Humus: Warum ist er so wertvoll?

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“Diese Pflanze liebt humosen Boden”, so oder ähnlich lautet oftmals die Empfehlung zum Einpflanzen. Aber was genau ist denn ein humoser Boden? Warum ist er begehrt? Und kann er auch unerwünscht sein? Erfahren Sie hier mehr über Humus!

Was ist Humus?
Mit Humus ist die Mischung aus toter organischer Masse mit mineralischen Bodenbestandteilen in den oberen Bodenschichten gemeint. Dazu gehören sowohl abgestorbene Pflanzenteile als auch tote Tiere. Huminstoffe geben diesem Oberboden eine charakteristische dunkle Erdfarbe. Im Allgemeinen ist die Schicht zwischen zehn und 30 Zentimeter stark. Sie hat ein optimales Gefüge, steckt voller Nährstoffe und bildet deshalb den zentralen Lebensraum für eine Fülle von Lebewesen. Ihre Bandbreite reicht vom winzigen Einzeller bis zu Maus oder Maulwurf.

Muster: Rohstoff-Schichtung
Muster: Rohstoff-Schichtung

 

Wie entsteht Humus?
Bei der Humusbildung greifen physikalische, chemische und biologische Prozesse ineinander. Es beginnt damit, dass Wind, Wetter und Wasser das Grundgestein zermahlen. Dadurch entstehen Lebensräume für Pflanzen, Tiere, Pilze, Insekten und Mikroorganismen. Ihr Gedeihen und Vergehen steht in einem immerwährenden Umwandlungsprozess, der überwiegend organisch abläuft: Bodenlebewesen wie Geißeltierchen, Bakterien, Strahlenpilze, Algen, aber auch Asseln, Spinnentiere, Milben, Insekten sowie Schnecken, Regenwürmer, Mäuse und Maulwürfe sind daran beteiligt und profitieren von der Nahrungskette, dem “Gefressen werden”. So entstehen fruchtbare Bodenschichten, die Verbindungen enthalten von Mineralstoffen, Kohlenhydraten, Ligninen und Eiweißen. Mikroorganismen bauen sie in ihrem Stoffwechsel zu Kohlendioxid und Wasser ab und setzen dabei die Nährstoffe so frei, dass sie wieder für die Pflanzen verfügbar sind. Die wichtigsten Nährstoffe für Pflanzen sind Stickstoff, Phosphor und Kalium; aber auch Eisen, Magnesium, Mangan oder Bor sind wichtig, als Spurenelemente in geringeren Mengen.

Was kennzeichnet guten Humus?
Im Idealfall ist der Boden gut durchlüftet, warm und ausreichend feucht. Es sind viele Nährstoffe enthalten. Im Hinblick auf unsere immer trockener werdenden Sommer ist eine wichtige Eigenschaft von Humus seine Speicherfähigkeit für Wasser. Darüber hinaus ist er der bedeutsamste Kohlenstoffspeicher: Er bindet mehr als die Luft oder die Vegetation. Wissenschaftlich zieht man für die Beurteilung das Verhältnis von Kohlenstoff (C) zu Stickstoff (N) heran: Es sagt etwas über den Humusgehalt, die Geschwindigkeit der Umsetzung und den Zersetzungsgrad aus.

Humus gibt es in den drei Stufen Mull, Moder und Rohhumus.
Ein gesunder Boden speichert viel Kohlenstoff. Es gibt viele Bodenlebewesen und die Zersetzung erfolgt vollständig. Je nach Ausgangsmaterial sind diese Humusschichten sandig, schluffig oder lehmig und reagieren sauer oder basisch. Selbst schwer abbaubare Stoffe (wie Knochenfragmente, Cellulose, Lignin, Lipide, Chitin) werden allmählich durch Spezialisten, etwa die Weißfäulepilze, ab- und umgebaut.
Manchmal ist der Boden kalt, nass oder hat wenig Porenvolumen. Dann stimmt meist auch das C : N-Verhältnis nicht. Beispielsweise verschiebt sich mit Nadelstreu das Verhältnis Richtung N. Es gibt weniger umsetzende Bodenlebewesen und die Zersetzung dauert länger. Es entstehen mehr Fulvosäuren, die den Boden sauer machen und ihn rötlich-bräunlich-gelblich färben. Bodenbakterien und vor allem Regenwürmer mögen ein saures Milieu nicht. Das Bodenleben verarmt. Schlimmstenfalls werden die Huminstoffe in den Untergrund ausgewaschen.

Was ist der Ton-Humus-Komplex?
Huminstoffe binden Mineral- und Nährstoffe: Sie können nämlich feinste Tonminerale mithilfe von Calcium, Magnesium oder anderen geladenen Metallteilchen sowie durch Wasserstoffbrücken miteinander “verkleben”. Diese organisch-mineralischen Gefüge haben viele Hohlräume und sind chemisch stabil. Man nennt sie Ton-Humus-Komplex. Besonders gut durchmischen sich organische und mineralische Substanzen im Verdauungstrakt des Regenwurms. Schleimstoffe stabilisieren diese Gefüge. Und schließlich machen Bakterien und Bodenpilze daraus Bodenkrümel (“Lebendverbau”).

Ein Boden mit vielen Ton-Humus-Komplexen ist weniger anfällig gegenüber Erosion oder Verschlämmung. Er hat ein gutes Porenvolumen, was wiederum den Luft-, Wasser- und Wärmehaushalt begünstigt. Die Nährsalze in den Ton-Humus-Komplexen können nicht ausgewaschen werden. Calcium, Magnesium Kalium und andere Nährstoffe darin sind austauschbar für die Pflanzenernährung. Bodenbakterien setzen Kohlenstoff, Stickstoff, Phosphor, Schwefel und Sauerstoff in pflanzenverfügbare Verbindungen um. Je günstiger die Bedingungen, um so belebter und fruchtbarer ist der Boden.

Mein Gartenboden mit viel Humus ist ertragreich.
Mein Gartenboden mit viel Humus ist ertragreich.

 

Wofür brauche ich Humus?
Einen nährstoffreichen Boden brauche ich vor allem dort, wo ich etwas üppig wachsen sehen möchte. Das sind meine Blumenrabatten und meine Gemüsebeete. Hier ist eine humushaltige Schicht von rund 30 Zentimetern erstrebenswert. Übrigens sind Brennnesseln Zeigerpflanzen dafür, welcher Teil meines Gartens von Natur aus besonders reich an Nährstoffen ist. Am Thymian erkenne ich die trockenen Ecken, während Schachtelhalm auf feuchte Stellen hinweist.

Prinzipiell verbessert Humus meinen Gartenboden: Er optimiert die Bodenstruktur und erhöht ihre Stabilität. Humus sorgt für eine gute Wasserführung und Belüftung. Er ist Speicher und Spender von Stickstoff und Kohlenstoff. Humus puffert die Bodenchemie. Überschüssiges Wasser vom Regen oder vom Gießen kann abfließen.
Mit Humusgaben rege ich die Mikroorganismen zu Aktivität an.
Ich kann ihn gezielt als Düngegabe anwenden oder einsetzen, wenn ich etwas neu einpflanze. Mit Humus verabreiche ich eine langsam fließende Nährstoffquelle. So vermeide ich eine Überdüngung, die zu schwammigen, weichen Pflanzen führt, die anfällig für Schädlinge und Krankheiten sind. Aber auch zu wenig Dünger ist ausgeschlossen, was Pflanzen nur gedrungen wachsen ließe und kraftlos machen würde.
Etwas vorsichtig sollte ich bei meinem Rasen sein: In so genannten “mastigen” Böden können Beikräuter zur lästigen Konkurrenz für die feinen Grashalme werden. Vor allem in armen Böden wirkt jedoch eine Humusgabe wie eine Kur für den Rasen. Es sind allerdings nur wenige Zentimeter Humus erforderlich.
Schwierig ist es bei Moos im Rasen: Es schränkt die Entwicklung der Gräser ein, weist meist auf Nährstoffmangel, verdichtete Böden und saure Verhältnisse hin (= niedrige pH-Werte). Es sind gleich mehrere Maßnahmen nötig, damit sich die Rasenfläche erholt. Eine Humusgabe gehört mit dazu!
Den hohen Nährstoffgehalt von Humus mögen allerdings nicht alle Pflanzen: So sind Moorbeetpflanzen, wie Rhododendron, Azaleen und Heide sowie Heidelbeeren, abgeneigt gegenüber dem Kalkanteil und lieben es eher feucht und sauer. Auch einige mediterrane Pflanzen bevorzugen mineralische humusarme Böden.

Welche Böden brauchen Humus?
Ein sandiger Gartenboden ist zwar gut durchlüftet, aber er kann nicht gut Wasser speichern. Außerdem hemmt Trockenheit die Aktivität der Bodenlebewesen. Mit einer Humusgabe in jedem Frühjahr verbessere ich die Speicherfähigkeit meines Bodens und führe ihm gleichzeitig eine langsam fließende Nährstoffquelle zu. Das Frühjahr ist generell eine günstige Jahreszeit, Humus auszubringen.

Lehmige oder tonige Böden können im Gegensatz zum Sandboden gut Wasser speichern. Oftmals enthalten sie zudem sehr viel organischen Kohlenstoff. Aber sie sind empfindlich auf Staunässe und damit auf Luftmangel. Ohne genügend Sauerstoff können manche Bodenorganismen nicht mehr arbeiten. Auch hier kann ich mit einer Humusgabe die Struktur lockern und die Bedingungen für die Bodenlebewesen optimieren. Zudem können sich in qualitativ minderwertiger Erde Pflanzenwurzeln nicht optimal entwickeln.

Wie fördere ich den Humusgehalt in meinem Gartenboden?
Es gibt verschiedene Wege, den Humusgehalt in meinem Gartenboden zu steigern:

Kompost anlegen
Mit meinen Garten- und Küchenabfällen kann ich einen Komposthaufen im Garten anlegen. Alternativ gibt es auch Komposter oder Wurmkisten, die den Vorgang beschleunigen. Für alle gelten einige Regeln, die nicht schwer umzusetzen sind: Beispielsweise gehören Dauerunkräuter und krankheitsbefallene Pflanzenteile nicht in den Kompost. Außerdem darf ich Bioabfälle, Grasschnitt, Laub und Strauchschnitt nicht so eng schichten, dass es zu einem Luftabschluss kommt, weil sonst Fäulnis einsetzt.

Quelle: Pixabay
Quelle: Pixabay

Den Kompost kann ich sieben, auf meinen Gartenboden ausbringen und einharken.
Fertiger Kompost ist reich an stabilen Humussubstanzen und liefert Stickstoff, Phosphor, Kalium und Calzium.

Mulchen
Grasschnitt, Laub, Blattwerk, Stroh und andere (gesunde) Schnittabfälle eignen sich dafür, den Boden rund um meine Pflanzen bedeckt zu halten. Dadurch bleibt er warm (bei Hitze länger kühl) und feucht, was den Bodenlebewesen behagt und sie zur Humusbildung anregt. Durch das Mulchen hemme ich auch das Unkrautwachstum.
Alternativ bietet mir der Fachhandel diverse Mulchmaterialien an. Dabei habe ich zu beachten, ob ich – wie bei Rindenmulch – gleichzeitig auch Stickstoff ausbringen sollte, weil die Bodenlebewesen für den Umbau des Mulch viel davon brauchen.

Pflanzenjauchen, -tees und -brühen ausbringen
Jauchen setze ich an, indem ich zerkleinerte Pflanzenteile vergäre. Dann siebe ich sie ab und bringe sie auf meinen feuchten Gartenboden aus, am besten, wenn die Sonne nicht scheint. Jauchen sind meist reich an Stickstoff und Kalium. Bei starkzehrenden Gemüsen (Tomaten) kann ich sie sogar jede Woche an den Wurzelbereich gießen.
Für einen Tee nutze ich getrocknete oder frische Pflanzen, verwende ihn aber erst, wenn er abgekühlt ist. Besonders positiv auf den Boden wirken Grüner Tee und Kräutertee. Kamille fördert die Kompostierung. Ich kann sogar den Teesatz ausbringen. Allerdings ist ein Pflanzentee eher als Ergänzungsdünger zu verstehen.
Für eine Brühe zerkleinere ich Pflanzen, weiche sie ein, koche sie ab und lasse sie vor dem Ausbringen noch etwas stehen.

Den Boden lockern und lüften
Hier ist nicht das Umgraben gemeint, denn damit würde ich ja die Schichtung des Bodens verändern. Sinnvoller ist es, wenn ich den Boden mit dem Krail lockere oder harke. Manchmal ist es auch angebracht, mit einer Grabegabel Löcher in den Boden zu stechen. Bei guter Durchlüftung laufen die Umbauprozesse im Boden zügig und vollständig ab.

Eine Gründüngung vornehmen
Wenn ich freie Flächen im Garten habe, kann ich sie mit einer Gründüngung bestellen. Dafür sind beispielsweise Gelbe Lupine, Rotklee, Winterraps oder Sonnenblumen geeignet. Sie sind nicht nur wunderbar anzuschauen, sondern auch pure Wellness für meinen Gartenboden: Sie durchwurzeln ihn gründlich oder tiefgründig, lockern und durchlüften ihn auf diese Weise. Mein Boden ist vor Sonne, Hitze und Wind geschützt und damit sind Wasserverdunstung und Auswaschung genauso eingeschränkt wie Winderosion oder Verschlämmung. Unkraut kann keinen Fuß fassen. Nährstoffe verschwinden nicht mit dem Sickerwasser, sondern werden genutzt. Darüber hinaus mähe ich meine Gründüngungspflanzen und arbeite sie in den Boden ein, meist in der besten Phase ihrer Vegetation. So kommen jede Menge Nährstoffe in meinen Gartenboden und die Humusbildung setzt ein.
Einen Zusatznutzen haben Ringelblumen, Ölrettich und Tagetes: Sie helfen gegen schädliche Nematoden. Und Schmetterlingsblütler sammeln durch ihre Knöllchenbakterien Stickstoff aus der Bodenluft.

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Über Ute Roggendorf

Ute Roggendorf_1200Ute Roggendorf freut sich, ihre beiden großen Leidenschaften, das Gärtnern und das Schreiben, beruflich kombinieren zu können.
In einer Einzelhandelsgärtnerei kümmert sie sich um das Wohl von Pflanzen und Kundschaft. In der Freizeit zieht sie auf dem eigenen Feldstück Gemüse für die heimische Küche.
Ebenso fasziniert ist sie vom Spiel mit Worten. Deshalb hat die Gartenbauingenieurin mit Gärtnerlehre auch den Journalismus zu ihrem Beruf gemacht. Seitdem war sie in verschiedenerlei Verlagen der gärtnerischen Fachpresse beschäftigt. Als Redakteurin weiß sie zudem, wie man eine Zeitung macht.
Inzwischen recherchiert, textet und fotografiert sie freischaffend auch für andere Auftraggeber.
Außerdem ist sie Onlineredakteurin und betreut die Textversionen eines E-Commerce-Unternehmens. Dabei achtet sie darauf, dass alle Angebote gut im Internet zu finden sind. Und sie kann dort ganz viel Hintergrundwissen aus dem Handel in die Ratgeber und Blogs einfließen lassen.

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