahren sollte auch der Mitteltrieb eingekürzt werden, aber nicht vorher, damit es nicht zu unerwünschter Verzweigung kommt.
Bei Äpfeln kürze bzw. entferne ich nur lange Ausreißer-Triebe. Auf maximal 20 Zentimeter kurz zurückgeschnitten, kann sich daraus Fruchtholz entwickeln. Außerdem achte ich darauf, dass es bei einem Haupttrieb bleibt, und breche konkurrierende Seitenknospen aus. Das zeitige Frühjahr ist der beste Zeitpunkt dafür. Die Mittelachse kürze ich – wenn überhaupt – frühestens nach sieben Jahren ein. Insgesamt ist aber viel weniger zu schneiden als bei Säulensteinobst.

Sortenempfehlungen
Der Artevos-Verbund kümmert sich für den professionellen Obstbau darum, neue wirtschaftlich interessante Sorten zu bekommen. Deshalb kann der Verbraucher auf der Plattform Sortenempfehlungen finden, die dem Namen “Säule” gerecht werden:

  • Apfelsorten: `Pomredrobust´ und mit Ballerina-Blut: `Rhapsodie´, `Rondo´, `Sonate´
  • Birne: `Obelisk´
  • Nektarine: `Alice-Col´

Die Hochschule Geisenheim kreuzt und selektiert mit dem Ziel, neue Sorten für den Erwerbsobstbau zu züchten. Unter anderem ist Toleranz gegenüber Schorf, Mehltau und Obstbaumkrebs ein Züchtungsziel. Die Geisenheimer Sorten sind unter dem Markenzeichen CATS = Columnar Apple Tree System eingetragen. Bei den Tafelapfelsorten sind derzeit fünf auch für den Hobbygärtner interessant: `Redcats´, `Suncats´, `Starcats´, `Goldcats´, `Greencats´.
Wird ihr Fruchtüberhang ausgedünnt, verbessert sich der Geschmack der verbleibenden Früchte. Die Sorten sind leider nicht ganz schorfresistent, so dass bereits an einer dritten Generation gearbeitet wird.

Auch von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau gibt es Empfehlungen zur Sortenwahl und außerdem zu möglichen Schnittmaßnahmen.
Bei Birnen nennt die Landesanstalt lediglich die Sorte `Decora´ als echte Säule. Bei anderen Sorten erhalte ich die Form nur durch Abknipsen der Seitentreibe oder sogar Einkürzen des Mitteltriebes.

  • schlankwachsende Zwetschge: `Anja´, `Fruca´, `Pruntop´
  • Säulenaprikose: `Campanilo´, `Compacta´
  • säulenförmige Kirsche: `Jachim´, eine Sauerkirsche

Für ihren Zierwert beliebt sind die Ballerina `Maypole´ sowie die Sorten `Silver Pearl´ und `Red Lane´. Bei ihnen sind Laub, Blüte oder Früchte rötlich bis bronzefarben. Die Früchte bleiben kleiner und eignen sich gut zum Einkochen.

 

 

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Über Ute Roggendorf

Ute Roggendorf_1200Ute Roggendorf freut sich, ihre beiden großen Leidenschaften, das Gärtnern und das Schreiben, beruflich kombinieren zu können.
In einer Einzelhandelsgärtnerei kümmert sie sich um das Wohl von Pflanzen und Kundschaft. In der Freizeit zieht sie auf dem eigenen Feldstück Gemüse für die heimische Küche.
Ebenso fasziniert ist sie vom Spiel mit Worten. Deshalb hat die Gartenbauingenieurin mit Gärtnerlehre auch den Journalismus zu ihrem Beruf gemacht. Seitdem war sie in verschiedenerlei Verlagen der gärtnerischen Fachpresse beschäftigt. Als Redakteurin weiß sie zudem, wie man eine Zeitung macht.
Inzwischen recherchiert, textet und fotografiert sie freischaffend auch für andere Auftraggeber.
Außerdem ist sie Onlineredakteurin und betreut die Textversionen eines E-Commerce-Unternehmens. Dabei achtet sie darauf, dass alle Angebote gut im Internet zu finden sind. Und sie kann dort ganz viel Hintergrundwissen aus dem Handel in die Ratgeber und Blogs einfließen lassen.

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