Pferdemist versorgt meine Pflanzen mit Nährstoffen und fördert das Bodenleben. Zudem kann man mit Pferdemist ein warmes Mistbeet anlegen. Was will ich mehr!
Manchmal bekommt man einfach geschenkt, was man sich wünscht: Pferdemist. Die Glücksbringer waren meine Schrebergarten-Nachbarn. Sie hatten Pferdemist bestellt und waren angesichts der Menge, die vor ihrem kleinem Tor abgekippt wurde, etwas überfordert. Ich konnte sie gut verstehen, denn ihr Eingang liegt direkt an Lüneburgs schönster Lindenallee, die auch im Winter fleißig am Wochenende von Joggern, Hundebesitzern und Spaziergängern besucht wird. Und es war Freitagnachmittag! Der Berg aus Stroh und Pferdeäpfeln lugte unübersehbar zwischen den dicken Baumstämmen hervor. Bald schon versammelte sich die gesamte Nachbarschaft um das „duftige“ Arrangement, um über Qualität des Düngers und nachhaltige Maßnahmen zu philosophieren. Unser Fazit war eindeutig: Eigentlich brauchen wir alle Mist! Insofern haben wir uns über das Angebot, uns am Abbau zu beteiligen, sehr gefreut!
Organisch düngen mit Pferdemist
Ein paar Tage später habe ich meinen Haufen Pferdemist im Garten und im Gewächshaus verteilt. Da er gut abgelagert war, konnte ich ihn bedenkenlos als Dünger ausbringen. Denn abgelagerter oder kompostierter Pferdemist gibt seine Nährstoffe nach und nach frei, erhöht aber auch den Humusgehalt des Bodens und fördert das Bodenleben. Außerdem kommt es zu keinen Verbrennungen an den Wurzeln.
Auf den Höfen wird frischer Mist „abgelagert“, bevor man ihn als organischen Dünger verteilt. Beim Lagern wandeln Mikroorganismen die leicht löslichen stickstoffhaltigen Inhalte des Kots oder Urins vom Pferdemist um. Erst „reifer“ Mist enthält Huminsäuren (Humus) und hat eine anhaltende Düngerwirkung, da die Mikroorganismen Stickstoff, Phosphor und Kalium an organische Substanzen „binden“. Wie lange der Mist lagert, hängt von der Art der Lagerung, von der Einstreu (Stroh, Häcksel, Pellets) und dem Verhältnis von Einstreu, Pferdeäpfeln und Urin ab.
Bei Pferdemist schwank der Nährstoffgehalt sehr stark. Denn er ist abhängig von der Haltungsform der Pferde, Futter, Alter, Dauer und Art der Lagerung vom Pferdemist. In der Regel enthält frischer Pferdemist genauso viel Stickstoff wie Rindermist. Er birgt aber weniger Phosphor, Kalzium und Magnesium, dafür mehr Kalium. Wichtig ist, dass frischer Pferdemist gut aufbereitet wird. Sonst geht ein Großteil der Nährstoffe im Pferdemist verloren.
Pferdemist richtig kompostieren – Rotte
Die positive Wirkung von Pferdemist entfaltet sich erst durch das Kompostieren von frischem Pferdemist. Unter Kompostierung versteht man die aerobe (sauerstoffreiche) Rotte organischer Substanzen. Also eine Rotte an der frischen Luft. Durch das Kompostieren wird das organische Material vom Pferdemist aufgeschlossen. Es bildet sich Humus. Zudem halt sich der Nährstoffverlust im Sinne der Umwelt in Grenzen (Ammoniak- und Nitratverluste) und Krankheitskeime und Unkrautsamen werden bestenfalls abgetötet.
Das Ausgangsmaterial bestimmt, ob die Rotte optimal verläuft. Anzustreben ist Pferdemist mit einem Feuchtigkeitsgehalt von 60 Prozent (max. 40 Prozent Trockensubstanz) und einem Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis (C:N) von 25:1. Häufig entspricht frischer Pferdemist diesen Verhältnissen nicht, da er viel Einstreu (Kohlenstoff) enthält. Pferdemist mit Stroh ist leichter zu kompostieren als ein Pferdemist mit Sägemehl und Holzspänen. Beim Kompostieren mit Strohmist geht bei der Rotte am wenigsten Stickstoff verloren.
So funktioniert eine Rotte vom frischen Pferdemist
Erwärmungsphase beim Kompostieren
Vor dem Aufsetzen ist es wichtig, den frischen Mist gleichmäßig zu mischen. In den ersten Tagen zersetzen Mikroorganismen leicht zersetzbares organisches Material vom frischem Pferdemist.
Heißphase beim Kompostieren
Durch das rege Treiben der Mikroorganismen steigt die Temperatur beim Rotteprozess rasch an. Bei etwas 45 °C beginnt die Heißphase. Sie zieht sich über vier bis fünf Wochen hin. Ab diesem Hitzewert agieren nur noch Mikroorganismen, die hohe Temperaturen vertragen. Aufgrund der ansteigenden Temperaturen verdampft Wasser, will heißen dein geschichteter “Pferdemisthaufen” dampft. In dieser Phase darfst du den Pferdemist nicht mit einem Vlies oder einer Folie abdecken! Wichtig ist auch, dass der Pferdemist in der Heißphase nicht zu trocken sein darf. Gegebenenfalls musst du ihn vorsichtig wässern. Bestenfalls kompostierst du deinen frischen Pferdemist geschützt unter einem freien Dach.
In der Heißphase reichert sich im Pferdemist Ammoniak-Stickstoff an. Damit diese Stickstoffverbindung nicht in der Luft verloren geht, darf man den Mist in dieser Phase nicht umsetzen. Hält man sich nicht daran, geht viel Stickstoff verloren.
Abkühlungsphase und Reifeprozess
In der Abkühlungsphase (unter 45 °C) wird der Ammoniak von den Mikroorganismen wieder in die Biomasse integriert. Die Abkühlungsphase dauert etwa zwei Monate und geht danach in den Reifeprozess über. Beim Abkühlen musst du deinen Pferdemist mit einem durchlässigen Vlies oder einer dichten Folie abdecken. Sonst wäscht der Regen Nährstoffe wie Kalium und Nitrat aus.
Welcher Pferdemist für welche Pflanzen?
Frischer Mist eignet sich als Dünger nur für robuste Pflanzen, zum Beispiel für etablierte Rosen, Obstgehölze und Beerensträucher. Eine ein Zentimeter zerkleinerte, dicke Schicht Pferdemist auf der Baumscheibe reicht aus, um die Gehölze zu ernähren. Jungpflanzen im Küchengarten, oder schwach zehrende Gemüse wie Erbsen, Bohnen und Spinat und auch Gemüsepflanzen mit einer kurzen Kulturzeit wie Salate und Radieschen oder Kräuter vertragen frischen Pferdemist nicht. Deshalb verteile ich ihn nicht auf meinen Hochbeeten.
Wann und wie darf man Pferdemist ausbringen?
Allgemein sollte man frischen Pferdemist nicht im Herbst, sondern besser am Ende des Winters verteilen. Das hat zwei Gründe: Zum einen liefert eine organische Düngung mit frischem Pferdemist viel Stickstoff, der im Herbst dazu führt, dass die gedüngten Pflanzen weniger frosthart sind. Zum anderen können im Laufe von Herbst und Winter große Mengen Stickstoff ausgewaschen werden, was einen Verlust für die Beete und eine Belastung für das Grundwasser darstellt.
Pferdemistkompost sollte man im Spätherbst oder im zeitigem Frühjahr ausbringen. Kompostierter Pferdemist mit einem hohem Strohananteil bringt man besser im späten Herbst aus. Auf leichten, sandigen Böden sollte man ihn tief einarbeiten, auf schweren Böden dagegen möglichst flach.