Nährstoffmangel an Pflanzen erkennen

Disappointed Gardener

Unsere Garten- und Balkonpflanzen erwachen langsam aus dem Winterschlaf. Nicht mehr lange, und erste Forsythienblüten werden gelbleuchtend Lust auf viel frische Gartenluft machen. Für ein gesundes Wachstum brauchen sie, so wie alle Pflanzen, einen bekömmlichen Nährstoffmix. Damit dieser zeitgenau verfügbar ist, stehen ab März die ersten Düngemassnahmen an. Sie aufeinander abgestimmt und in der richtigen Menge vorzunehmen, ist eine kleine Wissenschaft für sich.

Für eine bedarfsgerechte Düngung sind verschiedene Kriterien essenziell. Wie sieht es mit dem pH-Wert des Bodens aus? Welche Nährstoffe sind in welcher Menge bereits vorhanden? Um zu vermeiden, dass man im Frühlingseifer den Gartenboden überdüngt, müssen diese Informationen bekannt sein. Denn mit zu viel Dünger verhält es sich wie mit zu viel Sonne oder zu viel Zucker: in angemessenen Gaben gut, im Übermass schädlich – sowohl für die Pflanze, die regelrechte «Krankheitssymptome» zeigen kann, als auch für die Umwelt.

Das «Gesetz vom Minimum» entscheidet
Ein bisschen Recherche sollte also betrieben werden, bevor der Düngersack geöffnet wird. Pflanzengrösse, -zuwachs, Boden- und Klimaverhältnisse, Bodenbewirtschaftung, Pflanzendichte und Pflanzenart: Sie alle entscheiden über Gramm und Kilo. Selbst zwischen Laub- und Nadelgehölzen gibt es Unterschiede. Bei einem Laubgehölz wie Sorbus aucuparia beispielsweise setzt das Knospenschwellen Anfang April, das Wurzelwachstum Ende April ein. Dann beginnt auch die Nadelentfaltung von Pinus sylvestris, deren Höhepunkt im August erreicht ist – zeitgleich zum Wurzelwachstum. Im Gegensatz zu Sorbus darf man Pinus daher bis in den August düngen.

Dabei kommt das sogenannte «Gesetz vom Minimum» zum Tragen. Es besagt, dass derjenige Pflanzennährstoff für die Höhe des Ertrags oder die Gesundheit der Pflanze ausschlaggebend ist, der im Verhältnis zum Bedarf in geringster Menge zur Verfügung steht. Ein Boden, der ein Defizit an Phosphat aufweist, kann nicht durch erhöhte Gaben von Stickstoff oder Kalium «ausgeglichen» werden. Düngemassnahmen sind daher unbedingt ganzheitlich anzugehen.

Welches Symptom bei welchem Mangel?
Als mineralische Hauptnährstoffe unerlässlich für ein gesundes Pflanzenwachstum sind Stickstoff, Phosphor, Kalium, Schwefel, Calcium und Magnesium. Stickstoff fördert das vegetative Wachstum, Phosphor die Blüten- und Samenbildung, Kalium festigt das Gewebe und steuert den Wasserhaushalt, Schwefel den Energiestoffwechsel. Als Bestandteil des Blattgrüns ist Magnesium wichtig für viele Stoffwechselvorgänge. Zusätzlich brauchen die Pflanzen (unter anderem) Spurenelemente wie Eisen, Mangan, Zink, Kupfer, Chlor, Bor und Molybdän. Ob ein Nährstoff fehlt, lässt sich oft lässt sich an der Reaktion der Pflanze ablesen.

(C)Wurmwelten.de-Übersicht Mangelerscheinungen
(C)Wurmwelten.de-Übersicht Mangelerscheinungen

 

Betroffene Pflanzenteile Symptom Mangel
ältere Blätter verfärben sich gleichmässig hell- bis gelbgrün, später orange und fallen schliesslich ab Stickstoff-Mangel
bleiben klein, verfärben sich unterseits dunkelgrün bis rötlich-violett, haben ein starres Aussehen Phosphor-Mangel
werden vom Rand her gelb und trocken, krümmen sich oder rollen sich ein Kalium-Mangel
werden vom Zentrum her bei zunächst noch grünen Blattadern gelb und trocknen vom Rand her ein Magnesium-Mangel
vorwiegend jüngere Pflanzenteile, Triebspitzen, Blüten und Früchte Deformationen und Aufhellungen an Triebspitzen, Blüten und Früchten Calcium-, Kupfer-, Bor-, Molybdän-Mangel
keine Deformation, aber Adern grün, Blattspreite gelb (chlorotisch) Eisen-Mangel
keine Deformation, aber punktförmige Aufhellungen Mangan-Mangel

Doch nicht jeder verkümmerte Trieb oder jedes verdorrte Blatt deutet automatisch auf einen Nährstoffmangel hin. Oft sind mehrere Ursachen in Kombination dafür verantwortlich – z.B. ein falscher Standort, Wurzelschäden durch Wühlmäuse, Staunässe, Trockenheitsstress; selbst ein Umpflanzen kann die Wurzeln schädigen. Umso mehr empfiehlt sich eine Bodenanalyse. Experten raten, sie alle zwei bis fünf Jahre durchzuführen. Sie hilft, Mangelerscheinungen durch falsche oder fehlende Nährstoffgaben unmissverständlich zu identifizieren.

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Über Judith Supper

IMG_9165_HPJudith Supper ist Fachjournalistin, Texterin und Mitinhaberin des Medienbüros Brizamedia, das seit seiner Gründung 2015 einen umfassenden Medienservice für die grüne Branche bietet. Seit bald zehn Jahren ist Judith Supper für Fachmedien im In- wie Ausland tätig, darunter auch die bedeutendsten Fachzeitschriften des deutschsprachigen Raums. 2011 ging sie mit „Pflegeleichte Gärten gestalten“ (Christian Verlag) unter die Buchautoren und war von 2011 bis 2014 als leitende Redaktorin für g’plus (Herausgegeben von JardinSuisse, Unternehmerverband Gärtner Schweiz) beschäftigt. Egal ob eine Reportage über Pflanzenzucht im Weltall, ein Messebericht von der Chelsea Flower Show oder Portrait eines Floristik-Unternehmens, ihr Anliegen ist es, komplexe Inhalte leserfreundlich aufarbeiten, dabei aber niemals die fachlichen Sachverhalte aus den Augen zu verlieren.

Ihre Haupt-Interessensgebiete liegen in den Bereichen:

  • Umwelt- und Naturschutz
  • Gartenpraxis: Zier-, Nutz- und Naschgarten
  • Nachhaltigkeit und Biodiversität
  • Gartenkultur

www.brizamedia.ch

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