Wie Nützlinge im Garten ansiedeln?

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Diese Frage beschäftigt viele Gärtnerinnen und Gärtner. Alle, die ihre Zeit am liebsten knieend zwischen Radieschen oder mit Unkrautzupfen verbringen, wissen, wie wichtig eine vielfältige Tierwelt für den Garten ist. Vielfältig: Das heisst, dass es neben Sympathieträgern wie dem Igel auch weniger kuschelige Tierchen braucht. Denn je grösser der Insekten-, Säugetier-, Reptilien- und Amphibienbestand, desto besser steht es um das ökologische Gleichgewicht des Gartens.

Nützlinge: Das ist der Überbegriff für all die Tiere, die aus menschlicher Sicht einen Nutzen für den Garten bringen. Entweder, indem sie schädigenden Tieren («Schädlingen») entgegenwirken, weil sie etwas zur Boden- oder der generellen Pflanzengesundheit beitragen oder indem sie Pflanzen bestäuben, sodass der Mensch etwas ernten (und die Pflanz sich vermehren) kann.

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Marienkäfer sind berüchtigte Blattlausjäger; allein ihre Larven saugen in den drei Wochen bis zu ihrer Verpuppung zwischen 400 und 600 Blattläuse aus.

 

Nützlinge, wer gehört dazu?
Zu den klassischen «Nützlingen» zählt man Spinnentiere wie Webspinnen oder Raubmilben. Ebenso gehören Insekten wie Marienkäfer, Raubwanzen, Schlupfwespen oder Florfliegen dazu. Auch Raubwanzen sind nicht zimperlich, wenn sie Insekteneier und -larven verspeisen. Noch weniger Schlupfwespen, die andere Insekten parasitieren. Florfliegenlarven fressen Blatt- und Schmierläuse, Raubmilben saugen Spinnmilben aus. Viele dieser Tiere lassen sich gezielt im Garten – einfacher funktioniert’s im Gewächshaus – ausbringen, falls die ein- oder andere Schädlingsflut überhand nimmt.

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Florfliegenlarve mit Beute – © “Chrysoperla_carnea_larva02″ By Eric Steinert – from de.wiki, uploaded by kulac, CC BY-SA 3.0, //commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1698970

 

Vögel, Igel, Kröten – und Tausendfüssler
Aber eigentlich beeinflussen alle Tiere die Räuber- und Beutepopulationen im Garten, denn sie sind voneinander abhängig und halten den jeweiligen Bestand in Schach. Zur Ernährung ihrer Jungen fangen Vögel jede Menge Insekten, Raupen und Larven. Meisen gelten als besonders fleissige Raupensammler, zu ihrer bevorzugten Babynahrung gehören die Raupen des Kleinen Frostspanners, welche an Obstbäumen grossen Schaden anrichten können. Dank seines Appetits auf Schnecken lässt sich auch dem Igel eine «Nützlings»-Funktion zuweisen. Gleiches gilt für Eidechsen und die nicht allzu wählerischen Kröten, auf deren Speiseplan Asseln, Ameisen, Spinnen, Fliegen, Ohrwürmer, Laufkäfer, Erdraupen und Nacktschnecken stehen. Und Tausendfüssler. Diese wiederum sind für den Garten in seiner Gesamtheit unersetzlich, denn sie ernähren sich vor allem von feuchtem Laub. Damit tragen sie wesentlich dazu bei, Herbstlaub und anderes Pflanzenmaterial zu zerkleinern und in fruchtbaren, wertvollen Humus umzuwandeln.

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Eidechsen ernähren sich von Insekten wie Spinnen, Ameisen, Läuse und Zikaden, aber auch Schnecken und Würmer verschmähen sie nicht (©Judith Supper)

 

Nur einen Nützling fördern ist sinnlos
Alles hängt also mit dem ökologischen Gleichgewicht zusammen. Ohne Vögel können Frostspanner und Co. unbesorgt das Laub des Apfelbaums abfressen. Fehlen Marienkäfer und Florfliegen, nehmen Blattläuse überhand. Und ohne den Tausendfüssler gibt es keinen fruchtbaren Boden. Je mehr unterschiedliche Lebewesen also in einem Garten vorhanden sind, desto weniger rasant kann sich ein Schädling ausbreiten und bleibt idealerweise unter einer vertretbaren Schadschwelle. Einen einzelnen Nützling zu fördern, ist daher so aussichts- wie sinnlos. Das Ziel muss sein, verschiedensten Arten eine Lebensgrundlage zu bieten.

Aber wie vorgehen?
Geduldig sein. Bevor Florfliege und Co. aktiv werden, muss sich zunächst einmal eine gewisse Blattlaus-Population etabliert haben. Denn die Nützlinge harren nicht in einer Warteposition aus, sondern finden sich dort ein, wo der Tisch gedeckt ist.

Lebensräume schaffen. Insekten, Säugetiere und Vögel brauchen einen Unterschlupf, wo sie sich vor Feinden verstecken, wo sie überwintern und wo sie ihre Brut aufziehen können. Hier sollte es möglichst wild und dicht wachsen dürfen. Je vielfältiger diese Lebensräume, umso besser.

Einheimische Pflanzen und Pflanzenvielfalt. Sie sind die Nahrungsgrundlage für verschiedene einheimische Insekten und Vögel. Zu überlegen ist, ob man nicht ein Stück des Rasens in eine Wildblumenwiese umwandeln oder die Pachysandra-Bodendecker-Rabatte durch ein vielfältiges Wildstaudenbeet ersetzen möchte.

Blätter- und Komposthaufen. Sie sind die Lebensgrundlage vieler Insekten und sollten möglichst lange, zum Beispiel am Fusse einer Hecke, liegen bleiben. Auch für Blindschleichen, Eidechsen und Kröten sind diese Haufen überlebenswichtig, denn hier finden sie Nahrung, sprich: Insekten, Nacktschnecken und Würmer.

Pflege. Wer es ernst meint mit dem Tierwohl in seinem Garten, nutzt anstelle des Rasenmähers eine Sense oder mäht den Rasen immer auf einer der höheren Stufe. So bleibt Blindschleichen und Co. auch nach der Mahd die Versteckmöglichkeit.

 

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Über Judith Supper

IMG_9165_HPJudith Supper ist Fachjournalistin, Texterin und Mitinhaberin des Medienbüros Brizamedia, das seit seiner Gründung 2015 einen umfassenden Medienservice für die grüne Branche bietet. Seit bald zehn Jahren ist Judith Supper für Fachmedien im In- wie Ausland tätig, darunter auch die bedeutendsten Fachzeitschriften des deutschsprachigen Raums. 2011 ging sie mit „Pflegeleichte Gärten gestalten“ (Christian Verlag) unter die Buchautoren und war von 2011 bis 2014 als leitende Redaktorin für g’plus (Herausgegeben von JardinSuisse, Unternehmerverband Gärtner Schweiz) beschäftigt. Egal ob eine Reportage über Pflanzenzucht im Weltall, ein Messebericht von der Chelsea Flower Show oder Portrait eines Floristik-Unternehmens, ihr Anliegen ist es, komplexe Inhalte leserfreundlich aufarbeiten, dabei aber niemals die fachlichen Sachverhalte aus den Augen zu verlieren.

Ihre Haupt-Interessensgebiete liegen in den Bereichen:

  • Umwelt- und Naturschutz
  • Gartenpraxis: Zier-, Nutz- und Naschgarten
  • Nachhaltigkeit und Biodiversität
  • Gartenkultur

www.brizamedia.ch

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